Direkt zum Inhalt
Martin Klempnow // © vvg

Ausgequetscht Martin Klempnow alias Dennis aus Hürth

vvg - 19.10.2025 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Was wolltest du als Kind werden? Hast du damals schon bemerkt, dass du andere unterhalten kannst?
Ich war ganz klassisch der Klassenclown, das habe ich von meinem Vater geerbt. Wo mein Vater war, wurde gelacht. Da habe ich schnell bemerkt: Humor öffnet die Türen.

Weil ich schon immer ein Helfersyndrom hatte, wollte ich eine Zeit lang unbedingt zur Polizei. Ich bewundere heute noch Polizisten, Feuerwehrleute und Notärzte, das sind unsere wahren Helden.

Du warst professioneller Radrennfahrer und besuchtest die Hamburger Hochschule für Musik & Theater?
In Chorweiler gab es engagierte Lehrer, die sich gedacht haben, wir müssen die Jugendlichen von der Straße holen. Sie gründeten einen Radsportverein. Ich war zwar sehr erfolgreich, aber als die Mauer fiel und ich gegen Eric Zabel und Co antreten musste, sah ich, dass ich im Leistungssport keine Chancen mehr habe und entschied mich für das Abitur. Aber Sport ist immer noch eine Leidenschaft, auch wenn man es nicht sieht .

Beim Jura-Studium stellte ich schnell fest, dass ich irgendwie einen Kloß im Hals hatte. Ich fragte mich, warum machst du nicht das, was du machen willst, nämlich Schauspieler werden? Als ich eine Kommilitonin traf, die Schauspiel studierte, wurde mir erst klar, dass man das studieren kann. Ich wollte mir später nie vorwerfen, eine Chance vergeben zu haben, also beschloss ich mich zu bewerben. Mir war klar, die Chance bei 6000 Bewerbern dabei zu sein, war sehr gering. Aber mich wollten gleich zwei staatliche Schauspielschulen und ich habe mich für Hamburg entschieden.

Musikalisch hast du dann mit deinen Videoauftritten der „Ärzte“-Songs „Lasse redn“ und „Dinge von denen“ abgeräumt; wie kam es dazu?
Ich wollte als Kind immer ein Instrument spielen, Schlagzeug wäre mein absoluter Traum gewesen, aber meine Eltern hatten dazu nicht das Geld. Auf der Schauspielschule habe ich dann Jazz-Schlagzeug gespielt, aber für einen ehemaligen Punk war das nichts .

Ich habe Bela B. Felsenheimer kennengelernt, den Schlagzeuger der Ärzte. Er sah meine Kreativität und so spielte ich in 4 Videos mit und durfte ein paar Mal mit auf die Bühne. Ich habe viele Sachen eingesprochen und war mit auf den CDs. Darauf hat man mich schon angesprochen, da gerade der Text „In der Hölle ist kein Platz mehr“ in der erfolgreichen Van-Helsing-Serie verwendet wird.

Als ich dann Peter Brings kennen lernte und wir zusammen den Titel „Das jeilste Land“ geschrieben und produziert haben. In der letzten Karnevalssession war ich bei mehr als 300 Auftritten mit „Brings“ auf der Bühne.

Du arbeitest u.a. du mit Cindy aus Marzahn, Jürgen Vogel, Carolin Kebekus, Martina Hill, Otto Walkes, Ralph Schmitt. Ist immer Spaß um einen herum nicht anstrengend, oder herrscht da auch Futterneid?
Immer lustig zu sein ist definitiv anstrengend, denn nicht in jeder Lebenssituation ist das angebracht. Als ich bei Jürgen Vogel in der Schillerstraße war, starb mein Vater in der Nacht vor der Aufzeichnung. Ich sehe es heute noch dieser Show an, dass es nicht der richtige Moment war, lustig zu sein. Aber man ist halt Profi und macht es. Mein Job ist mein Freund und nicht mein Gegner und manchmal hilft diese Ablenkung im Humorberuf über manchen Kummer hinweg.

Und Futterneid ist in diesem Beruf natürlich gegeben. Gerade in Shows mit mehreren Comedians ist das doch logisch: Man möchte der Beste sein und am meisten gefallen. Mir ist Neid ehrlich gesagt egal. Ich möchte, dass am Ende das Publikum gut unterhalten wird.
 

Martin Klempnow // © vvg

Stehst du lieber solo oder im Team auf der Comedy-Bühne?
Mein Wunschgedanke wäre mit allen auf der Bühne zu stehen. Aber ich liebe es auch, mein Soloprogramm zu spielen, da bin ich mein eigener Herr und keiner quatscht dazwischen oder geht mir mit eventuellen Allüren auf den Wecker.

Wann entstand die Kunstfigur „Dennis aus Hürth“?
Sie steckte schon immer in mir, weil ich Comedy-Fan war, bevor ich es selbst gemacht habe. Ich hatte viel mit Jugendlichen zu tun und darüber hinaus meine eigene Vergangenheit und Dennis ist mehr wie ein Dialekt, den ich perfekt beherrsche. Auf der Schauspielschule habe ich im Fach Rollenspiele den Jago aus Shakespeares Othello gespielt in eben diesem Dialekt. Das kam so gut an, dass ich noch am selben Abend mit dieser Figur vor Publikum auf der Bühne stand. Das war die eigentliche Geburtsstunde von Dennis.

War Dennis bei 1live der Startschuss, dass du national so durchgestartet bist?
Da hat mich einer angerufen und gefragt, ob ich nicht Radio-Comedy machen möchte? Die haben dann Texte geschrieben, die mir nicht gefielen und ich war wieder raus. Dann habe ich aber dort jeden Tag anonym angerufen und meinen eigenen Tageskommentar abgegeben, bis mich der 1Live-Senderchef fragte, ob ich der Anrufer sei. Ja es war mein nationaler Durchstart.

Wie unterscheiden sich Dennis und Martin?
Das sollen andere beurteilen. Martin hätte den Dennis gerne als besten Freund. Dennis hat gar nichts Böses, ist immer verlässlich und immer eine sehr positive Art.

Was sagst du zu dem aktuellen Thema Homophobie? 
Dennis kann da ein wenig sarkastisch drüber blicken. Er fragt die Leute, was sie daran nicht mögen und zeigt ihnen ihre unbegründeten Ängste auf. Dennis ist da wie Martin. Ich habe es noch nie verstanden, wie man homophob sein kann. Dass wir 2025 noch Aktionen machen müssen, um auf Homophobie aufmerksam zu machen, finde ich schräg. Es sollte doch längst selbstverständlich sein, dass Liebe gleich Liebe ist. Es ist doch egal, wer wen liebt, egal ob er braun oder blau ist.

Als Comedian braucht man Köpfchen, war „Let‘s Dance“ der Grund mal Beinarbeit zu leisten oder wolltest du Sympathiepunkte von Lhambi?
Zuallererst: auch diese Formate haben ein indirektes Drehbuch, allein schon nach welchen Kriterien die Kandidaten herausgesucht werden. Meine „Rolle“ des lustigen aufmüpfigen Comedian habe ich aber nicht angenommen. Ich wollte mich nicht mit Lhambi streiten, aber sie haben mich trotzdem gebucht, als notorischer Nichttänzer. Ich mag keine Challanges, aber ich bin ein ehrgeiziger Mensch und was ich mache, will ich gut machen. Sie haben mich wohl unterschätzt, selbst meine Tanzpartnerin Martha war anfangs schlecht gelaunt, weil sie dachte, sie hätte den Looser bekommen. Heute bin ich mächtig stolz auf meinen 6. Platz, auch wenn ich mir dabei einige Melassen zugezogen habe. Und auch für mich Wichtig: Martha war auf unsere Leistung auch stolz.

Apropos: Du siehst gut aus, bist immer witzig und gut gelaunt - hat dich nie ein schwuler Mann angegraben?
Doch, aber ich bin ein sehr schüchterner Typ, der das nicht mitbekommt. Andere fragen mich immer, ob ich nicht mitbekommen hätte, dass mich jemand anbaggert. Ich habe viele schwule Freunde, weil ich das Glück hatte, in Köln großgeworden zu sein... Ich glaube, dass sie schwul sind.

Wann hört bei dir Humor auf?
Ich habe nur in einem Punkt keinen Humor, wenn die Gage nicht bezahlt wird, nein, nur ein Witz ..., wenn es zu sehr auf Kosten anderer geht, die eh schon am Boden liegen.  Ich habe einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Was macht dich traurig und wann hast du das letzte Mal geweint?
Das Schicksal anderer Leute geht mir immer nah. Ich habe Menschen bis zu ihrem Ende begleitet und ich weiß, dass es endlich ist. Und natürlich kann ich auch weinen.

Kommen da Gedanken über dein eigenes Altwerden?
Wir sind alle bei diesen Themen, wenn man ein gewisses Alter hat: es gehört dazu. Man kann das wegschieben und sich einbilden, man wäre immer noch Ende 20 und so tun, als würde man wilde Sachen machen. Oder man sagt sich, ich bin so alt, wie ich bin und freue mich auf die nächsten Schritte. Und plane die auch, ohne dass ich denke, ich verpasse etwas. 

Wie entspannst du dich?
Mein großer Traum war immer einen Beruf auszuüben, bei dem ich mich freue, wenn Montag ist. Genau das ist mir gelungen. Ich liebe es zu arbeiten, ich bin ein absoluter Workaholic.

Filmtitel mit dir hießen: „Verbotene Liebe“, „Schwer verknallt“, „Popp dich schlank“ oder „Küss dich reich“; stellt sich die Frage nach deinem wahren Liebesleben!
Das sind doch sensationelle Filmtitel, aber es waren keine Pornos. Das war eine Zeit, wo sie bei Pro7 alle Komödien rausgeballert haben. Eine schöne Zeit. Ich habe da meist den besten Freund vom Hauptdarsteller gespielt, wo ich in meinem Texten immer ein Fragezeichen nach dem Satz hatte. Ich war jung und brauchte das Geld, aber es hat nie gereicht.

Ein Film mit dir hieß „Geheimniskrämer“ - kannst du uns ein Geheimnis beichten?
Das ist eine gute Frage. Ich habe keine Geheimnisse, sondern Leidenschaften. Ich liebe Autos und Motorräder. Ja ich weiß, die machen die Umwelt kaputt. Trotzdem liebe ich sie. Geheimniskrämer war übrigens eine Show im WDR, die ich sehr gern gemacht habe und die trotz guter Einschaltquoten eingestellt wurde.

Du schreibst momentan an einem neuen Programm?
Das ist richtig und es heißt: „Der Wille war da, nur ich nicht!“ Es ist die Beschreibung meines Lebens. Ich war z.B. zu spät bei Instagram und bei so vielem. Aber der Wille war da. Ab September geht´s auf Tour.

Anzeige

Auch Interessant

Ausgequetscht

Kostja Ullmann

Kostja Ist ein erfolgreicher Film- und Bühnenschauspieler, der demnächst in der sechsteiligen Comedy-Krimi Serie „Miss Sophie“ den Butler James spielt
Pärchen November 2025

Henrik und Martin

Die Lovestory dieses Paares ist eine Roadstory mit dem Titel „Eine Reise durchs Glück“ ....
Hazy Hartlieb

Künstler, Regisseur und Autor

Deutschlandweit bekannt wurde er für seine Kostüme, die er für Hella von Sinnen in der Show „Alles nichts? Oder?“ kreierte.
Pärchen September 2025

Alex und Björn

Beide sind kleine Landeier vom Dorf, die dieses Leben lieben und nun als erwachsene Landeier sich auch gegenseitig....
Ausgequetscht

Bonyad

Er rief bei IDAHOT & Cologne Pride zur Sichtbarkeit auf – und dazu, für die eigene Freiheit und Sicherheit in dieser schweren Zeit einzustehen.
Pärchen August 2025

Dominik und Julian

Der eine aus dem Norden Deutschlands, der andere aus dem Süden (und ja, einen griechischen Mitbewohner gibt es da auch noch) – und die Liebe traf sie
Gaby Lurex

vom Barkeeper zum Travestiestar

Sie ist eine Ikone und noch vielen als perfekte Verkörperung von Shirley Bassey in Erinnerung. Sie lud SCHWULISSIMO in ihre „Burg“.
Pärchen Juli 2025

Christian und Frank

Nach einem filmreifen Kennenlernen, tanzen die beiden nun schon seit über sieben Jahren gemeinsam und glücklich durchs Leben...
Ausgequetscht

Maler Sephastian Riopel

Der Maler Sephastian Riopel – kurz Rio genannt - ist ein Künstler aus Kanada, der auf dem Weg ist, sich auf dem Kunstmarkt einen Namen zu machen.