Todesfälle in der Community 2025 starben einige besondere LGBTIQ*-Lieblinge
Einige bekannte Gesichter und Namen unserer Community starben in diesem Jahr, die allermeisten davon unerwartet – vielerorts ist der Schock über die Todesnachricht bis heute präsent. Wir mussten Abschied nehmen von liebgewonnenen Künstlern, Kreativen und Aktivisten. 2025 war ein Jahr, in dem die LGBTIQ+-Community besonders viele Verluste hinnehmen musste. Menschen, die durch Musik, Film, Mode, Drag, Literatur oder Aktivismus jahrzehntelang Sichtbarkeit, Inspiration und kulturelle Impulse lieferten, sind von uns gegangen. Ihr Wirken bleibt unvergessen.
AnNa R. (✝55)
Die deutsche Sängerin, bekannt als Teil von Rosenstolz, prägte über drei Jahrzehnte die Popmusik des Landes. Ihre Lieder spiegelten oft Identitätssuche, Selbstzweifel und Neuanfang wider und sprachen zahlreiche queere Menschen direkt an. AnNa R. engagierte sich früh für HIV- und Aids-Prävention und erhielt dafür 2011 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Ihr unerwarteter Tod im März 2025 löste große Anteilnahme in der Musikszene und unter Fans aus.
Rosa von Praunheim (✝83)
Der deutsche Regisseur, Drehbuchautor und Aktivist Rosa von Praunheim starb kurz vor Weihnachten fünf Tage nach seiner Hochzeit mit seinem langjährigen Freund Oliver Sechting im Alter von 83 Jahren in Berlin. Mit seinen Filmen, allen voran „Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt“ (1971), war er ein wichtiger Wegbereiter der Schwulen- und Lesbenbewegung in Deutschland und brachte das Thema Homosexualität in die öffentliche Diskussion. Sein Schaffenswerk umfasst über 150 Kurz- und Langfilme. In die Geschichte ging er auch mit dem Zwangsouting von Hape Kerkeling und Alfred Biolek 1991 live im TV ein. Neben seiner Filmarbeit war von Praunheim auch als Maler und Autor tätig. Im nächsten Leben, so sagte er einst, wolle er als Frosch wiedergeboren werden.
Tim Kruger (✝44)
Tim Kruger war Mitgründer und Gesicht der Plattform TimTales und einer der bekanntesten schwulen Pornodarsteller Deutschlands. Er galt als professionell, offen und zugänglich und prägte die europäische Gay-Adult-Szene wie kein anderer. Seine Inhalte erreichten international ein großes Publikum und beeinflussten Debatten über Körperbilder, Authentizität und Sichtbarkeit schwuler Sexualität im digitalen Raum. Kruger verstarb Anfang März 2025 im Alter von 44 Jahren auf Mallorca durch einen Unfall. Ihm folgten in diesem Jahr weitere bekannte Namen aus der Adult-Branche, darunter Roman Mercury (✝45), Damien Stone (✝32) und Koby Falks (✝42) sowie Colton Ford (✝62) und Scott Finn (✝27).
Blake Mitchell (✝31)
Blake Mitchell alias Lane Vincent Rogers war einer der größten und beliebtesten internationalen Pornodarsteller - kurz vor Weihnachten starb Mitchell bei einem Motorradunfall in Kalifornien, er stieß frontal mit einem LKW zusammen und war starb noch am Unfallort. Mitchell war seit 2015 einer der bekanntesten Persönlichkeiten der Branche und arbeitete mit vielen großen Studios zusammen, in den sozialen Medien folgten ihm über 1,2 Millionen Fans. Cockyboys-Gründer Jake Jaxson schrieb über ihn: „Er war einer der wirklich Guten, der wirklich Sanften und der wirklich Tapferen. Er lebte mit einer stillen Furchtlosigkeit. Er musste nicht schreien oder laut auf sich aufmerksam machen; vielmehr tauchte er einfach auf – mit offenem Herzen, aufgeregt, neugierig, unbewaffnet. Er lebte mit einer Sanftmut, die ein heilendes Herz schützte." Sein Ex-Freund Chad Alec Jackson betonte: „Lane pflegte zu mir zu sagen: ´Nimm einen großen Bissen vom Leben, Chad´, und genau so hat er gelebt – egal, was er gerade durchmachte, Lane entschied sich immer für das Glück. Er bedeutete mir die Welt, und ich werde ihn jeden einzelnen Tag vermissen.“
Edmund White (✝85)
White war eine prägende Stimme schwuler Literatur, der immerzu gerne lustvoll über sexuelle Freizügigkeit und Selbstbestimmung schrieb. Zu seinen bekanntesten Werken gehören neben „City Boy“ das, in den 70er Jahren als bahnbrechend gefeierte Werk „The Joy of Gay Sex“ sowie „The Married Man“ und „A Boy's Own Story“. White gehörte ab den 1970er-Jahren zur schwulen New Yorker Künstlerszene und dokumentierte das schwule Leben vor, während und nach der Aids-Krise. Neben seiner literarischen Arbeit schrieb er Biografien über Proust und Genet und lehrte an der Princeton University. Über seine Jugendjahre im Big Apple sagte er einst: „Ich hielt es für ganz normal, um zwei Uhr morgens eine Schreibpause einzulegen, zu den Piers hinunterzuschlendern und mit 20 Männern in einem Lastwagen Sex zu haben. Als ich schrieb, dass ich im Laufe der Jahre mit 3.000 Männern Sex gehabt hatte, fragte einer meiner Zeitgenossen mitleidig: 'Warum so wenige?'“
Giorgio Armani (✝91)
Der Modedesigner Giorgio Armani veränderte ab den 1970er-Jahren das Bild männlicher Eleganz mit minimalistischen Schnitten. Seine Kampagnen zeigten Männer in ästhetisierten, teils homoerotischen Posen und beeinflussten die homosexuelle Modefotografie nachhaltig. Über seine Sexualität äußerte sich Armani nie, seine langjährige Beziehung zu Geschäftspartner Sergio Galeotti (†1985) ist trotzdem bekannt. Armani starb wenige Wochen vor dem 50. Jubiläum seines eigenen Mode-Imperiums.
Udo Kier (✝81)
Der schwule deutsche Schauspieler Udo Kier, eine der markantesten Figuren des internationalen Films, starb im November im Alter von 81 Jahren. Kier war bekannt für seine außergewöhnliche Karriere, die sich über fünf Jahrzehnte erstreckte und in mehr als 200 Filmen und Produktionen weltweit spürbare Spuren hinterließ. Besonders prägend für Kiers Karriere war seine Fähigkeit, skurrile, bisweilen verstörende Charaktere zu verkörpern. Die offene Art, mit der er über seine eigene Sexualität sprach, trug dazu bei, dass er zu einem Vorbild für viele homosexuelle Schauspieler wurde und half, die Türen für eine offenere Darstellung von LGBTIQ+- Charakteren im Film zu öffnen.
Marianne Faithfull (✝78)
Marianne Faithfull, über sechs Jahrzehnte eine prägende Stimme des britischen Pop, verband frühe Erfolge in den 1960ern mit ihrem Comeback in den 1970ern, insbesondere mit ihrem Album „Broken English“ (1979), das besonders in queeren und alternativen Szenen sehr viel Resonanz fand. Ihre brüchige Ästhetik und ihr offenes Sprechen über Sucht, psychische Krisen und gesellschaftliche Tabus beeindruckten viele Fans.
Muhsin Hendricks (✝57)
Muhsin Hendricks war einer der international bekanntesten, offen schwulen Imame, und gründete 1998 in Kapstadt die Organisation Inner Circle, die seitdem LGBTIQ+-Muslime weltweit unterstützt. Hendricks zeigte, dass Islam und queere Identität vereinbar sind, und hielt internationale Vorträge, Workshops und Schulungen zu sexueller Vielfalt im religiösen Kontext. Sein Ansatz, religiöse Texte historisch-kritisch zu lesen und queere Erfahrungen einzubeziehen, machte ihn zu einer zentralen Figur progressiv-queerer Theologie.
The Vivienne (✝32)
Die britische Dragqueen The Vivienne, Gewinnerin der ersten Staffel von RuPaul’s Drag Race UK, war eine der bekanntesten Drag-Persönlichkeiten Großbritanniens. Sie trat musikalisch und als erste Dragqueen in der Show „Dancing on Ice“ auf. Ihr früher Tod Anfang 2025 erschütterte die Drag-Community und die Popkultur.