Direkt zum Inhalt
Affenpocken: Forderung nach Kondomen
Rubrik

Affenpocken: Forderung nach Kondomen Nach Infektion drei Monate lang Sex nur mit Kondom

ms - 18.07.2022 - 14:30 Uhr

Die britische Gesundheitsbehörde (UKHSA) sorgt mit ihrer neusten Forderung für ein gewisses Präventions-Revival in der Gay-Community: In den neuen Leitlinien empfiehlt die Behörde, 12 Wochen lang nach einer Infektion mit Affenpocken (MPX) auch bei einem sehr milden Verlauf Sex nur mit Kondomen zu praktizieren. Die Präventionsmittel der ersten Stunde können zwar nicht generell eine Infektion mit den MPX-Viren verhindern, aber eine im Juli 2022 veröffentlichte Studie belegte, dass die DNA der Affenpocken auch in Körperflüssigkeiten wie Sperma und Speichel vorhanden sind. Aida Peiró-Mestres, die Autorin der neuen Studie, sagte gegenüber Contagion Live: "Einige frühere Studien hatten bereits das gelegentliche Vorhandensein von viraler DNA in einigen Proben und bei einigen Patienten gezeigt, aber hier zeigen wir, dass virale DNA häufig in verschiedenen biologischen Flüssigkeiten, insbesondere im Speichel, während der akuten Phase der Krankheit und bis zu 16 Tage nach dem Auftreten der Symptome bei einem Patienten vorhanden ist."

Es gibt noch keine offizielle Erklärung, dass die Affenpocken tatsächlich sexuell übertragen werden können, doch die UKHSA ist angesichts der wissenschaftlichen Entwicklung eher vorsichtig und empfiehlt daher ab sofort die Verwendung von Kondomen nach der Genesung von dem Virus. Auch die Deutsche Aidshilfe hatte sich vor kurzem mehrfach für die Verwendung von Kondomen als präventive Maßnahme ausgesprochen und stellte dabei auch klar: „Als Hauptübertragungsweg für MPX-Viren gilt enger und längerer Haut-zu-Haut-Kontakt, zum Beispiel beim Kuscheln oder beim Sex, vor allem Kontakt mit den Hautveränderungen wie Bläschen, Pusteln, Wunden oder Schorf. Kondome schützen nicht vor einer Infektion, sie können aber das Risiko für besonders schmerzhafte Verläufe im Anal- und Genitalbereich reduzieren.“

Die britische Gesundheitsbehörde rät zudem, beim Auftreten von Bläschen sich selbst zu Hause zu isolieren und zu warten, bis die Läsionen verschorft sind und der Schorf abgefallen ist. Erst wenn 48 Stunden lang keine neuen Läsionen aufgetreten sind und die Körpertemperatur drei Tage lang normal geblieben ist, könne eine erste Entwarnung gegeben werden. Während dieser Tage wird von sexuellen Aktivitäten ganz abgeraten, um die Übertragung des Virus auf einen Partner zu vermeiden. Mit Blick auf das Sexualverhalten erklärte die UKHSA weiter: "Es ist nicht bekannt, wie lange das Affenpockenvirus in Sperma und anderen genitalen Ausscheidungen vorhanden bleibt. Wenn Sie nach Beendigung der Selbstisolierung wieder sexuelle Aktivitäten aufnehmen möchten, sollten sie daher drei Monate lang ein Kondom benutzen, nachdem der Ausschlag verschorft ist und der Schorf abgefallen ist. Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, um das Risiko einer Übertragung der Infektion auf Ihren Partner zu verringern.“

Großbritannien und Deutschland sind nach wie vor die am stärksten betroffenen Länder von MPX in Europa. Beinahe ausnahmslos davon sind schwule und bisexuelle Männer betroffen. Seit kurzem laufen erste Impfungen mit einem Pockenimpfstoff für Humane Pocken, der zu 85 Prozent auch gegen die Affenpocken schützen soll. Epizentrum in Deutschland ist Berlin, wo die Impfungen aufgrund von bürokratischen, kassenärztlichen Fragen mit zweiwöchiger Verspätung erst letzte Woche gestartet sind. In Großbritannien und in Deutschland gibt es aktuell jeweils rund 1.900 bestätigte Fälle von MPX. Inzwischen hat sich die Virusinfektion weltweit ausgebreitet, erst am vergangenen Wochenende hatte Dr. Anthony Fauci, Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases in Amerika gegenüber CNN erklärt: „Dies ist etwas, das wir definitiv ernst nehmen müssen. Wir kennen das Ausmaß und das Potenzial der Krankheit noch nicht, aber wir müssen davon ausgehen, dass sie sich noch viel weiter ausbreiten kann, als es jetzt der Fall ist.“

Auch Interessant

Einigung im Wolf-Verfahren?

Muss der Pornostar nicht vor Gericht?

Hardcoredarsteller Austin Wolf sitzt wegen kinderpornografischem Material seit Juni in Haft – gibt es jetzt eine Einigung mit der Staatsanwaltschaft?
Attentatsplan auf US-Pride

FBI verhindert Anschlag in Arizona

Das FBI vereitelte in letzter Minute einen Anschlag auf den Phoenix Pride: Ein 17-Jähriger IS-Sympathisant wollte dort offenbar Splitterbomben zünden.