1.000 Homo-Ehen vor dem Aus Wird die gleichgeschlechtliche Ehe zum Auslaufmodell?
Im Jahr 2021 haben sich rund 1.000 gleichgeschlechtliche Paare scheiden lassen – ein Anstieg von rund 11 Prozent binnen eines Jahres. Die Situation entwickelt sich bei homosexuellen Paaren dabei genau gegenteilig gegenüber heterosexuellen Ehen in Deutschland – hier sanken die Scheidungsraten sogar um rund ein Prozent. Nebst den rund 1.000 Scheidungen wurden auch weitere rund 1.000 gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften aufgehoben, so die heute veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Die gleichgeschlechtliche Ehe war in Deutschland 2017 eingeführt worden – bis Ende 2021 registrierte das Bundesamt 65.600 homosexuelle Ehen, darin inkludiert auch rund 29.000 Fälle, in denen eine bereits eingetragene Lebenspartnerschaft in eine gleichgeschlechtliche Ehe umgewandelt worden war. Auch hier war zu verzeichnen, dass die Ehe anscheinend für immer weniger schwule und lesbische Paare von Interesse ist – binnen eines Jahres sank die Anzahl der Eheschließungen um mehr als 12 Prozent, drei Mal so hoch wie bei heterosexuellen Paaren. Bei der Verteilung selbst gehen lesbische Paare mit rund 53 Prozent aller Eheschließungen leicht in Führung.
Der Anstieg der Scheidungsrate unter homosexuellen Paaren verbunden mit dem ebenso starken Rückgang von neuen Eheschließungen unter Schwulen und Lesben wird die Diskussion abermals befeuern, wie relevant das Modell “Ehe“ für homosexuelle Menschen heute noch ist. Trotzdem bleibt die “Ehe für alle“ gerade aus Sicht der rechtlichen Gleichberechtigung ein großer Erfolg für die deutsche Lesben- und Schwulen-Community. Mit Blick in die USA, wo aktuell zu befürchten ist, dass der mehrheitlich konservative Oberste Gerichtshof noch in diesem Jahr das landesweite Recht auf die gleichgeschlechtliche Ehe wieder streichen könnte, zeigt sich erneut die Wichtigkeit der Rechtssicherheit für deutsche Homosexuelle in diesem Punkt, auch wenn von den rund sechs Millionen Lesben und Schwulen in der Bunderepublik gerade einmal rund ein Prozent bisher eine Ehe geschlossen haben.