10 Jahre Ehe für alle Heute vor zehn Jahren wurde in Irland die Verfassung geändert - seitdem können Schwule und Lesben heiraten
Irland feiert ein besonderes Jubiläum: 10 Jahre Homo-Ehe. Heute vor zehn Jahren wurde nach einer Volksabstimmung eine Verfassungsänderung und damit die Öffnung der Ehe für Schwule und Lesben beschlossen. Zuvor hatte es vier Jahre lang nur die Möglichkeit einer eingetragenen zivilen Lebenspartnerschaft gegeben.
Historische Volksabstimmung
Bis heute feiert die Community das „historische Referendum“, bei dem 62 Prozent der Bevölkerung für die Ehe für alle votiert hatten. Irland war damit das erste Land der Welt, das die gleichgeschlechtliche Ehe durch eine Volksabstimmung legalisiert hatte. Von den insgesamt 43 Wahlkreisen hatte nur der überwiegend ländlich geprägte Wahlkreis Roscommon-South Leitrim eine Mehrheit von "Nein"-Stimmen, das restliche Land sprach sich mehrheitlich dafür aus. Zu dem großen Erfolg hatte auch die zivile Partnerschaft beigetragen, die im Januar 2011 in Kraft getreten war und der Bevölkerung gezeigt hatte, dass ein Bündnis unter gleichgeschlechtlichen Menschen nicht schlimm ist.
„Es war etwas Monumentales“
Einen Tag nach dem erfolgreichen Referendum feierten dann tausende Schwule und Lesben mit schwenkenden Regenbogenfahnen vor dem Dublin Castle ihren großen Sieg. Mit ihnen jubilierten hunderttausende Menschen im ganzen Land, wie sich Michael Conlon im Interview mit der BBC erinnert – er gehörte zu einem der ersten schwulen Männer, der in Irland seinen Lebenspartner heiratete: „Ich hatte immer angenommen, dass eine zivile Lebenspartnerschaft so ziemlich alles ist, was wir bekommen konnten. Dann kam die Ehe für alle. Die anschließenden Feierlichkeiten im ganzen Land waren fast so, als hätte Irland die Fußballweltmeisterschaft gewonnen. Es war etwas Monumentales passiert. Es war, als hätte das ganze Land etwas gewonnen. Es war eine Erfahrung, die ich bis heute nicht wirklich in Worte fassen kann!“ Laut der BBC wurden seitdem in der Republik exakt 5.956 gleichgeschlechtliche Ehen geschlossen, knapp 53 Prozent davon waren schwule Männer.
Der Himmel ist nicht eingestürzt
Die Journalistin Una Mullally begleitete damals für die BBC das Geschehen und erklärte dazu jetzt: „Das Referendum war der Höhepunkt vieler Jahre der Organisation, des Protests und des Aktivismus gewesen. Manchmal fühlte es sich wie ein Hirngespinst an. Die ersten Proteste waren sehr klein. Und es stand sicher nicht auf der politischen Tagesordnung. Es gab viel Aufklärungs- und Sensibilisierungsarbeit, Sichtbarkeit und Vertretung in der Öffentlichkeit zu leisten. Es war also eine langer Weg. Als dann das Ergebnis feststand, war es für alle trotzdem eine große Überraschung, sowohl für diejenigen, die mit Ja, als auch für diejenigen, die mit Nein gestimmt hatten, allein wegen der großen Mehrheit, die dafür war. Es gab Schwulen und Lesben Sicherheit und ein besonderes Gefühl, dass so viele Menschen für sie da waren! Ich empfand danach völlige Erleichterung und Glück. Es war eine totale Freude. Ich werde diesen Tag nie vergessen!“
Heute, so Mullally weiter, echauffiere sich fast niemand mehr darüber, dass zwei Menschen gleichen Geschlechts in Irland heiraten. „Sogar einige der wirklich religiösen Menschen, die grundsätzlich dagegen sind, akzeptieren die Ehe nun eher. Sie sehen, dass der Himmel nicht eingestürzt ist, dass sie immer noch in die Kirche gehen können, dass sie immer noch beten können, dass ihnen keines ihrer Rechte genommen wurde.“