Puppy Play? Puppy Play? Was verbirgt sich dahinter?
In den letzten Jahren tauchten auf den CSDs oder bei Fetisch-Veranstaltungen immer häufiger „Puppies“ auf. Für Außenstehende wirkt es oft erst einmal bizarr und viele haben falsche Vorstellungen, was sich dahinter verbirgt. Um ein wenig Licht in das „Hundeleben“ zu bringen, unterhielt sich SCHWULISSIMO einmal mit Pup Finn, dem amtierenden „Puppy Germany 2018“.
Finn, erzähle uns doch zunächst einmal ein wenig über die Person hinter dem Puppy.
Eigentlich bin ich ein ganz gewöhnlicher 32-jähriger Mann aus Berlin. Ich arbeite Vollzeit als Informatiker, treffe mich mit Freunden und gehe gern feiern, wie viele andere auch. Ich bin leidenschaftlicher Long- und Snowboarder, schiebe aber auch mal eine ruhige Kugel auf dem Sofa. Das einzig Besondere ist, dass ich gerne eine Hundemaske aufsetze und zusammen mit meinem Freund ein bisschen rumwuffel. Wir sind beide sehr in der Community aktiv und versuchen zusammen mit vielen anderen diese aufzubauen und über den Fetisch aufzuklären.
Nun ranken sich rund um das Thema Puppy-Play ja die wildesten Mythen und Vermutungen. Vieles davon scheint aber offenbar nur Halbwissen zu sein. So ist das Puppy-Dasein ja nicht automatisch mit Praktiken wie z.B. dem klassischen „Master & Slave“ Spiel zu vergleichen. Schildere uns doch mal deine Sicht darauf.
Pupplay ist eine angenehme Art den Kopf frei zu bekommen und den Alltag hinter sich zu lassen. Man übernimmt die Rolle des Hundes, gibt ein Stück weit seine Selbstbestimmung an ein Herrchen ab (sofern vorhanden) und erhält dafür ganz viel Liebe und Zuneigung. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil des Spiels. Echte Hunde sind nicht involviert. Historisch kommt das Spiel aus der Master/Slave Richtung, hat aber eine ganz andere Ausprägung entwickelt. Daher wird gerne beides miteinander gleich gesetzt. Nichtsdestotrotz ist Pupplay ein Fetisch und wird auch häufig mit anderen Fetischen und Spielarten kombiniert. So kommt es nicht selten vor, dass sich manche als Dogslave, Rubberpup und ähnliches bezeichnen. Die Community ist so bunt und vielfältig, dass sich nicht das eine Spiel beschreiben lässt, das für alle gilt. Jeder lebt es so aus, wie es ihm Spaß macht.
Zum CSD 2018 wurdest du in Köln ja zum „Puppy Germany“ gewählt. Hierbei wurde ja bewusst auf den Zusatz „Mister“ verzichtet. Warum?
Durch den Verzicht auf den „Mister“ Zusatz wird versucht, dieser Vielfalt gerecht zu werden. In unserer stark wachsenden Community sind alle Geschlechter, sexuellen Orientierungen, Formen und Farben zu finden. Diese sollen durch einen entsprechenden Titel vertreten und repräsentiert werden. Ein „Mr.“ ist dafür das falsche Signal und kann das nicht leisten. Es gibt zwar noch eine schwule Mehrheit unter den Dogplayern, aber wir sind auf einem guten Weg und ich freue mich über jeden, der zu uns findet.
Was bedeutet dieser Titel für dich ganz persönlich und gibt es etwas, wozu du ihn nutzen möchtest?
Es ist für mich eine riesige Ehre, der erste gewählte Vertreter der deutschen Community zu sein. Es ist etwas ganz besonderes, das es kein zweites Mal geben wird. Im Gegensatz zu anderen Wahlen, wurde die Ernennung neben einer Jury zu einem Drittel durch die Community per Onlinevoting und zu einem weiteren Drittel von ihr vor Ort bestimmt. Durch dieses Verfahren wird ein großes Vertrauen entgegengebracht, bringt aber auch hohe Erwartungen an mich mit sich. Ich freue mich sehr darüber und versuche beidem gerecht zu werden. Selbstverständlich habe ich nach der Wahl meine Aufklärungskampagne durch Verteilen von Flyern fortgesetzt und mit Hilfe der Community intensiviert. Daneben habe ich mit meinem Freund und anderen engagierten Wuffeln die Webseite pupplay.de ins Leben gerufen. Sie umfasst alle wichtigen Informationen zum Fetisch, enthält aktuelle Termine und Events aus Deutschland und Umgebung, bietet Platz für Communityprojekte und zeigt Einsteigern wie sie Anschluss finden können. Als nächstes entstehen Projekte mit den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz, wir möchten Pups und Dogs dabei unterstützen Präsenz auf CSDs und Fetisch Events zu zeigen und noch vieles mehr. Bleibt gespannt, was wir noch alles für euch geplant haben.
Wenn man mal ein bisschen in das Thema einsteigt, merkt man schnell, dass die „Ausrüstung“ eines Puppies auch mal etwas teurer ist. Hier bekommt man den Eindruck, dass es durchaus ein teures Hobby werden kann. Ist das tatsächlich so?
Es ist leider wie bei vielen Fetischen: man kann viel Geld für wenig Stoff ausgeben. Das muss aber nicht sein. Wer es erst einmal nur probieren möchte braucht nichts weiter als den Entschluss sich in die Rolle zu begeben. Wenn man daran Spaß gefunden hat gibt es ein paar Besorgungen, die man schnell machen wird: Knieschoner und Handschuhe. Sie ermöglichen ein längeres Spiel und schonen die Gesundheit. Aber auch hier müssen es dann nicht die 150 € teuren Knieschoner aus Leder sein. Im Sportbedarf findet man schnell günstige Modelle aus Stoff, die auch ihren Dienst tun. Es gibt auch einige günstige Masken im Netz mit denen man zumindest einmal ausprobieren
kann. Nach oben gibt es aber dann keine Grenzen.
Wie entscheidet man sich, ein Puppy zu werden? Und macht man sich dann selber auf die Suche nach einem „Herrchen“?
Wie bei anderen Fetischen auch. Entweder hat man es irgendwo gesehen und findet es spannend oder man probiert es einfach aus und stellt fest, ob es Spaß macht. Ein Herrchen wird einem natürlich auch nicht zugeteilt. Wie bei einer Beziehung muss man sich finden und feststellen ob es passt. Ich habe das große Glück bereits ein wundervolles Herrchen gefunden zu haben.
Viele glauben sicher, dass es sich hauptsächlich um eine sexuelle Spielart handelt. Siehst Du dieses genauso? Immerhin gibt es ja durchaus auch Zubehör, die darauf schließen lassen könnten, Stichwort „Tail-Buttplugs“.
Jedem ist selber überlassen wie es gespielt wird. Als Rollenspiel steht natürlich die Rolle selbst im Vordergrund. Als Fetisch hat es aber auch einen sexuellen Reiz. Ganz besonders dann, wenn es mit Spielzeug, wie solchen Tails, oder anderen Fetischen und Spielarten kombiniert wird. Nicht jedes Spiel muss in Sex ausarten und nicht jeder Sex mit Maske muss mit einem Spiel kombiniert sein.
Wie bei richtigen Hunden auch gibt es doch sicher auf für Puppies einige „Dos“ & „Don‘ts“, oder?
Wie bei richtigen Hunden dürfen diese immer alles, werden belohnt und lieb gehabt, egal was sie tun - meine objektive Meinung als Puppy. In der Regel sind die Herrchen die Spielverderber. Aber genau das macht den Reiz aus, herauszufinden was man darf und was nicht und mit den Konsequenzen leben, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Allgemein gibt es aber eine Etikette, die man einhalten sollte. Doggies nicht ungefragt befummeln, sondern erst abwarten ob es das möchte. Erst das Herrchen um Erlaubnis fragen, wenn man etwas machen möchte. Und so blöd es klingt: niemals am Tail eines Pups ziehen!
Gibt es sonst noch etwas, was du unseren Leser*innen mitteilen möchtest?
Wer sich weiter informieren möchte schaut am besten auf unsere Webseite pupplay.de. Hier findet ihr nicht nur unseren Aufklärungsflyer, sondern wir beantworten auch grundlegende Fragen zum Spiel, listen alle aktuellen Veranstaltungen und zeigen euch wo ihr mit Dogplayern aus ganz Deutschland in Kontakt treten könnt. Wir freuen uns auf euch!
Awooooooo
Mehr Infos unter: www.puppygermany.de und www.pupplay.de