Margaret Cho „The psyCHO Tour“
Margarets neueste, bereits vielfach umjubelte Show hat den vielsagenden Titel „The psyCHO Tour“. Cho bringt darin auf ihre ganz eigene Art und Weise ihren derzeitigen Ärger und ihre ganze Wut über aktuelles Tagesgeschehen aus aller Welt zum Ausdruck. Dabei geht es vor allem um Polizeibrutalität, Rassismus und die ständig ansteigende Gewalt gegenüber Frauen. Margaret Cho sieht sich selbst nicht als Comedian im klassischen Sinn. Die Besucher ihrer Show lieben sie vor allem auch deshalb, weil Margaret mit gestochen scharfen Blick auf die Themen schaut, die nicht unbedingt der breiten Masse entsprechen. Schwulissimo sprach mit der Künstlerin über ihre neue Show und Sex.
Margaret, wie war es für dich, in deiner Jugend mitten in einem Schwulenviertel aufzuwachsen?
Es war das Beste und das Schlimmste. Ich war bei der Geburtsstunde der Schwulen-Bewegung dabei, habe an den ersten großen Gay Prides teilgenommen, wurde Zeugin der Milk-Tragödie, habe die Anfänge und Verwüstungen durch AIDS erlebt. Ich habe gesehen, wie die Drag-Community großwurde, von ihren surrealen und wilden Anfängen bis zu dem großen Show-Business, das es heute geworden ist. Ich habe so viele Dinge durchlebt und mitgemacht.
Was hat dich in dieser Zeit besonders geprägt? Gibt es etwas, an das du dich besonders gern erinnerst?
Ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Ich habe gelernt, was „Gay Pride“ bedeutet, noch bevor ich wusste, was Schwul-Sein überhaupt ist. Ich habe gelernt, über AIDS zu sprechen, Unterstützung zu sammeln, für Menschen mit HIV und AIDS zu kämpfen. Darum rede ich heute öffentlich und bin eine Comedian und Aktivistin geworden.
Haben deine Eltern dein Talent angenommen und gefördert?
Nie, und das tun sie auch heute nicht. Aber sie akzeptieren es und geben überall mit mir an. Sie sind so lustig!
Wie bist du zur Stand-Up-Comedy gekommen? Was fasziniert dich daran?
Ich kam dazu, weil ich als Kind sehr eingeschüchtert war und missbraucht wurde. Die Bühne war der einzige Ort, an dem ich sicher war. Dort hatte ich Zeugen und konnte die Wahrheit sagen. Comedy ist die schwierigste Kunstform, aber es ist auch diejenige, die ich machen muss und Gott sei Dank auch machen kann.
Du warst zuletzt vor zwei Jahren mit deiner Show „Mother“ in Deutschland. Wie reagieren die Deutschen auf deinen Humor?
Ich wurde herzlich willkommen geheißen, die Deutschen lieben meine Show. Ich bin überwältigt von der Unterstützung und Bewunderung durch meine deutschen Fans. Sie mögen mich wirklich.
Generell nimmst du dir kein Blatt vor den Mund und sagst, was du denkst. Wie gehst du mit Menschen um, die mit deiner Art nicht klarkommen?
Ich muss über das sprechen, worüber ich sprechen möchte, so bin ich einfach tief im Inneren. Ich habe einfach keine andere Wahl. Ich bin eine Sklavin meines großen Mundwerkes. Meine neue Show „psyCHO“ handelt von der Wut, die ich als Opfer eines sexuellen Missbrauchs empfinde. Ich habe darüber den Song „I Want To Kill My Rapist“ geschrieben. Das Video dazu ist sehr umstritten, und ich bin froh darüber! Wir sollten Wut und Trauer über dieses Verbrechen empfinden, das so viele Menschen – Männer und Frauen gleichermaßen – erleiden und nicht darüber sprechen.
Anfang des Jahres warst du Co-Moderatorin der TLC-Show „All About Sex“. Worum ging es in dieser Show?
Das war eine Talkshow, in der Ratschläge zum Thema Sex gegeben wurden, und ich bin nun mal eine echte Expertin. Daher war ich die Hauptmoderatorin. Ich bin eine ehemalige Sex-Workerin, habe viele Jahre in der Sex-Industrie gearbeitet und wurde Vorstandsmitglied bei „Good Vibrations“, einem erfolgreichen Sexspielzeug-Hersteller. Ich möchte, dass sich Menschen ihrer Sexualität bewusst werden, damit glücklich werden und wissen, wer sie sind, sodass sie sich ihrem Gegenüber öffnen und so alles genießen können. Es ist eine Lektion über Ehrlichkeit, Selbsterkenntnis, Körper und Seele.
Du redest ganz offen über Sex. Warum, denkst du, sind viele Menschen so gehemmt bei diesem Thema?
Wegen ihrer Erziehung und des Unwillens der Gesellschaft, die Realität zu erkennen. Auch Sexismus und Homophobie spielen eine Rolle. Zu viele Tabus! Sie müssen verbannt werden. Orgasmen sind wichtig für die Revolution!
Du bist gerade mit deiner neuen Show „The psyCHO – Tour“ in Europa unterwegs. Warum „psyCHO“ – und worum geht es dabei?
Um Waffengewalt, Terrorismus, Vergewaltigung, Drogensucht und vor allem darum, wie man diese Wunden heilt. Wir atmen das Leid der Welt ein und atmen Frieden aus. Es ist eine neue Wut, aber ein auch neuer Weg, um nach Gerechtigkeit zu suchen. Und die Show soll natürlich lustig sein!
01. Dezember – 20:00 Uhr – Metropol – Wien – Österreich
07. Dezember – 20:00 Uhr – Quatsch Comedy Club – Berlin – AUSVERKAUFT!
10. Dezember – Bremen Theater – Kopenhagen – Dänemark
12. Dezember – 20:15 Uhr – Arenberg – Antwerpen – Belgien
14. Dezember – Bernhard Theater – Zürich – Schweiz
16. bis 20. Dezember – 21:30 Uhr – Leicester Square Theater – London – UK
21. Dezember – 20:00 Uhr – Delamar – Amsterdam – Niederlande
Tickets unter:
http://margaretcho.com/tour/
Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Margaret Cho im November 2015 geführt.