Netflix-Doku über P. Diddy Dokumentation bringt Rap-Konflikt auf die große Bühne
Am 2. Dezember startet beim Streamingdienst Netflix eine brisante Dokumentation, die einen der bekanntesten Namen der Popkultur ins Zentrum rückt: Sean „P. Diddy“ Combs. Überraschend ist jedoch weniger das Thema – sondern der Mann, der das Projekt maßgeblich verantwortet: Curtis „50 Cent“ Jackson. Der Rapper gilt seit Jahren als vehementester Kritiker des einstigen Hip-Hop-Magnaten und übernimmt nun die Rolle des ausführenden Produzenten der vierteiligen Reihe „The Reckoning“ („Die Abrechnung“).
Von der Fehde zur Doku
Beide Musiker dominierten Anfang der 2000er die US-Charts und bewegten sich im gleichen Umfeld. Bei den MTV Video Music Awards 2003 standen sie gemeinsam auf der Bühne, in Las Vegas tauchten sie bei denselben Partys auf. Eine echte Freundschaft entstand daraus nie. Jackson betonte später mehrfach, er habe den Kontakt zu Combs bewusst geringgehalten. Öffentliche Nähe sei lediglich Teil des Showbusiness gewesen. „Ich war nie auf Puffys Partys. Ich vermeide diesen Kram seit Jahren“, erklärte 50 Cent im Jahr 2024 – zu einem Zeitpunkt, als die Vorwürfe gegen Diddy bereits eskalierten.
Während Combs über Jahrzehnte als Produzent, Labelchef und Unternehmer zum einflussreichen Gesicht des Hip-Hop-Mainstreams wurde, wandelte sich Jackson zunehmend vom Rapstar zum Geschäftsmann mit eigener Medienmarke. Parallel verschärfte sich sein Ton gegenüber Diddy: Was zunächst wie Spott und Provokation wirkte, entwickelte sich zu einem anhaltenden Fehdepunkt. Als Combs schließlich in juristische Ermittlungen und Skandale verwickelt wurde, fühlte sich Jackson bestätigt – und begann öffentlich über eine Dokumentation nachzudenken.
Ein Projekt mit Symbolwirkung
Der Trailer, den 50 Cent vor wenigen Tagen erstmals teilte, lässt keinen Zweifel daran, welchen Anspruch die Produktion verfolgt. Eine Stimme sagt: „Du kannst nicht immer weiter Menschen verletzen, ohne dass etwas passiert. Es ist nur eine Frage der Zeit.“ Netflix selbst spricht von einer „erschütternden Untersuchung eines Medienmoguls“ – und deutet damit an, dass die Serie weniger Show als systematische Rekonstruktion sein soll.
Zu Wort kommen sollen ehemalige Wegbegleiter, Mitarbeiter und Menschen aus Combs’ direktem Umfeld. Sie schildern, wie aus einem glamourösen Popimperium offenbar eine Horrorshow wurde. Jackson betonte, er wolle denen Raum geben, die sich zuvor nicht getraut hätten zu sprechen. „Ich bin allen dankbar, die den Mut hatten, ihre Geschichten mit uns zu teilen“, sagt er. Ob der Konflikt zwischen ihm und Diddy selbst thematisiert wird, bleibt offen. „Sean Combs: The Reckoning“ ist ab morgen auf Netflix verfügbar. Regie führt Alexandria Stapleton, die bereits mehrere investigative Dokumentationen umgesetzt hat. Für 50 Cent ist das Projekt ein weiterer Schritt, sich als Produzent und Medienunternehmer jenseits seiner Musikkarriere zu positionieren – und zugleich ein öffentliches Kapitel einer Fehde zu schließen, die seit fast zwei Jahrzehnten schwelt.
Verurteilung und Zivilprozess
Der US-Rapper Combs wurde in diesem Jahr wegen Sexualstraftaten zu einer Haftstrafe von vier Jahren und zwei Monaten verurteilt. Die Geschworenen in New York sprachen den 56-Jährigen im Bereich Nötigung und Prostitution schuldig – bei den teils tagelangen und mit viel Drogenkonsum einhergehenden Sexpartys hatte er Sex mit Männern und Frauen. In puncto Menschenhandel sowie der Gründung einer kriminellen Organisation wurde der Musiker jedoch freigesprochen.
Derzeit läuft eine Sammelklage im Zivilrecht gegen Combs mit mehr als 120 Klägern, darunter auch zahlreiche Männer. Die Vorwürfe lauten auf sexuellen Missbrauch, Vergewaltigung und Gewalt. Vor Gericht hatte Combs eingestanden, sich „ekelhaft, beschämend und krank“ verhalten zu haben und bat seine Opfer um Verzeihung.