Die pinke Gefahr Zum Schutz der Familie: „Barbie“-Film im Libanon und in Kuwait verboten
Mohammad Mortada, der libanesische Kulturminister, will Vorführungen des „Barbie“-Realfilms mit allen Mitteln verhindern. Daher wies er die Sicherheitsbehörde, die für die Zensurenscheidungen des Landes zuständig ist, zum schnellen Handeln an. Aktuell wird der Film auf Anweisung von Innenminister Bassam Mawlawi vom Zensurkomitee überprüft.
Existenzielle Bedrohung
Mitte der Woche erklärte Mortada laut Reuters bereits, dass der Film „Homosexualität und Geschlechtsumwandlungen“ fördere. Außerdem widerspreche das Werk „den Werten des Glaubens und der Moral“, denn er schmälere die Bedeutung der Familie, indem er „zur Ablehnung des Patriarchats“ aufrufe und die Mutterrolle herabwürdige. Nach einem Treffen mit Patriarch Bechara Boutros al-Rahi, dem Oberhaupt der maronitischen Kirche und damit dem höchstrangigen christlichen Priester des Landes, drängte das libanesische Parlament tags zuvor die Bevölkerung dazu, an den Familienwerten „festzuhalten“.
Auch der einflussreichen schiitischen bewaffneten Gruppe Hisbollah, die einigen Berichten zufolge hinter dem Kulturminister stehen soll, ist „Barbie“ ein Dorn im Auge. Hisbollah-Anführer Sayyed Hissan Nasrallah erklärte: Der Film sei eine „unmittelbare Gefahr“ für den Libanon und müsse „bekämpft“ werden. Auch er forderte die Behörden dazu auf, solches Material zu verbieten. In einer früheren Rede sprach er davon, dass islamische Texte bei Homosexualität für die Todesstrafe plädieren.
Rechtsruck im Libanon
Der Libanon war 2017 das erste arabische Land, das eine Pride-Woche abhielt. Damals wurde es im konservativen Mittleren Osten generell als Zufluchtsort für die LGBTI*-Community betrachtet. Doch seither wurde die queer-feindliche Rhetorik immer lauter und das Land agiert zunehmend LGBTI*-feindlich. So verbot Mawlawi letztes Jahr beispielsweise alle Veranstaltungen, die „sexuelle Perversion fördern“. Damit meinte er natürlich LGBTI*-freundliche Versammlungen.
Laut Ayman Mhanna von der gemeinnützigen Samir Kassir Foundation umging Mortada mit seiner Forderung den normalen Zensurprozess des Landes. Der Schritt gehöre zu einer aufkommenden „Fanatismuswelle“: Und weiter: „Das ist Teil einer umfassenderen Aktion, die die Hisbollah, die christliche extreme Rechte und andere hochrangige religiöse Führungspersonen in einer gezielten Kampagne gegen LGBTI*-Menschen vereint.“
Verbot in Kuwait
Kurz nach der Entscheidung im Libanon folgte auch ein Verbot des „Barbie“-Films durch die Zensurbehörde in Kuwait. Als Grund wurden auch hier die traditionellen Werte des Landes angeführt. Schließlich müsse man „die öffentliche Ethik und die sozialen Traditionen“ schützen. Lafy Al-Subei vom Ministerium für Presse und Veröffentlichungen erklärte: „Der Film verkündet Ideen und Überzeugungen, die der kuwaitischen Gesellschaft und der öffentlichen Ordnung fremd sind.“
„Barbie“ in anderen Ländern
Obwohl der Libanon und Kuwait den Film also aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zeigen werden, soll er sowohl in Saudi-Arabien als auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten erscheinen. In der pakistanischen Provinz Punjab darf der Film hingegen ebenso bereits jetzt nicht gezeigt werden (SCHWULISSIMO berichtete). Dessen ungeachtet ist „Barbie“ weiter auf Erfolgskurs: Bisher spielte der Film mehr als eine Milliarde US-Dollar ein.