Twilight an den Feiertagen Was macht Stephenie Meyer eigentlich heute?
Es gibt liebgewonnene Rituale, die wir während der Feiertage immer wieder zelebrieren, dazu gehören popkulturelle Filme wie die Harry-Potter-Reihe, „Herr der Ringe“ oder „Twilight“ – zur kalten Jahreszeit macht es besonders viel Freude, in die Welt der Vampire und Werwölfe zu entfliehen. Um Erfinderin und Autorin Stephenie Meyer indes ist es zuletzt sehr ruhig geworden. Zu ihrem heutigen 52. Geburtstag wollen wir uns fragen, warum?
Popkultur der 2000er Jahre
Stephenie Meyer wurde 1973 in Hartford, Connecticut geboren und zählte einige Jahre lang zu den erfolgreichsten Jugendbuchautorinnen der modernen Literatur. Ihre „Twilight“-Saga, erschienen zwischen 2005 und 2008, wurde weltweit zu einem Bestsellerphänomen, in über fünzig Sprachen übersetzt und über 155 Millionen Mal verkauft, davon allein rund elf Millionen Exemplare nur in Deutschland. Die fünfteilige Filmreihe machte Meyers Vampir-Universum schließlich zu einem globalen Popkulturgiganten.
Die Twilight-Saga: Das Phänomen eines Jahrzehnts
Mit den vier Romanen Twilight, New Moon, Eclipse und Breaking Dawn (zu deutsch die Biss-Reihe) sowie dem ergänzenden Roman Midnight Sun schuf Meyer eine moderne Fantasy-Liebesgeschichte, die vor allem Jugendliche weltweit begeisterte, insbesondere auch queere junge Menschen. Die Bücher mischten klassische Motive – Unsterblichkeit, übernatürliche Bedrohungen, romantische Konflikte – mit einer emotional zugänglichen Coming-of-Age-Erzählung. Die Filme (2008–2012) mit Kristen Stewart, Robert Pattinson und Taylor Lautner verstärkten den Popkulturstatus der Reihe erheblich und machten die Darsteller international bekannt.
Bedeutung für die LGBTIQ+-Community
Die „Twilight“-Romane selbst enthalten dabei keine expliziten LGBTIQ+-Charaktere oder -Handlungen. Meyer hat sich zudem nie als queere Autorin positioniert. Dennoch entwickelte die Reihe auf mehreren Ebenen eine besondere Resonanz innerhalb der Community – ein dokumentiertes Phänomen in der Medien- und Fanforschung. Die internationale Fan-Community rund um Twilight zählt so seit Erscheinungsbeginn viele queere Leser. Fanfiction-Plattformen verzeichnen bis heute eine große Menge an queeren Reinterpretationen der Charaktere. Genervt waren manchmal indes gerade schwule Fans online aber immer wieder darüber, dass die bekennende Mormonin Sex nur innerhalb der Ehe in ihren Büchern geschehen ließ und somit in gewisser Weise Werbung für ein „Keuschheits-Gelübde“ unter Teenagern machte. Die Welt-Zeitung nannte Meyers Vampirbücher daher auch „ein 1500 Seiten langes Plädoyer für den vorehelichen Triebverzicht“ und gleichzeitig „modern und so übersexualisiert wie ihre Gegenwart.“
Mit Blick auf ihre Bedeutung für die Community kommen die Außenseiter-Narrative der Identifikationsfiguren noch dazu: Bella Swan und Edward Cullen – beide fremd in der eigenen Welt, zwischen Identitäten stehend – wurden häufig in queeren Lesarten als Metaphern für Selbstfindung, Anderssein und die Suche nach Zugehörigkeit gedeutet. Verstärkt wurde das Phänomen durch die direkten Einflüsse der Hauptdarsteller auf die LGBTIQ+-Kultur: Kristen Stewart, die später öffentlich über ihre Beziehungen zu Frauen sprach und heute eine prominente queere Schauspielerin ist, wurde für viele LGBTIQ+-Jugendliche zu einer wichtigen Identifikationsfigur. Auch Taylor Lautners späterer offener Umgang mit queeren Fans trug zur Relevanz des Franchises bei.
Meyers Karriere nach Twilight
Nach dem Ende der Saga veröffentlichte Meyer den Science-Fiction-Roman „Seelen“ (2008), der ebenfalls verfilmt wurde. Darauf folgte der Roman „Die Spezialistin“ – die Erfolge blieben überschaubar und die mediale Aufmerksamkeit nahm ab. Sie gründete die Produktionsfirma Fickle Fish Films, die unter anderem an der Umsetzung mehrerer Jugendbuchverfilmungen beteiligt war und arbeitete an einer Fernsehserie, die bisher nicht realisiert wurde. 2020 veröffentlichte Meyer nach jahrelanger Nachfrage „Midnight Sun“, eine Neuerzählung von Twilight aus Edwards Perspektive, das sofort internationale Bestsellerlisten anführte. Seitdem wurde es immer ruhiger um die US-Autorin.
Meyer selbst hat zunächst angekündigt, dass zwei weitere „Twilight“-Romane geplant sind, betonte aber zugleich, dass „diese Bücher frühestens nach langer Pause“ erscheinen würden — da sie zunächst an etwas völlig Neuem arbeiten möchte. Inzwischen erklärte sie außerdem, sie wolle sich von der Welt der Vampire lösen und sich neuen Ideen widmen. Literaturkenner betonten zudem mehrfach, die Jugend- und Fantasy-Literatur habe sich stark verändert, gerade auch queere Themen wie bei „Heartstopper“ halten immer mehr Einzug – ob das eine Mormonin wirklich interessiert, ist fraglich. Gut möglich, dass wir von Meyer gar nichts mehr Neues lesen werden – doch selbst dann wird für queere Romantiker ihre Vampir-Saga in Erinnerung bleiben, besonders an den Feiertagen.