Ryan Phillippes Schwulenrolle In den 90er Jahren spielte der US-Schauspieler den ersten schwulen Teenager im US-Familienfernsehen und veränderte damit die Sichtweise auf Homosexuelle
Wenn schwule Männer in ihren 30er oder 40er Jahren heute den Namen Ryan Phillippe hören, geraten nicht wenige von ihnen noch immer ins Schwärmen: Der inzwischen 50-jährige US-Schauspieler war jahrelang eine der großen Lieblinge der Gay-Community, spätestens seit seinen erotischen Nacktauftritten in „Eiskalte Engel“ und „Studio 54“ Ende der 1990er Jahre.
Der erste schwule Teenager im US-Fernsehen
Nach einigen beruflichen wie privaten Erfolgen und Niederschlägen ist Phillippe in diesem Jahr in der neuen TV-Serie „Motorheads“ auf Amazon Prime zu sehen – vielleicht gelingt ihm damit das Comeback in die A-Liga der Hollywood-Schauspieler. Im Interview mit dem People Magazin erinnerte er sich jetzt an seine allererste Rolle: Im Alter von 17 Jahren spielte er ab 1992 in 13 Folgen der amerikanischen TV-Serie „One Life to Live“ (Liebe, Lüge, Leidenschaft im deutschen Fernsehen) den schwulen Teenager Billy Douglas – erstmals wurde damit ein schwuler junger Mann im Tagesfernsehen gezeigt. Was Georg Uecker mit der „Lindenstraße“ in Deutschland bedeutete, war Phillippe für viele Schwule in den USA.
Phillippe spielte einen jungen Schwulen zu einer Zeit, als die Aids-Epidemie für Angst und Schrecken sorgte, lange Zeit vor Tom Hanks' Oscar-gekrönter Darstellung eines Homosexuellen in „Philadelphia“, heiteren Gay-Komödien wie „The Birdcage“ oder auch Ellen DeGeneres´ weltbewegendem Coming Out in ihrer eigenen Sitcom.
Eltern dankten Phillippe für seine Filmrolle
Anfangs, so Phillipps heute, habe ihm und seinem Freundes- und Familienkreis die Handlung seiner Rolle Angst gemacht. „Ich glaube, es gab einige Ängste, die mit dem Zeitpunkt zusammenhingen, an dem wir uns befanden, lange Zeit, bevor so viele Mauern und Hindernisse eingerissen worden sind. Aber ich weiß, dass alle Befürchtungen, die man mir gegenüber äußerte, bei mir sofort verflogen sind, als ich die Reaktion der Leute sah, die die Serie gesehen haben.“
Natürlich erlebte der damals 17-Jährige auch Anfeindungen aufgrund seiner Darstellung eines Homosexuellen, zumeist aber bekam er positive Fanpost – viele Briefe wurden von Eltern homosexueller Kinder geschrieben. „Viele Eltern dankten mir, dass ich ihnen durch meine Rolle die Möglichkeit gegeben hatte, sich mit ihren homosexuellen Kindern zu versöhnen, einen Kontakt zueinander zu finden. Im Laufe der Arbeit wurde mir erst langsam klar, wie wichtig das für manche Menschen ist. Und ich war erst 17 Jahre alt, da hat man noch nicht wirklich ein Gefühl dafür. Es war eine ganz andere Zeit, aber ich bin sehr gereift durch diese Erfahrung und dadurch, dass ich gesehen habe, welche Auswirkungen das für andere hatte.“
Ein TV-Auftritt, der Leben rettete
Besonders emotional berührt haben ihn dabei Briefe von schwulen und lesbischen Jugendlichen. „Ein Kind schrieb mir: ´Ich habe noch nie in meinem Leben jemanden gesehen, der mich in der Unterhaltungsbranche repräsentiert.´ Ein anderer Jugendlicher sagte, dass er an Selbstmord gedacht habe, bevor er meine Figur im Fernsehen gesehen hat, ein junger Schwuler, die akzeptiert wurde. Ich hörte auch von einem Vater, einem Mechaniker, der seit dem Coming Out nicht mehr mit seinem Sohn gesprochen hatte. Als unsere Sendung in seiner Werkstatt lief, hat sie ihm einen Einblick und ein Verständnis dafür gegeben, wer sein Sohn wirklich ist, und so hat er sich bei seinem Sohn gemeldet und entschuldigt für sein früheres Fehlverhalten.“