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Nein zur Selbstbestimmung

62 Prozent der Befragten dagegen Jeder fünfte Brite zeigte sich unentschlossen

ms - 23.01.2023 - 12:00 Uhr
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Die Fronten im Streit um das geplante Selbstbestimmungsgesetz in Schottland verhärten sich immer mehr, während seit Tagen auf Londons Straßen demonstriert wird. Die neuste Umfrage dazu unter der britischen Bevölkerung seitens der Times zeigt nun allerdings klar auf: Die Mehrheit der Briten lehnt das Selbstbestimmungsgesetz ab.

Briten wollen kein Selbstbestimmungsgesetz

Eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag der Times ergab, dass die Öffentlichkeit mit großer Mehrheit die Haltung der britischen Regierung unterstützt und die Pläne des schottischen Parlaments zur Selbstidentifizierung ablehnt. Die Studie ergab, dass 62 Prozent der Befragten dagegen sind, dass Menschen ohne medizinische Diagnose einer Geschlechtsdysphorie rechtlich nach drei Monaten Probezeit (sechs Monate bei Jugendlichen) von einem ins andere Geschlecht wechseln können, so wie es das neue Gesetz vorsieht. Jeder fünfte Brite zeigte sich unentschlossen (19 %), nur 22 Prozent sprachen sich für das neue schottische Gesetz aus. Zu ähnlichen Werten kam auch eine Umfrage unter Schotten, auch hier wurde das Gesetzesvorhaben mit deutlicher Mehrheit abgelehnt.

Klares Nein zur Selbstbestimmung Minderjähriger

Noch deutlicher lehnten die Briten die Richtlinie im geplanten Selbstbestimmungsgesetz ab, dass künftig bereits Jugendliche ab 16 Jahren eigenverantwortlich über einen gesetzlichen Geschlechtswechsel entscheiden dürfen. 71 Prozent der Briten sind dagegen, gerade einmal 16 Prozent unterstützen dieses Vorhaben. Auch deswegen hält die deutliche Mehrheit der Befragten (42 %) es ebenso richtig, dass England das schottische Gesetz blockiert hat. Nur 15 Prozent der Briten halten das für falsch.

Schade das Gesetz auch Trans-Menschen?

Anfang dieser Woche verteidigte auch die britische Ministerin für Handel und Gleichstellung, Kemi Badenoch, das Veto des Vereinigten Königreichs, ohne dessen Zustimmung das schottische Gesetzesvorhaben nicht in Kraft treten kann. Änderungen am schottischen Gesetz könnten Menschen, die das System "ausnutzen" wollten, Tür und Tor öffnen – Badenoch nennt diese Menschen “Raubtiere“ und bekräftigte zudem, dass das neue Gesetzesvorhaben letzten Endes auch Trans-Menschen schaden würde: „Das ist ziemlich schlecht für Trans-Menschen. Sie werden dann mit Raubtieren und Menschen, die Böses im Sinn haben, in einen Topf geworfen. Deshalb ist eine strengere Regelung anstelle einer lockeren Regelung sehr wichtig".

Regierung ist nicht transphob

Zudem bekräftigte die Ministerin gegenüber der Times, dass das Veto und auch die Einstellung der britischen Regierung keineswegs transphob seien, wie ihr von Seiten von Trans-Aktivisten auf mehreren Demonstrationen seit letzter Woche immer wieder vorgeworfen wird: „Im Parlament sind wir alle pro-trans. In der Debatte geht es um die Selbstidentifizierung. Die Änderungen, die Schottland vornimmt, sind von großer Bedeutung. Es geht nicht um Trans-Personen. Wir haben bereits das Verfahren zur Anerkennung des Geschlechts. Es ist also nicht so, dass Schottland etwas Neues einführt, was wir noch nicht haben. Alles, was sie tun, ist die Abschaffung von Sicherheitsvorkehrungen wie der medizinischen Diagnose, des Alters, in dem jemand sein Geschlecht legal ändern kann, und der Zeitspanne, die sie warten müssen. Das ist wirklich alles, worum es geht." Bisher können erwachsene Trans-Menschen in Schottland nach einer medizinischen Diagnose und einer Übergangszeit von zwei Jahren eine Geschlechtsänderung vornehmen lassen.

Debatte in Deutschland

Im Zuge des Streits im Vereinigten Königreich erreichte die Debatte einmal mehr auch Deutschland – auch hier soll in diesem Jahr nach den Plänen der Ampel-Koalition ein neues Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet werden, durch das alle medizinischen Diagnosen vor einer rechtlichen Geschlechtsanpassung entfallen und das Schutzalter auf 14 Jahre herabgesetzt werden soll. Ähnlich wie in Großbritannien laufen auch in Deutschland immer mehr Frauenverbände und auch erste LGB-Vereine Sturm gegen das Gesetz. Die Forderung nach einer breiten Debatte wird seitens der Politik (FDP) wie auch der ersten Medien (Die Welt) lauter. 

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