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Affen-Pocken breiten sich aus // © www.rki.de
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Affen-Pocken breiten sich aus Betroffen: Durchwegs homosexuelle Männer

ms - 19.05.2022 - 10:45 Uhr

Die ersten Fälle einer seltenen Affenpocken-Infektion wurden vor wenigen Tagen durchwegs bei schwulen Männern im Großraum London festgestellt, ohne dass es bei allen Infizierten bisher lückenlos verfolgbare Kontaktwege gegeben hatte. Nun werden neue Fälle auch aus Spanien und Portugal gemeldet. Das deutsche Robert-Koch-Institut (RKI) mahnt zur Wachsamkeit und hat Ärzte in Deutschland auf die seltene Viruserkrankung aufmerksam gemacht.

 

Die gute Nachricht: Bis jetzt verlaufen die Infektionen bei den Patienten zumeist sehr milde ab. Affenpocken sind eine Virusinfektion, die in der Regel nur im Zusammenhang mit Reisen nach Westafrika auftreten. Um sich damit zu infizieren, wird ein sehr enger Kontakt mit einer infizierten Person vorausgesetzt. Das Virus kann durch die Luft, durch den Austausch von Flüssigkeiten und durch sexuelle Kontakte übertragen werden.

Auch wenn die Erkrankung zumeist nicht lebensbedrohlich verläuft, zeigte sich nach den ersten Fällen die britische Gesundheitsbehörde UKHSA sehr besorgt und sprach von einer sehr ungewöhnlichen und seltenen Ausgangslage. Die infizierten Patienten wurden in Großbritannien in drei Krankenhäuser mit einer Spezialabteilung für Infektionskrankheiten untergebracht.

 

Die neusten Fälle wurden jetzt auch in der spanischen Hauptstadt Madrid nachgewiesen – bisher haben sich dort nach Angaben der Nachrichtenagentur Europa Press acht Menschen mit dem Virus infiziert. Ähnlich wie in Großbritannien sind auch hier nur schwule Männer von der Erkrankung betroffen.

Die bisher meisten Fälle, rund 20 Infizierte, wurden jüngst auch aus Portugal gemeldet – auch hier trat die Virusinfektion nur bei männlichen Homosexuellen auf.

 

Das RKI hat nun Ärzte in Deutschland für die, sich ausbreitende Viruserkrankung sensibilisiert, sodass im Falle einer Infektion schnell und zielgerichtet gehandelt werden kann. Schwule und bisexuelle Männer, die ungewöhnliche Hautausschläge oder Läsionen an sich feststellen, sollten zeitnah einen Arzt aufsuchen.

Oftmals sind erste Ausschläge im Genitalbereich festzustellen und können optisch den Anzeichen von Syphilis ähneln. Zu den weiteren Symptomen von Affenpocken gehören Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Schüttelfrost und Abgeschlagenheit. Das CDC, die oberste amerikanische Gesundheitsbehörde für Seuchen und Pandemien, hat inzwischen mitgeteilt, dass das Affenpocken-Virus eng mit dem uns bekannten Pocken-Virus verwandt sei, sodass eine generelle Pockenimpfung davor schützen könnte.

Seit der letzten großen Impfkampagne in den 1980iger Jahren galten die Pocken als weltweit besiegt. Seit 2017 wurden nun wieder vereinzelt mehrere Fälle von Affenpocken-Infektionen nachgewiesen. Das RKI geht aktuell davon aus, dass der größte Teil der Weltbevölkerung mittlerweile keinen Impfschutz mehr gegen Pocken hat.  

 

Innerhalb der queeren Communitys der bisher betroffenen Länder ist eine gewisse Besorgnis festzustellen, auch wenn die Krankheitsverläufe bis heute alle milde verlaufen.

Offen bleibt für Mediziner und Fachleute die Frage, warum die Virusvariante aktuell anscheinend nur schwule und bisexuelle Männer befällt. Die Infektionskette konnte inzwischen in ersten Schritten bereits nachvollzogen werden, der erste infizierte Mann aus London soll sich in Nigeria mit dem Virus angesteckt haben.

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