Ein queerer Jesus Christus? Der "Wicked"-Star Cynthia Erivo spielt die Hauptrolle in "Jesus Christ Superstar". Für Christen ist das "absolute Blasphemie".
Bereits die Ankündigung sorgt erneut für Schnappatmung bei Konservativen und christlichen Hardlinern: Die bisexuelle Sängern und Schauspielerin Cynthia Erivo (38) wird in diesem Jahr als schwarzer Jesus Christus im Musical „Jesus Christ Superstar“ zu sehen sein. Das sorgt mancherorts für erhöhten Blutdruck.
Von der bösen Hexe zu Jesus Christus
Erivo war zuletzt als böse Hexe Elphaba im ersten Teil der Musicalverfilmung „Wicked“ in den Kinos zu sehen und sorgte zusammen mit anderen homo- und bisexuellen Schauspielern dafür, dass das Werk mancherorts für einen Skandal sorgte. In den USA war einmal mehr von „queerer Indoktrination“ und einem "gefährlichen Subtext" zu lesen und Kuwait verbot den Film, dessen Vorlage das Kultmusical „Die Hexen von Oz“ ist, gänzlich.
Geschadet haben der Boykott und die Hetze nicht, der Film wurde ein gigantischer Kassenerfolg, insgesamt nahm das Musical fast 730 Millionen US-Dollar ein, gut 20 Millionen davon allein in Deutschland. „Wicked“ ist damit die erfolgreichste Broadway-Adaption jemals an amerikanischen Kinokassen. Im November dieses Jahres kommt die Fortsetzung „Wicked: For Good“ in die Kinos.
In der Zwischenzeit hat Erivo so genug Zeit für spannende weitere Projekte: So moderiert sie in diesem Jahr die 78. Tony Awards und spielt im Amphitheater Hollywood Bowl in Los Angeles Jesus Christus in dem berühmten Rockoper-Klassiker, der seit 1971 fortlaufend in den USA zu sehen ist. Tim Rice als Texter und Andrew Lloyd Webber als Komponist erzählen darin von den letzten sieben Tagen Jesu – schon damals kurz nach der Weltpremiere in New York sorgte das Werk für Protestaktionen von christlich-konservativen Gruppen.
"Absolute Blasphemie"
Online sorgt die Ankündigung rund um die Broadway-Show bereits für Ärger. Konservative User betonen, dass Jesus ein Mann und keine Frau gewesen sei, ein anderer Nutzer schreibt: „Absolute Blasphemie. Möge Gott denen gnädig sein, die ihn verhöhnen und seinem Wort nicht gehorchen. denn du bist verloren und ich werde dafür beten, dass du gefunden wirst. Wir lieben dich immer noch, aber das ist als Christ inakzeptabel.“
Bei den Kommentaren richtet sich ein weiterer Christ direkt an Erivo: „Ich bin absolut angewidert davon, wie dämonisch alles geworden ist und wie bereitwillig Leute wie Sie bereit sind, Milliarden von Christen zu erniedrigen, zu beleidigen und zu beschimpfen - wenn Sie wirklich an die Grenzen gehen wollen, warum porträtieren Sie nicht Mohammed und wir schauen dann mal, wie das aufgenommen wird.“
Sichtbarkeit für die Community
Einmal mehr setzt die Künstlerin damit auch ein Zeichen für die queere Community – selbstbewusst steht sie zu sich und LGBTIQ+: „Ich verstecke mich nie. Nachdem ich die Entscheidung getroffen habe, als ich selbst einen Raum zu betreten, liegt die Entscheidung nicht bei irgendjemandem anderen, mich zu sehen, sondern bei mir, mich zu zeigen“, so die 38-Jährige.
International bekannt wurde die Britin durch ihre Darstellung im Broadway-Musical „Die Farbe Lila“ – die Rolle brachte ihr einen Tony Award, einen Grammy und einen Emmy ein. Für „Wicked“ ist sie derzeit in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ für einen Oscar nominiert.