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Pam Pengco // © vvg

Pam Pengco Comedian und Drag Queen aus Köln

vvg - 15.12.2024 - 14:00 Uhr

Comedian und Drag Queen aus Köln, erobert seit kurzer erfolgreicher Zeit die Comedybühnen und ist derzeit mit ihrer ersten abendfüllenden Soloshow „Ich entschuldige mich im Voraus“ auf großer Tournee durch Deutschland, Österreich und die Schweiz.

Du bist Dragqueen, Comedienne, Sängerin, Moderatorin, Quizmasterin, Bingo-Fee, Jurymitglied - was kannst du nicht?Gute Frage. Wenn jemand eine Drag-Queen buchen möchte, die tanzen kann, muss ich Kolleginnen vorschlagen. Ich habe zwar mal einen Rock’n’Roll Intensivkurs belegt, aber außer Disco-Fox das Tanzen nie gelernt. Da bewege ich mich wie ein Sack Murmeln . Ich liebe aber Herausforderungen und würde gerne bei Let’s Dance mitmachen, damit man mir zeigt wie Tanzen geht und man mich über das Parkett schleift. Ich glaube, ich käme weit, ich bin sehr ehrgeizig. Und für den guten Zweck, würde ich bei „Wer wird Millionär“ mitmachen, weil ich selber ein großer Quiz-Fan bin und meine eigenen Quizveranstaltungen erdenke und moderiere.

Was unterscheidet Pam von David?
Für mich ist Pam keine Rolle, in die ich schlüpfe. Pam ist für mich das Sprachrohr. Sie ermöglicht mir kreatives Ausleben, worauf ich Lust habe. Pam macht mich selbstbewusster und stärker. David ist eher schüchtern, auch wenn mir das keiner glaubt. David würde nie jemanden ansprechen. Pam kann das eher locker.

Du warst in der Sat1-Comedy Märchenstunde ein Wunschbaum, ein Traumberuf?
Unverschämter Weise hatte ich nicht die Hauptrolle, aber am Anfang der Karriere beißt man schon mal in den sauren Apfel. Ich habe früher in ein Freunde-Buch geschrieben, das ich Millionär und Lehrer werden wollte. Lehrer, weil ich es interessant fand, jungen Menschen zu zeigen was richtig und was falsch ist. Mittlerweile ist das, was ich mache gar nicht so weit weg vom Lehrerjob.

Und wie weit ist es noch bis zum Millionär?
Das ist die traurigste Frage, die du mir heue stellen kannst. Ich hoffe noch auf den Lottogewinn, aber da müsste ich erst einmal spielen.

Du hast mit Desirée Nick etwas gemeinsam?
Wir haben beide Theologie studiert. Ich habe im ersten Fach Niederländisch studiert und brauchte ein weiteres, welches ohne Numerus clausus war – da gab es nur Physik, Chemie, Russisch, Latein und Religion. Wofür entscheidet man sich bei dieser Vorgabe? Dazu diese Kleidung; ein Papst ist doch wie Drag Queen – nur ohne Spaß! Ich hätte das mit meiner Lebenseinstellung niemals durchziehen können, kann aber diese Religion zu meinem Thema auf der Bühne machen. Mein Credo: Jedem seinen Glauben, aber ich unterstütze keine Institution, die lieber einen Gartenzaun oder Auto segnet, als ein queeres Paar.

Wann und wie entstand Pam?
Während des Studiums zog ich nach Köln und lernte neue Freunde in der queeren Bubble kennen. Wir besuchten ein Travestietheater und Freunde meinten, das wäre doch auch was für dich. Beim Karneval habe ich es ausprobiert und gemerkt, es machte Spaß. Ab da stand ich sonntags beim Kulturschock auf der Bühne und habe gesungen. Dabei stellte ich auch fest, dass ich eine Schnauze habe, die funktioniert und die Leute lachen darüber. So hat es angefangen.

Du hast den Engel und den Teufel auf den Schultern sitzen.
Das Teufelchen sitzt bei Pam, das Engelchen bei David.

Hat man als Drag mehr Möglichkeiten seine Schäfchen zu kritisieren?
Die Leute wollen das! Sie kommen ja nicht in eine Comedy-Show, um das Vaterunser zu beten - und wie man weiß - ich könnte das. Sie wollen die spitze Zunge und dass man sie anspricht. Wenn jemand zart besaitet ist, ist meine Comedyshow sicherlich nicht die erste Wahl,

Dein Solo heißt: „Ich entschuldige mich im Voraus“- ist das der Freibrief dafür, alles sagen zu dürfen?
Eben, darum! Ich kann somit noch frecher sein und es war meine Intension, als mir der Titel einfiel. Ich bin als Drag Queen, wie ich bin und dafür muss ich mich nicht entschuldigen!

Sorry im Voraus: Wer ist deine Lieblingskollegin / Lieblingsfeindin.
Ich bin Chris Tall sehr dankbar, dass er mich in seine Sendung geholt hat. Ebenso Simon Stäblein, bei dem ich mich im Vorprogramm ausprobieren durfte. Meine Lieblingsfeindinnen? Komm einfach in mein Programm, um dort meine Späßchen über geliebte Kolleginnen abzufeiern.
 

Pam Pengco // © vvg

Und wenn ein „Sorry“ nicht mehr reicht, lädt RTL zum großen „Promi-Büßen?
Wenn ich mit den Kandidaten zusammen wäre, müsste ich danach erst richtig büßen. Das ist nicht mein Format. Mein Job wäre eher der, den Olivia Jones macht, und den sie da sehr gut macht.

Du sagst: „Claudia Roth sieht aus, wie mein Vater in Drag“; dabei ist der Schornsteinfeger; für wen ist das ein Kompliment?
Mein Vater bringt mir als Schornsteinfeger viel Glück im Leben. Er ist jemand, der sich seit jeher auf Geburtstagen eine Perücke aufzieht und meine Mama war Karnevals-Prinz!!! Irgendwo muss ich es ja herhaben. Um auf Claudia Roth zurückzukommen: Sie hat schon mit Lach-Smileys auf meinen Gag reagiert. Claudia hat Humor, muss sie auch - mit der Frisur.

Kommt vom Schornsteinfeger deine Vorliebe für schwarz?
Schwarz liebe ich, weil es schmal macht. Es ist elegant, sportlich, passt eigentlich zu allem. Da machst du nichts mit falsch. Vielleicht kommt es aber auch wirklich aus dem Unterbewusstsein, weil mein Papa immer schwarz voller Ruß nach Hause kam.

Mit deinem Auftritt bei DSDS 2019 hat du nicht Dieter, dafür aber deine Eltern überrascht …
Ich bin durch die erste DSDS-Staffel zur Musik gekommen. Mein Traum war es, den Recall-Zettel in Händen zu halten. Durch die damalige Altersbeschränkung war 2019 meine letzte Chance, die nutzte ich und machte als Pam mit. Zuhause wusste keiner, dass es die Kunstfigur Pam gibt. War mir egal, ich glaubte, das guckt eh` keiner. Leider saßen meine Eltern vor dem Fernseher und zappen durchs Programm. Bis Mutter meinen schlafenden Vater weckte und fragte: Ist das nicht unser Sohn, der da singt? Eine Mutter erkennt ihren Jungen!

So lernten meine Eltern Pam kennen und ich bekam meinen Recall-Zettel.

Wie war das 1. Outing?
Ich hatte mein Outing mit 21, also relativ spät. Meine Eltern hatten kein Problem damit, nur die Sorge, dass mein Leben schwieriger werden könnte. Sie lieben mich, so oder so. Mein Lieblingszitat aus meinem Programm: Eltern haben nur einen Job im Leben: Das ist ihr Kind zu lieben, egal wen das Kind liebt.

2020 folgte Supertalent, wolltest du unbedingt Fame?
Das war nicht mein Plan. Ich wurde auf der Straße angesprochen, ob ich mitmachen wollte. Ich habe gezögert und mich dann dafür entschieden, da ich Comedy machen wollte. Bedingung für mich war, dass ein Comedien in der Jury sitzt. Und da saß Chris Tall. Bestimmung?

Ein Gag von dir: „Ich rasier’ mir nur ein Bein, damit ich weiß, wie es ist, neben einem Mann zu liegen!“ Hast du eine Beziehung?
Ich mache seit 11 Jahren Drag und bin seit 12 Jahren Single. Ich glaube, ich weiß gar nicht mehr wie das funktioniert - eine Beziehung.

Chris Tall hat dich doch in die Kuppel-Show „Take me out“ geholt.
Da war ich die DJane und habe versucht, Trostpreis für die ausgeschiedenen Männer zu sein. Aber so richtig wollte keiner.

Bei „Viva la Diva – Wer ist die Queen" warst du in der Jury, in der prominente Hetero-Männer als Drags auftraten. War das hilfreich für die Drag-Szene?
Es war schön, dass die Menschen einmal hinter die Kulissen der Drag-Szene schauen konnten und gesehen haben, was das für Arbeit ist, bis man als Drag perfekt auf die Bühne treten kann. Es war auch ein schönes Zeichen für Akzeptanz und am meisten begeistert hat mich, dass mit David Odonkor ein Fußballspieler dabei war.

Du hast beim Comedy Festival ‘24 begeistert. Wie kann man sich so viel Text merken?
Ich hatte schon das Glück zur Schulzeit, dass ich Gedichte sehr gut auswendig lernen konnte. Bei meiner Tour habe ich 90-100 Minuten, wo ich funktionieren muss, Da habe ich schon Angst den Text zu vergessen. Aber ich habe ja zum Glück meine freche Schnauze zum Improvisieren.

Du gehst jetzt mit deinem Programm auf Tour deutschlandweit.
Bei der Tour ist mir wichtig, dass ich ganz unterschiedliche Leute erreiche, dass ich eben nicht nur in der schwulen Bubble spiele. Wenn ich Menschen erreiche, die bisher nur wenig Berührungen mit der queeren Szene haben, kann ich doch viel mehr zu Toleranz und Akzeptanz beitragen. Ich liebe es Menschen zum Lachen zu bringen, viel mehr als selbst zu lachen. Mit Geschenken geht es mir inzwischen ebenso. Ich schenke lieber …

Wie politisch bist du und was sagst du zu den aktuellen Themen?
Ich mache mir schon Sorgen, weil es auf meinem Tour Plan Städte gibt, wo rechtsradikale Stimmungen vorherrschen. Aber gerade da bin ich als Pam auch ein Sprachrohr. Ich sage nicht, wen ich, sondern wen ich nicht wähle! Trotzdem habe ich Angst, meinen Beruf irgendwann nicht mehr ausüben zu können.

Was stört dich an der Szene?
Wir bekommen von außen schon genug Hass ab, da müssen wir uns doch nicht noch in der eigen Bubble gegenseitig beschimpfen und ausgrenzen!

Was wünscht Pam dem David für die Zukunft + umgekehrt?
Pam wünscht David einen Partner an der Seite und David wünscht Pam natürlich eine sehr erfolgreiche Tour und vielleicht in Zukunft eine eigene Sendung.

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