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Wird die queere Generation Z vergessen? // © IMAGO / Political-Moments
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Ängste schwuler Jugendlicher Neun von zehn jungen Menschen haben Zukunftsängste

ms - 06.04.2022 - 12:30 Uhr

Eine neue Studie des Meinungsforschungsinstituts infratest dimap im Auftrag der Vodafone Stiftung zeigt auf, dass die jüngste Generation Z (14-24 Jahre alt) sehr pessimistisch in die Zukunft blickt. Keine Generation zuvor hat sich dabei so sehr mit LGBTI*-Themen verbunden gefühlt, das belegen weitere Umfragen (Gallup Studie 2021). Insgesamt rund 20 Prozent der Generation Z definiert sich selbst als queer.

De repräsentative Befragung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland zeigt nun ebenso auf, dass die Mehrheit von ihnen sehr an der Politik interessiert ist (64 Prozent) und sich gleichzeitig aber nicht ausreichend vertreten sieht (73 Prozent). Nebst der Forderung nach mehr jungen Politikern im Bundestag, sticht ein Ergebnis am deutlichsten heraus: Fast neun von zehn jungen Menschen (86 Prozent) haben Angst vor der Zukunft.

Die Studie befragte rund 2.100 Menschen der Generation Z, wobei die Umfrage selbst vor dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs stattgefunden hat. Die große Zukunftsangst lässt sich also nicht lapidar auf das aktuelle Kriegsgeschehen in Europa zurückführen, sondern scheint eine weitaus tiefergehende Krise zu offenbaren. Im Interview mit dem Magazin watson erklärte der schwule SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert die Situation so: "Die Studie zeigt, dass viele junge Menschen von Politik das Bild haben, dass sie es momentan nicht hinbekommt, schnell genug Antworten zu finden, die groß genug sind für die Herausforderungen unserer Zeit. Und im Grundsatz stimmt diese Beobachtung ja auch."

So ist es auch nicht verwunderlich, dass 75 Prozent der Jugendlichen die deutsche Demokratie als zu schwerfällig empfinden, um mit den Problemen der Zeit adäquat umgehen zu können. Eines dieser Probleme ist die Diskriminierung von Menschen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur LGBTI*-Community oder wegen ihrer Nationalität, Hautfarbe oder Religion. Weitere wichtige Punkte für die Generation Z sind die soziale Ungerechtigkeit in Deutschland und die Klimakrise. Im Schnitt nur jeder dritte junge Mensch traut der deutschen Politik zu, diese Probleme bis zum Jahr 2050 in den Griff zu bekommen. Verständlich, dass so auch nur 8 Prozent der Generation Z der Auffassung ist, dass es künftige Generationen besser haben werden.

Kühnert sieht in diesem Frust allerdings auch eine Chance:

"Unzufriedenheit kann eine Triebfeder für Engagement sein. Wichtig ist jetzt, dass möglichst viele junge Menschen auch ihren gerechten Anteil an Mitbestimmung einfordern und in die Parlamente und politischen Organisationen drängen. Erfahrungsgemäß bekommen Kinder und Jugendliche ihren gerechten Anteil in unserer Gesellschaft nicht geschenkt – es geht nicht ohne Druck." Hoffnung macht Kühnert dabei die Tatsache, dass der aktuelle Bundestag und im Speziellen die Ampel-Koalition noch nie so divers und jung war wie heute: "Man kann auf das Plenum zeigen und jungen Menschen sagen: Guckt mal, die haben sich durchgesetzt. Da sieht es jetzt längst nicht mehr so alt und grau aus wie der Bundestag in euren Schulbüchern."

Ein Grund zum Ausruhen ist die aktuelle Situation trotzdem nicht – das bestätigte diese Woche im Gespräch mit dem Queer-Beauftragten der Bundesregierung Sven Lehmann auch der Vorsitzende des Deutschen Bundesjugendrings Wendelin Haag: „Pakete der Regierung wie das Aufholpaket oder das Zukunftspaket sind wichtig und decken kurzfristig akute Bedarfe. Wir priorisieren aber weiter die langfristige Stärkung der zivilgesellschaftlichen Strukturen, in denen junge Menschen selbstorganisiert sind.“ Wichtige Themen seien Punkte wie Inklusion, Nachhaltigkeit und Digitalisierung für die Generation Z. „Gute Jugendpolitik stellt junge Menschen und ihre Interessen ins Zentrum und beteiligt Kinder und Jugendliche strukturell“, so Haag weiter.

In diesem Zusammenhang verdeutlichte auch Lehmann noch einmal die Wichtigkeit des geplanten Nationalen Aktionsplans, der in diesem Jahr konkret ausgearbeitet werden soll und die Bedürfnisse und Sorgen junger queerer Menschen aktiv angehen und strukturell in allen 16 Bundesländern verbessern soll. Auch SPD Generalsekretär Kühnert bestätigt, dass die Zeit zum Handeln jetzt sei: „Wir dürfen die großen Katastrophen in der Welt und die kleinen, alltäglichen Katastrophen im Leben der jungen Menschen nicht gegeneinander ausspielen. Die junge Generation hat wirklich lange genug gewartet, dass ihre Anliegen endlich behandelt werden."

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