Aufregung um Cynthia Erivo US-Christen und Konservative sorgen für Welle von Hass
Die britische Schauspielerin und Sängerin Cynthia Erivo („Wicked“) ist der Teufel – zumindest, wenn es nach konservativen Christen in den USA geht, die seit einigen Tagen massiv gegen die 38-jährige, bisexuelle Künstlerin vorgehen. Der Grund dafür ist ein Musical in Los Angeles.
Dämonisch und göttlich
Bereits im Februar dieses Jahres sorgte die reine Ankündigung über ihre neue Produktion für eine Welle von Hass, insbesondere in den sozialen Medien. Seitdem die Grammy-, Emmy- und Tony Award-Preisträgerin nun aber tatsächlich drei Tage lang im bekannten Kult-Musical „Jesus Christ Superstar“ die Rolle des Jesus verkörperte, scheint es keine Grenzen mehr zu geben. Ihre Darbietung sei teuflisch, sie selbst der Teufel oder ein Dämon. Von der „Wicked“-Hexe zur Ausgeburt der Hölle ist es da für manche US-Christen offenbar nur ein kleiner Schritt.
Ganz anderes die Presse: Die Los Angeles Times bezeichnete ihre Darbietung als „göttlich“ und das Forbes Magazine forderte, die Produktion mit ihr und Adam Lambert in der Co-Hauptrolle „müsse unbedingt auf Tournee gehen.“ Am vergangenen Sonntag endete bereits ihr Gastauftritt im Hollywood Bowl, doch ein Ende des Hasses scheint noch immer nicht in Sicht zu sein. Nach wie vor wird dabei nicht nur Erivo selbst, sondern auch die Veranstalter gnadenlos mit Belehrungen und Hass-Botschaften bombardiert. „Jesus war ein Mann“, bekräftigte einer der Christen, während ein anderer klarstellte, dass „eine schwarze queere Frau als Jesus pure Blasphemie“ sei sowie ein „abscheulicher Angriff auf die christliche Lehre“, mehr noch, ein „Stinkefinger gegenüber Gott.“
Hetze auch von Kollegen
Die bekannte Abtreibungsgegnerin Kristan Hawkins sagte, die britische Schauspielerin sehe mit ihren langen Fingernägeln in der Show aus wie Nosferatu. „Es ist keine Überraschung, dass sie genau so aussieht, wie Dämonen immer dargestellt wurden. Und seien wir ehrlich: Wenn man sich wie ein Dämon kleidet, sich wie ein Dämon verhält und Gott wie ein Dämon verspottet, sollte man nicht schockiert sein, wenn die Leute es beim Namen nennen. Das ist absichtliche Blasphemie aus Hollywood.“ Gegenwind kommt auch von einigen Kollegen, Hercules-Schauspieler Kevin Sorbo postete auf X einen Clip von der Show und erklärte seinen 2,5 Millionen Followern: „Das ist teuflisch!“
Erivo nimmt es mit Humor
Erivo selbst nimmt den Tumult glücklicherweise gelassen hin und erklärte gegenüber dem Billboard Magazine augenzwinkernd: „Man kann es eben nicht allen recht machen. Es war eine dreitägige Aufführung im Hollywood Bowl, bei der ich mich so richtig austoben konnte. Ich meine, es ist ein Musical, es ist damit der schwulste Ort der Welt!“
Und der schwule Musical-Kollege Adam Lambert betonte, dass es schon immer das Ziel von „Jesus Christ Superstar“ gewesen sei, zu „provozieren und herauszufordern“. Die Rockoper, die lose auf der letzten Woche Christi vor seiner Kreuzigung basiert, nähert sich der biblischen Geschichte auf sehr besondere Weise und schafft dabei Verknüpfungen zu den späten 1960er Jahren. Seit fast 55 Jahren begeistert das Stück mit der Musik von Andrew Lloyd Webber und dem Text von Tim Rice Millionen Menschen weltweit