Direkt zum Inhalt
AfD gegen Schule der Vielfalt

AfD gegen Schule der Vielfalt Partei fordert Vetorecht für Eltern bei der Sexualerziehung

ms - 17.05.2023 - 10:00 Uhr
Loading audio player...

Die AfD in Sachsen kündigte eine groß angelegte Plakatkampagne im Umfeld von Schulen an – dabei soll explizit gegen Vielfalt und Sexualkundeunterricht an Schulen vorgegangen werden. Der Leipziger Verein Rosa-Linde meldet sich jetzt zu Wort und zeigt sich verstört und irritiert bezüglich der Aktion, die sich im Kern gegen das Projekt des Vereins, Schule der Vielfalt, richtet.

AfD geht es nicht um Wohl der Kinder

„Es ermüdet uns, wie die AfD mit ihren immer gleichen gefühlten Wahrheiten versucht, unsere Arbeit zu diskreditieren. Würde es ihr tatsächlich um das Wohl von Kindern gehen und nicht um die Verbreitung der eigenen Ideologie, wüsste sie um die Belastungen, die mit einem Coming-out in Bezug auf die eigene Geschlechtsidentität einhergehen. Sie würde die vielfach durch Studien belegten Einschränkungen kennen, die für alle Kinder und Jugendlichen entstehen, wenn ihnen rigide Geschlechternormen aufgedrückt werden, statt sie ernst zu nehmen und in ihrer individuellen Entwicklung zu fördern“, so Adam Williams, Koordinator des Projekts Schule der Vielfalt.

Die Taktik der rechtsnationalen Partei sei dabei altbekannt und erinnere stark an andere kalkulierte Tabubrüche in den letzten Jahren. Die genauen Standpunkte der Aktion in Sachsen sind noch nicht bekannt, ein Schwerpunkt soll aber in der Tat Leipzig sein.

Klares Bekenntnis von der Politik gefordert

Der Verein wünscht sich diesbezüglich auch ein klares Statement seitens der sächsischen Regierung selbst: „Wir wünschen uns hier ein klares Bekenntnis von Kultusminister Piwarz und seinem zuständigen Ministerium zu unserem Projekt. Wir arbeiten nach dem Sächsischen Orientierungsrahmen für Familien- und Sexualerziehung und sind es leid, unsere Arbeit immer wieder gegen Angriffe von Rechtsaußen verteidigen zu müssen“, so Williams weiter. Das Ziel von Projekten wie Schule der Vielfalt ist es, Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte anzuregen, Kindern und Jugendlichen eine offene und wertschätzende Umgebung bereitzustellen, in der sie sich zeigen können, wie sie sind und Unterstützung bekommen, wenn sie diese benötigen.

Aufschrei bewusst kalkuliert

Das Kultusministerium verweist nach der Ankündigung der Aktion auf den Lehrplan und ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die Motive auf den Plakaten sind bewusst provokant gestaltet und zeigen unter anderem ein kleines Mädchen, das einen Teddy mit einem Penis im Arm hält. AfD-Chef Jörg Urban erklärte dazu gegenüber der Tagesschau: „Mir ist lieber, dass wir einmal einen größeren Aufschrei haben, wo alle sofort wach werden, als wenn so etwas hinter der verschlossenen Tür der Schule passiert.“

Schulen sollen sich gegen Aktion wehren

Ähnlich wie in den USA die Republikaner fordert die AfD für Deutschland ein Mitsprache- und Vetorecht für Eltern, wenn sie mit der Familien- und Sexualerziehung ihrer Kinder nicht zufrieden sind. Von rechtlicher Seite kann den Eltern dieses Vetorecht nicht gestattet werden, wie das sächsische Kultusministerium auf Anfrage erklärte.

Williams abschließend dazu: „Der Rosa-Linde Leipzig e.V. ist zuversichtlich, dass – sollte es sich bei dem Vorhaben um mehr als nur eine mediale Nebelkerze handeln – von der AfD angesteuerte Schulen sich zu wehren wissen und Position gegen diese absurde Aktion beziehen werden. Den von der AfD geforderten ´öffentlichen Aufschrei´ wird es ähnlich wie bei der 2018 eingeführten und kurz darauf in der Bedeutungslosigkeit versunkenen Meldeplattform für Lehrkräfte nur in eine Richtung geben – nämlich gegen die AfD und ihre menschenverachtende Ideologie.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Strafe, weil er CSD zuließ?

Anklage gegen Gergely Karácsony

Der Bürgermeister von Budapest sieht sich mit strafrechtlichen Ermittlungen konfrontiert, weil er die Pride-Parade im Juni 2025 ermöglicht hat.
Vorurteile im Kampf gegen HIV

Religiöser Hass in Uganda

Christliche Kirchen verhindern aus Homophobie in Uganda die Unterstützung von Menschen mit HIV, wie die jüngste UNAIDS-Studie belegt.
Rollback in Arlington

Ende bei Antidiskriminierungsschutz

Die erste Stadt in den USA, Arlington, hat jetzt die LGBTIQ+-Antidiskriminierungsgesetze aufgehoben. Eine Entwicklung mit landesweiter Signalwirkung.
Homosexuelle als Bedrohung

Neue Stigmata in Malaysia

Der größte islamische Jugendverein in Malaysia erklärte homosexuelle Menschen zur Bedrohung und fordert weitere Restriktionen gegen die Community.
Asyl für queere Flüchtlinge

Neues Zentrum in Amsterdam

In Amsterdam soll ein neues Asylzentrum nur für queere Flüchtlinge und alleinstehende Frauen entstehen.
Kontenlöschungen bei Meta

Queere Gruppen und Frauen betroffen

Meta steht massiv in der Kritik, zahlreiche Konten mit queeren Inhalten sowie zu Frauenrechten und Abtreibung gelöscht oder stark zensiert zu haben.
Neue Diskriminierung

Keine HIV-positiven US-Soldaten

Das US-Verteidigungsministerium will HIV-positive Soldaten entlassen. Ob das gelingt, ist derzeit Gegenstand einer juristischen Auseinandersetzung.
Klage gegen Erzbistum Köln

Vorwurf von sexuellem Missbrauch

Ein 70-jähriger Mann hat jetzt das Erzbistum Köln wegen mehrfachem sexuellen Missbrauch in seiner Jugend auf eine Million Euro Schmerzensgeld verklagt
Hassdelikt: Polizei ermittelt

Ein gezielter Tritt gegenLGBTIQ+

Ein Postbote in Belfast wurde entlassen, weil er einen Gartenwichtel in Regenbogenfarben samt Pride-Flagge mutwillig umstieß.