Neues Gesicht bei Hein & Fiete Issa ist in vielfacher Weise ab sofort für die Hamburger Community da
Der schwule Checkpoint Hein & Fiete hat sein Team erweitert – ab sofort bereichert Issa Abdul Wahed die Hamburger Crew. Was er dabei genau macht und was ihm besonders wichtig ist, hat er im Interview mit SCHWULISSIMO verraten.
Hallo Issa! Magst Du uns zu Beginn etwas mehr von dir erzählen?
Moin, ich freue mich sehr, nun Teil des Teams von Hein & Fiete zu sein. Ursprünglich komme ich aus Bremen, lebe aber seit etwa zwei Jahren der Liebe wegen in Hamburg. Beruflich habe ich zuvor in der Jugendhilfe gearbeitet. Dort lag mein Schwerpunkt auf Beziehungsarbeit, Krisenintervention und der Begleitung junger Menschen in herausfordernden Lebenssituationen. Die Entscheidung für Hein & Fiete war für mich ganz bewusst. Ich wollte in einem Kontext arbeiten, in dem queere Lebenswelten nicht nur berücksichtigt, sondern aktiv gestärkt und mitgestaltet werden. Hein & Fiete steht genau dafür. Hier kann ich meine fachlichen Erfahrungen einbringen und gleichzeitig Haltung zeigen. Privat lebe ich in einer festen Partnerschaft und genieße die Vielfalt und Offenheit, die Hamburg mit seiner queeren Szene bietet.
Welche Aufgaben hast Du jetzt bei Hein & Fiete?
Ich arbeite in der HIV- und STI-Prävention und koordiniere gemeinsam mit der von mir angeleiteten Ehrenamtsgruppe, der Safety Crew, Aktionen in der Szene. Das bedeutet, dass wir auf Partys, in Clubs, Bars oder bei Veranstaltungen vor Ort sind und dort mit den Menschen ins Gespräch kommen. Unser Ziel ist es, auf Augenhöhe über sexuelle Gesundheit zu informieren und Unterstützung anzubieten. Darüber hinaus bin ich Teil des Beratungsteams bei uns im Haus. Ich berate regelmäßig zu Themen wie HIV, sexuell übertragbaren Infektionen, Teststrategien sowie Schutzmöglichkeiten wie PrEP und PEP. Die Beratung findet sowohl persönlich vor Ort als auch telefonisch oder online statt.

Wenn Du mit deinen Kollegen in der Szene unterwegs bist, wo legst Du da deine Schwerpunkte?
Im direkten Kontakt liegt für mich der größte Wert unserer Arbeit. Es ist etwas Besonderes, mit Menschen unmittelbar ins Gespräch zu kommen, ohne Hürden und ganz offen. Viele Personen haben Fragen, zögern aber, sie im Alltag zu stellen. Auf Veranstaltungen und in der Szene schaffen wir eine Atmosphäre, in der Austausch auf Augenhöhe möglich wird. Ich lege besonderen Wert auf Themen wie Safer Sex, PrEP, PEP und den Umgang mit sexuellen Risiken. Auch mentale Gesundheit ist ein Aspekt, der mir am Herzen liegt. In der Szene gerät sie manchmal in den Hintergrund, obwohl sie eng mit Sexualität verknüpft ist. Ein schönes Beispiel für gelebte Nähe war unsere Klodamenaktion beim Straßenfest in der Langen Reihe. Wir haben dort verkleidet als Klodamen viele Gespräche geführt.
Du stehst auch in Kontakt mit Bars und Clubs. Wie geht es den Betreibern aktuell?
Die Menschen, die in Hamburg queere Treffpunkte betreiben, leisten Enormes. Trotz oft schwieriger Rahmenbedingungen setzen sich viele mit bemerkenswerter Leidenschaft für ihre Arbeit ein. Dabei stehen sie vor großen Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund begrenzter finanzieller Ressourcen. Häufig wird jedoch unterschätzt, wie wichtig diese Orte sind: Sie bieten nicht nur Raum für das Nachtleben, sondern sind für viele Menschen Schutzräume, Begegnungsorte und Plattformen für Sichtbarkeit. Was ich mir darüber hinaus wünsche, ist ein stärkeres Miteinander innerhalb der Community. Oft erlebe ich, dass viele Gruppen zwar nebeneinander bestehen, aber kaum miteinander kooperieren. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung ist es wichtig, solidarisch zu handeln und gemeinsam Haltung zu zeigen. Die queere Szene braucht mehr Zusammenhalt – und sie verdient politische Anerkennung.
Wie geht die Community mit ihrer sexuellen Gesundheit um?
Ich nehme die Community in Hamburg als gut informiert und offen wahr. Viele Menschen kommen gezielt zu uns, um sich beraten oder testen zu lassen. Es gibt aber weiterhin Themen, bei denen Informationsbedarf besteht. Besonders bei der PrEP merke ich, dass viele nicht wissen, dass es auch eine anlassbezogene Einnahme gibt. Auch zu PEP oder zu verschiedenen Impfungen gibt es immer wieder Fragen. Neben den medizinischen Themen geht es häufig um emotionale Belastungen. Menschen kommen mit Unsicherheiten, Ängsten oder auch mit Erfahrungen von Stigmatisierung zu uns. Gerade beim Umgang mit positiven Diagnosen ist sensible Begleitung gefragt. Unser Ziel ist es, Menschen zu stärken, ihnen Sicherheit im Umgang mit ihrer Gesundheit zu geben und sie außerdem in das unterstützende Hilfsnetzwerk einzubinden.
Was magst Du an der Hamburger Szene besonders?
Was mich an der queeren Szene in Hamburg besonders begeistert, ist ihre Vielfalt. Es gibt nicht die eine Community, sondern viele verschiedene Lebensentwürfe, die nebeneinander existieren und sichtbar sein dürfen. Diese Offenheit und Diversität machen Hamburg für mich einzigartig. Gleichzeitig spüre ich ein starkes solidarisches Miteinander. Viele Menschen sind bereit, sich zu engagieren, neue Räume zu schaffen und andere zu unterstützen. Diese Haltung inspiriert mich und gibt mir Kraft für meine Arbeit. Hamburg ist eine lebendige Stadt, klar in ihrer Haltung und trotzdem herzlich. Für queere Menschen bietet sie viele Möglichkeiten, sich zu entfalten und Teil einer starken Gemeinschaft zu sein.
Issa, vielen Dank fürs Gespräch.
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