33 Jahre nach der Tat "Rentner-Cops" können Tatverdächtigen im Mordfall eines schwulen Friseurmeisters festnehmen
Ein 33 Jahre alter Mordfall an einem schwulen Friseurmeister aus Mülheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen) konnte jetzt aufgeklärt werden. Cold Case-Ermittler konnten den polnischen Tatverdächtigen in dieser Woche festnehmen, der vermutlich aus Habgier gehandelt hat.
Im Schlafzimmer erdrosselt
Im Januar 1991 war der Friseurmeister Günter K. (63) zusammen mit Freunden nach einer langen Partynacht vor seiner Wohnung angekommen – gegen halb sechs Uhr morgens hatte er sich vor der Haustür von den Freunden verabschiedet. Was danach geschah, gab der Polizei bis heute Rätsel auf. Schlussendlich informierten am nächsten Tag Angestellte des Friseurladens die Polizei, weil ihr Chef nicht mehr erreichbar war und auch nicht im Salon erschien. Die Beamten fanden Günter K. dann tot in seinem Schlafzimmer auf. Der 63-Jährige wurde mit dem Kabel einer Mehrfachsteckdose erdrosselt.
Schnell ist klar, dass das Motiv mit großer Wahrscheinlichkeit Habgier gewesen sein muss. In der Wohnung des schwulen Mannes fehlten wertvolle Uhren, Goldmünzen und ein teures Cartier-Feuerzeug im Wert von mehreren tausend DM. Die Polizei fahndet nach dem vermeintlichen Raubmörder, doch die Spur bleibt kalt.
Haftbefehl nach 33 Jahren
Jahre später nimmt die Essener Ermittlungsgruppe „Cold Case“ den Fall erneut auf, mit moderner Kriminaltechnik findet sich dabei eine heiße Spur. Die Ermittler können aufzeigen, dass der Fingerabdruck eines 1985 in Polen erwischten Einbrechers mit den festgestellten Fingerabdrücken in der Wohnung des schwulen Friseurmeisters übereinstimmt.
Am Dienstag dieser Woche überführen die Ermittler den mutmaßlichen, heute 62-jährigen Deutsch-Polen. MK-Leiter Dustin Wisnewski dazu: „Man merkte, dass ihm klar war, weswegen wir da sind.“ Eine Speichelprobe bestätigte dann überdies, dass der Fingerabdruck vom Verdächtigen stammt, die ebenso gefundenen DNA-Spuren stimmten überein, sodass das Amtsgericht jetzt einen Haftbefehl erlassen hat. Der Tatverdächtige sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.
Mord nach intimen Kontakten?
Zum möglichen Tathergang hat sich der damals 30-Jährige bisher nicht geäußert. Die Ermittler gehen davon aus, dass er möglicherweise intime Kontakte mit dem Friseurmeister gehabt hatte. Ob die Situation dabei eskalierte oder der Tatverdächtige in bewusster räuberischer Absicht agiert hat, ist derzeit nicht klar. Zeugen sagten allerdings bereits 1991 aus, dass Günter K. vor dem Haus von einem jungen Mann angesprochen worden war.
Staatsanwalt Martin Mende bestätigte gegenüber der BILD-Zeitung: „Wir gehen von Mord aus Habgier aus und Mord verjährt nicht, sodass es auch Jahrzehnte nach der Tat zu einer Anklage und zum Prozess kommen wird.“ Einer der Ermittler, Michael Detscher, der aus dem Ruhestand zurückkehrte, um Cold Cases aufzuklären, ergänzt dabei: „Die Opfer und ihre Angehörigen haben es verdient, dass wir nichts unversucht lassen. Die Hinterbliebenen von Günter K. haben sehr emotional und hocherfreut reagiert, als wir ihnen die Nachricht überbracht haben.“
Die umgangssprachlichen „Rentner-Cops“ der Mordkommission durchleuchten aktuell 32 unaufgeklärte Tötungsdelikte und 24 Vermisstenfälle allein in Essen, im ganzen Bundesland sind es mehrere hundert Fälle.