Sie ist glücklich verliebt Lena Oberdorf will Akzeptanz für schwule Fußballer
Profi-Fußballerin Lena Oberdorf (21) spielt für den VfL Wolfsburg. Sie gewann die Auszeichnung für die beste junge Spielerin der Europameisterschaft 2022 und war bei der Weltmeisterschaft 2019 als jüngste deutsche Nationalspielerin aller Zeiten dabei. Am Montag spielt sie in der Frauen-WM in Australien und Neuseeland in der Vorrunde gegen Marokko.
Der Guardian beschreibt sie als „eine der eindrucksvollsten Fußballerinnen der Welt“ und stuft sie auf Platz fünf seiner Fußballerinnen-Rangliste ein. In einem Interview mit dem englischen Blatt sprach die Sportlerin über ihre Freundin, ihre Meinung zu schwulen Fußballern und ihre Vergangenheit in Jungsmannschaften.
Jugend im Jungsfußball
Bis sie 16 Jahre alt war, spielte Oberdorf in Jungsmannschaften. Diese Erfahrung hat sie nachhaltig geprägt: „Es hat mich zu einer besseren Spielerin gemacht, weil die Jungs größer und stärker sind und man irgendwie durch sie durchkommen muss.“ Dabei habe sie auch gelernt, den Ball schnell wieder loszuwerden, weil sie keinen Tackle kassieren wollte. Oberdorf selbst setzt gern auf Grätschen und nahm dafür auch schon so einige gelbe Karten in Kauf.
Oberdorfs Meinung zu Katar
Die letzte Weltmeisterschaft der Männer hat Oberdorf sich nicht angeschaut: „Nach all den Nachrichten über Katar hatte ich keine Lust mehr. Die Bedingungen waren nicht gut, also habe ich beschlossen: ‚OK, ich werde nicht zusehen.‘“ Über die Protest-Aktion der deutschen Mannschaft, bei der die Spieler sich vor ihrem ersten Spiel den Mund zuhielten, sagte sie: „Es war eine schöne Geste, aber in Deutschland haben wir darüber gelacht, weil es nichts verändert hat.“ Die Mannschaft habe zumindest „irgendetwas“ getan, wenn schon das LGBTI*-Armband verboten wurde.
Saudi-Arabien sollte eigentlich auch die Frauenfußball-Weltmeisterschaft sponsern, doch die FIFA machte einen Rückzieher. Oberdorf war empört, als sie von der Idee erfuhr. Sie konnte die Aussagen von US-Spielerin Alex Morgen voll und ganz nachempfinden, die da sagte: „Ich will kein Land, in dem man mich nicht respektiert oder akzeptiert.“
Homosexualität im Fußball
Oberdorf macht aus ihrer Sexualität keine große Sache: „Wir sind so offen und tolerant“, sagte sie über den Frauenfußball. Ob es nun am Geschlecht oder an der Umgebung liegt, weiß sie nicht: Es sei einfach nebensächlich. Daher habe sie sich auch nie formell geoutet und gesagt: „Leute, ich hab eine Freundin.“ Stattdessen sei ihre Freundin Kimberly manchmal auf ihren sozialen Medien zu sehen – „die Leute können also denken, was sie wollen.“ Gegenüber Bild bestätigte Oberdorf: „Ich bin privat sehr glücklich.“
Dass Homosexualität im Männerfußball so ein großes Thema ist, läge an der Gesellschaft: „Wenn sich ein Fußballer outet, denken alle: ‚Ein schwuler Fußballer? Hmm.‘ Ich wünsche mir, dass sich jeder schwule Fußballer outen kann und von allen akzeptiert wird. Die Gesellschaft macht es Männern wirklich schwer. Aber wenn du deine Haare grün oder rot färbst, ist mir das egal. Es ist dein Leben.“
Queere Fußballerinnen
Auch Stürmerin Lea Schüller (25), die mit der österreichischen Profi-Seglerin Lara Vadlau (29) zusammen ist, betonte im WM-Trainingslager: „Bei uns ist das kein Tabu-Thema, sondern ganz normal. Vielleicht liegt es daran, dass es im Frauenfußball sowieso ein Klischee ist.“ Ihr selbst ist es „egal, was andere denken“. Im Männerfußball sei es anders – „vielleicht, weil sie noch mehr in der Öffentlichkeit stehen“.
Einige andere deutsche Spielerinnen haben ebenfalls eine Partnerin: Torhüterin Ann-Katrin Berger (32) ist mit der englischen Nationalspielerin Jess Carter (25) liiert. Verteidigerin Sara Doorsoun (31) trennte sich Ende 2022 von „Princess Charming“-Gewinnerin Lou Schaaf. Darüber sprach sie auch in der DFB-Dokumentation „Born for This“.
In derselben Doku warben Außenbahnspielerin Svenja Huth und ihre schwangere Frau Laura für neue Gesetze in Deutschland. Die beiden wandten die ROPA-Methode an: die befruchteten Eizellen stammen also von Huth. Biologisch sind sie somit beide Mütter und das würde in Spanien auch so anerkannt – in Deutschland muss die Fußballerin ihr eigenes Kind adoptieren. Das ist nicht nur langwierig, sondern auch unangenehm: „Es ist demütigend, weil sich die Mutter bis auf die Unterhose ausziehen muss, indem sie einen Drogentest machen und ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen muss. Mehr Wunschkind als bei uns geht nicht. Da wünscht man sich mehr Gleichberechtigung.“