Adoptionen in Deutschland Homosexuelle Eltern warten noch immer auf die Reform des Abstammungsrechts.
Die Zahl der Adoptionen von Kindern in Deutschland ist seit Jahren auf einem gleichen Niveau, der Großteil aller Adoptionen (69%) erfolgt inzwischen allerdings durch Stiefeltern – jene Stiefkindadoption ist die klassische Vorgehensweise bei schwulen und lesbischen Paaren. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 3.820 Kinder adoptiert, so das Bundesamt für Statistik.
Warten auf die Reform des Abstammungsrechts
Noch immer ist die Stiefkindadoption dabei ein langwieriges und kostenintensives Verfahren für homosexuelle Paare – die Bundesregierung hatte zu Beginn der Legislaturperiode erklärt, sie wolle eine Reform des Abstammungsrechts durchsetzen, sodass künftig beispielsweise im Falle zweier lesbischer Mütter die nicht leibliche Partnerin automatisch bereits bei der Geburt des Kindes als gleichberechtigter Elternteil anerkannt wird. Abseits von mehrfachen Bekundungen seitens der Ampel-Koalition ist es nach bald zwei Jahren Regierungszeit bisher noch zu keinen weiteren konkreten Schritten diesbezüglich gekommen.
Stiefkindadoption bei Kleinkindern
Die Mehrheit der adoptierten Kinder in Deutschland ist unter drei Jahren, sie machen inzwischen rund 54 Prozent aller Fälle aus – bei der Stiefkindadoption sind es sogar 63 Prozent. Die fast dreijährige Zeit, bis eine solche Stiefkindadoption vollzogen ist, entspricht dabei auch der gängigen behördlichen Bearbeitungsdauer bei homosexuellen Paaren.
Internationale Adoptionen, die gerade auch immer mal wieder unter schwulen Paaren mit Kinderwunsch angedacht werden, machen in der Statistik gerade einmal drei Prozent aller Fälle aus. Im Jahr 2022 kamen insgesamt 121 ausländische Kinder im Zusammenhang mit einer Adoption nach Deutschland, dabei stammten 49 von ihnen aus Asien, 31 aus anderen Teilen Europas, 22 aus Afrika und 19 aus Amerika oder der übrigen Welt.
Anstieg bei Adoptionen in diesem Jahr
In diesem Jahr könnte die Zahl der Adoptionen erstmals seit Jahren vielleicht deutlicher wieder ansteigen, zum Jahresende 2022 lag die Zahl der vorgemerkten Adoptionen bereits zehn Prozent über der Vorjahresmarke bei mehr als 900 Kindern. Die Zahl der Adoptionsbewerbungen hat sich gegenüber dem Vorjahr (4.140) ebenfalls erhöht. In den Adoptionsvermittlungsstellen lagen rund 4.400 Adoptionsbewerbungen (+6 %). Rechnerisch kommen auf ein Kind derzeit vier Elternpaare mit Adoptionswunsch.
LGBTI*-Verbände gehen davon aus, dass sich mit der Reform des Abstammungsrechts die Zahl der Adoptionen minimieren könnte, wenn lesbische Paare direkt mit der Geburt als gleichberechtigte Elternteile anerkannt werden und sich langwierige Verfahren bei der Stiefkindadoption erübrigt haben.