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AlexKleis Roman Malessa, Maximilian Wolf, Daniel Nagel, Marlon Jost (von links)
Rubrik

HIV & AIDS Entwicklungen, Herausforderungen und Aussichten

id - 16.04.2018 - 07:00 Uhr

Im Herbst 2017 veröffentlichte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) eine aktuelle Umfrage bezüglich des Wissenstandes in Sachen HIV & AIDS. Mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen. Als im Jahr 2008 die „Eidgenössische Kommission für Aids-Fragen“ (kurz „EKAF“) ihre Studie zum Thema „Schutz durch Therapie“ war dieses ein sensationeller Fortschritt. Und die Entwicklung geht weiter. Wenn dann allerdings abseits der schwulen Community noch immer viele Menschen kaum über HIV bzw. AIDS informiert sind, ist dieses ein erschreckendes Zeichen. In der Umfrage der BZgA gaben fast alle Befragten (97 Prozent) an, dass sie es für wichtig erachten, über HIV/AIDS informiert zu sein. Allerdings zeigen die Daten auch, dass es für Teile der Bevölkerung im alltäglichen Umgang mit HIV-positiven Menschen immer noch Unsicherheiten und Vorurteile gibt. So sind 23 Prozent der Meinung, dass Menschen mit HIV an ihrer Erkrankung selbst schuld sind.
Fast alle Befragten würden nach der Befragung bedenkenlos mit HIV-positiven Menschen am selben
Arbeitsplatz arbeiten. Fast genauso viele würden einem HIV-positiven Menschen die Hand geben. Dieselben Sportgeräte im Fitnessstudio würden immerhin noch knapp drei Viertel (72%) bedenkenlos nutzen.

Doch bei weiteren Fragen werden die Wissenslücken mehr als deutlich. So hätte mehr als ein Viertel der Befragten Bedenken, dieselbe Toilette zu nutzen, auch wenn eine Mehrheit von 71% hiermit eher keine Probleme hätte. Bei gemeinsamer Geschirrnutzung äußert bereits ein Drittel der Befragten Bedenken oder schließt diese für sich aus.

Fast jeder Zweite (47%) findet es besorgniserregend, von einem HIV-positiven Menschen angehustet zu werden. Nur 14% aller Befragten würden mit einem HIV-Positiven Menschen sicher oder vielleicht Sex mit Kondom haben, drei Viertel schließen dies für sich hingegen als wahrscheinlich (16%) oder sogar sicher (59%) aus. Hier wird deutlich, dass es vor allem Vorbehalte gibt, wenn es um den direkten Körperkontakt kommt, obwohl es nachgewiesenermaßen keine Ansteckungsgefahr gibt.

Das mittlerweile das Kondom nicht mehr als alleiniger Schutz vor einer HIV-Infektion in Frage kommen kann, ist in der schwulen Community zwar mittlerweile durchaus bekannt, doch auch hier gibt es noch viele hitzig geführte Diskussionen. Neben der Kondombenutzung und dem bereits erwähnten Schutz durch Therapie rückt auch das Thema PrEP immer mehr in den Fokus – mit teilweise erschreckenden Diskussionen. Wenn man in den sozialen Medien Diskussionen verfolgt, dann gehen die Diskussionen hoch her. Von „auf Kosten der Allgemeinheit wild durch die Gegend vögeln“ bis hin zu „Dann sollen sie doch dran verrecken“ ist fast alles an Meinungen dabei. Dieses ist eine Herausforderung, nicht nur für die Ärzte und Schwerpunktpraxen, sondern vor allem auch bei den vielen ehren- und hauptamtlichen Präventionsbotschaftern weltweit. Immer mehr wird deutlich, dass man sich nicht mehr nur auf den alten Slogan „Kondome schützen“ stützen kann, sondern auch die anderen Möglichkeiten des „Safer Sex“ mit einzubeziehen. Sicherlich wird dieses auch auf der vom 23. – 27. Juli 2018 – mittlerweile zum 22. Mal stattfindenden – Internationalen AIDS-Konferenz in Amsterdam Thema sein. Hier werden gemeinsame Bemühungen aus unterschiedlichsten Richtungen unerlässlich sein.

So ist es beispielsweise sehr erfreulich, dass sich der sehr umtriebige Verein „Jugend gegen AIDS“ nun auch mehr international aufstellen wird. Kürzlich haben sie in New York ihre aktuelle Kampagne vorgestellt. Als offizieller Partner der diesjährigen Konferenz in Amsterdam werden 300 jugendliche Aktivisten im Sommer in Amsterdam für die Belange ihrer Generation eintreten. Mit plakativen Slogans wie „AIDS ist so 1980“, „AIDS ist beendet“ oder „Nur arme Menschen bekommen AIDS“ wollen sie wieder Aufmerksamkeit erregen. Das keines dieser noch immer weit verbreiteten Vorurteile den Tatsachen entspricht wird dadurch deutlich, dass immer die Frage „Really?“ („Wirklich?“) folgt.

„Es reicht nicht, die Rolle der Jugend zu betonen - wir müssen handeln, damit das Ende
von HIV/AIDS in greifbarer Nähe bleibt. Es ist unsere Generation, die entscheiden wird,
ob es gelingt. Deshalb ist es notwendig, dass unsere Stimme gehört wird - dafür kämpfen
wir in Amsterdam“, sagt Daniel Nagel, Vorsitzender des Vorstands von Jugend gegen
AIDS.

Und auch andere Kampagnen wie beispielsweise „Ich weiß was ich tu“ (IWWIT) oder seitens der DAH werden sich eher früher als spät auf die veränderten Bedingungen bei der Prävention einstellen müssen – und auch werden.

www.jugend-gegen-aids.de
www.aids2018.org
www.iwwit.de
 

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