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© lena faye

Ausgequetscht Kostja Ullmann

vvg - 16.11.2025 - 14:00 Uhr
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Ist ein erfolgreicher Film- und Bühnenschauspieler, der demnächst in der sechsteiligen Comedy-Krimi Serie „Miss Sophie“ das Prequel zu „Dinner for one“, den Butler James spielt. Anlässlich der Pressevorstellung nutzten wir die Möglichkeit Kostja auszuquetschen. 

Kostja, dein Vater - Schauspieler mit eigener Schauspielagentur in Hamburg - deine Schwester und auch du seid Schauspieler. War das euer Wunsch oder der eures Vaters?
Das war nicht der Wunsch unserer Eltern, aber wir waren eine Künstlerfamilie: Der Vater hat selbst geschauspielert und unsere Mutter war Tänzerin. Wir sind in diesem Umfeld aufgewachsen und hatten dadurch die Möglichkeit ein Casting zu machen. Bei mir war es mit 11 Jahren. Meine Eltern haben aber darauf geachtet, dass ich meine Schule anständig mache und gute Noten schreibe. Anfangs durfte ich nur in den Sommerferien drehen.

Da meine Eltern selbst in dieser Branche gearbeitet haben, kannten sie die Gefahren und Unsicherheiten, die dieser Beruf mit sich bringt. Als sie merkten, dass es sowohl bei meiner Schwester und bei mir gut funktioniert, haben sie uns entscheiden lassen, ob wir Schauspiel zu unserem Beruf machen wollten. Sie haben uns gefördert, aber nie gedrängt.

Du standest mit elf Jahren auf der Bühne, war es ein Vorteil so früh zu starten? 
Es war in einer winzigen Rolle am Ernst Deutsch Theater in Hamburg in dem Stück „Die Schule der Ehemänner“ von Molière. In unserem Haus wohnte ein Schauspieler des Theaters - ein Freund unserer Eltern - wodurch wir an diese Kinder-Rollen mit wenig Text kamen. Meine Schwester, der Sohn des Schauspielers und ich teilten uns diese Rolle. Es war verdammt früh und ich weiß nicht, ob ich das meinen Kindern antun würde. Für mich war es toll; ein Hobby wie Tennis oder Fußball. Ich hatte einfach Spaß und Freude daran und die Chance mittel Learning by Doing in diesen Beruf zu wachsen. 

Zwischendurch hast du auch als Erzieher gearbeitet, wie kam das?
Gearbeitet nicht - ich habe ein Praktikum im Kindergarten gemacht. Ich habe mit meiner Schwester Baby gesittet und sehr früh gemerkt, dass ich gut mit Kindern kann. Ich hatte geplant, wenn es mit dem Schauspiel nicht so gut laufen würde, eine Ausbildung zum Erzieher zu machen, weil ich die Arbeit total toll finde und sie mir selber sehr viel gibt. Inzwischen ist die Entscheidung gefallen, dass ich als Schauspieler ganz gut leben kann.

Deine in Mumbai geborene Mutter ist Tänzerin. Hast du ihr Talent geerbt?
Nicht in dem Ausmaß, das wäre schön. Sie hat ja an den großen Bühnen in London und weltweit u.a. mit dem großartigen Alexander Nurejew auf der Bühne getanzt. Ich war mit meiner Schwester natürlich im Ballettunterricht, was toll für mein Körper- und Rhythmusgefühl war. Ich liebe es zu tanzen, ob ich darin gut bin, müssen andere beurteilen.

Das könntest doch Lhambi gut beurteilen.
Man soll ja niemals nie sagen, aber ich bin in den Standarttänzen nicht so zuhause. Ich schau mir das gern an, finde es wunderbar und toll, aber ich tanze lieber frei nach Gefühl.

Wie verbringst du deine Freizeit?
Ich habe als Hamburger große Leidenschaft für den HSV, was nicht so einfach ist. Ich geh gern zum Fußball, liebe aber zuallererst zu reisen, die Welt zu entdecken, andere Kulturen und Küchen kennenzulernen. Es ist ein Privileg, den mein Beruf mit sich bringt, dass ich Phasen habe, in denen ich länger frei habe. So war ich zuletzt mit einem Kollegen von „Miss Sophie" zwei Monate in Neuseeland

Wir haben dich bei Dreharbeiten zum Film „Mein bester Freund“ getroffen. Bist du selber ein guter Freund?
Meinen allerbesten Freund kenne ich seit der fünften Klasse, wir sind richtige Schulfreunde. Was ich an ihm so besonders finde, ist, dass er mich so schätzt, wie ich bin. Ich glaube, obwohl er Kinogänger ist, hat er noch keinen einzigen Film gesehen, in dem ich mitspiele. Er schaut gern deutsche Filme, aber nicht meine . Wenn ich einen Film drehe, bin ich Monate aus Hamburg raus, für ihn sozusagen von der Bildfläche verschwunden. Aber wenn wir uns wiedersehen, ist es so, als wäre ich erst gestern weg.

Du hattest eine Rolle in der Serie „Zwei Männer am Herd", bist du selbst ein guter Koch?
Mein Problem ist, ich koche zu selten. Wenn ich koche, nehme ich mir Zeit. Ich bin allerdings ein typischer Rezeptbuch-Kocher. Ich suche mir aufwendige Rezepte aus und koche sie eins zu eins nach. Das dauert meist zwanzig Versuche, bis ich es einigermaßen hinbekomme. Ich kann gar keine eigene Kreativität mit einbringen.

Du hast “ die „Goldene Feder“ für „Schauspielerische Leistung in jungen Jahren “ und den „New Faces Award“ als bester Nachwuchsschauspieler erhalten. Kommt da neben Stolz und Freude nicht auch Angst vor zu hohen Erwartungen auf?
Preise finde ich toll, es zeigt, dass einen die Schauspielbranche wertschätzt. In der frühen Jugend habe ich mir keine Gedanken darübergemacht, welche Erwartungen auf mich zukommen. Herausfordernder für mich ist, wenn ich im Film einen Hauptact habe, dass es für mich dazu gehört, am Set für gute Stimmung zu sorgen. Da stelle ich mich unter Druck und habe manchmal Angst, das nicht erfüllen zu können.

Hast du überhaupt Ängste?
Ich würde ungern z.B. eine Laudatio halten. Als Schüler habe ich es schon nicht gemocht, Referate zu halten. Wenn ich in einer Rolle bin und spiele, kann man mich aber überall hinstellen, egal was um mich herum passiert oder ob tausend Leute zuschauen.

In „Die Zeit, die man Leben nennt" spielst du einen jungen Deutschen, der zum Islam konvertiert und unter Terrorismus-Verdacht gerät. Wie stehst du zur aktuellen weltpolitischen Situation?
Ich finde es schwierig mich immer aktuell zu äußern. Natürlich macht mir das Angst, wohin das alles steuert. Auch vor der nächsten Bundestagswahl in vier Jahren graut es mir. Ich hoffe, dass die Politik es schafft, uns alle wieder abzuholen und das wir weiterhin ankämpfen gegen diese lauten Stimmen, die von rechts kommen. Eigentlich sind diese Stimmen hüllenlos, aber durch ihre Lautstärke erreichen sie leider die Menschen.
 

© Sercan Sevindik

In „Mein eigen Fleisch und Blut“ verkörperst du einen jungen Drogensüchtigen und in „Verfolgt“ spielst du einen Teenager, der eine Sado-Maso-Beziehung zu seiner Bewährungshelferin aufbaut? Wie hast du dich auf die Rollen vorbereitet?
Man hat ja durch das Internet die Möglichkeit, sich mit ganz vielen Themen auseinander zu setzen. Natürlich muss ich den Rausch einer Droge spielen können, aber wichtiger für die Rollen ist das Warum, Woher und Wohin. Was sind die Auslöser, dass jemand Drogen nimmt. Ich versuche mich in die Psyche der jeweiligen Rollenfigur zu versetzen und muss mich auch selbst seelisch entblößen.

Sowohl in „Sommersturm“ als auch in „Coming in“ geht es um Thema Homosexualität? Wie ist dein Verhältnis zur schwulen Comunity?
Ich habe ein sehr entspanntes Verhältnis, es ist für mich selbstverständlich. Meine Sozialisierung in der Familie und in den Künstlerkreisen - Schauspiel und Ballett - hat stark dazu beigetragen. Mein halber Freundeskreis gehört dazu. Ich weigere mich auch Menschen in Schubladen zu stecken. Zuallererst geht es doch um Liebe. Als das Drehbuch zu „Sommersturm“ auf meinem Tisch lag, merkte ich erstmals, dass es für manche Leute ein Thema ist. Das war mir nicht klar. Schön war für mich, dass man mit dem Film so viele Menschen erreicht hat.

Du bist ein sehr hübscher Mann und galtst als „der“ schönste Schauspieler Deutschlands. Haben schöne Männer es leichter im Film und im Leben? Und haben dich nicht viele Männer angemacht? 
Natürlich gibt es Privilegien auf Grund von Äußerlichkeiten. Ich war immer der liebe nette Junge von nebenan; so wurde ich auch für die ersten Rollen besetzt. Schwierigkeiten hatte ich, als Badguy besetzt zu werden. Das hat man mir nicht zugetraut, ich hatte zu weiche Gesichtszüge. Dadurch habe ich vielleicht andere Kämpfe gehabt, um nicht nur über mein Aussehen gesehen zu werden.

Ob ich nie von einem Mann angemacht wurde? Ich bin in Hamburg Sankt Georg aufgewachsen. Im übertragenen Sinne: Wenn ich ausgegangen bin, musste ich nicht immer mein Portmonee mitnehmen.  Ein witziger Flirt mit einem Mann ist mir genauso angenehm wie mit einer Frau.

Lüfte zuletzt noch ein Geheimnis: Wie ist dein Weihnachtsritual? Schaust du „Sissi“ oder ab 22. Dezember „Miss Sophie“, wo du die Rolle des Butlers James spielst.
Schon im letzten Jahr - als Miss Sophie schon abgedreht war - war es ein Ritual mir „Dinner for one“ anzusehen. Dieses Jahr kommt auf jeden Fall dazu, die Geschichte davor in „Miss Sophie“ im Freundes- und Familienkreis über die Feiertage anzusehen. Ich bin so gespannt darauf, auch weil so viele tolle Schauspielkollegen dabei waren.

Auch wir freuen uns darauf und wir sind überzeugt: Das Ding geht durch die Decke!

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