Best Agers Glücklich im Alter
Es ist wohl das eine große Ziel, das alle haben, wenn sie irgendwann auf das eigene Leben zurückblicken: Glücklich sein. Wer jung ist oder mitten im Leben steht, kann seine Möglichkeiten und sein Glück aktiv steigern – so die allgemeine Annahme. Doch im Alter geht es glückstechnisch abwärts, denn Krisen und Krankheiten häufen sich an, so dass das Glücksempfinden automatisch schwinde. Doch ist das wirklich so? Wir schauen mal nach, was die Studienlage so zum Thema „Glücklichsein im Alter“ sagt und welche Faktoren das „Seniorenglück“ begünstigen können.
Studienlage
Forscher sprechen immer wieder von der U-Kurve des Glücks: Zwar sind die meisten Menschen in ihrer Kindheit und Jugend am glücklichsten, doch dann sinkt die Zufriedenheit und steigt ab 60 Jahren wieder auf ein zweites Hoch an. Das Alter ist demnach von großer Zufriedenheit geprägt, was internationale Studien bestätigen. Der U-förmige Verlauf der „Glückskurve“ mit ihrem Tief in der Lebensmitte hat nicht nur etwas mit den klassischen Lebensabläufen zu tun wie Berufsstress, Beziehungskrisen, Beschwerden gesundheitlicher Art etc., sondern tatsächlich auch mit unserer Konstitution: körpereigene Botenstoffe wie Dopamin, Adrenalin und Morphium haben einen großen Einfluss auf unser Gefühlshaushalt. Und interessanterweise entsprechen diese drei Hormone den Lebensphasen, denn durchschnittlich setzt das Gehirn junger Menschen besonders viel Dopamin frei, im mittleren Lebensalter stehen hingegen die Stresshormone im Vordergrund und bei Älteren wird durch Nachlassen des Drucks in Arbeit und Gesellschaft der Effekt des Morphiums gespiegelt. Diese Theorie ist zwar wissenschaftlich noch nicht bewiesen, würde aber eine biochemische Erklärung für die auffällige U-Kurve liefern. Im Grunde müssen wir also nur die stressfreien Jahre abwarten und das Glück kommt dann in den älteren Jahren von ganz alleine? So leicht ist es dann doch nicht, denn man muss schon auch selbst etwas dafür tun.
Glücksfaktoren im Alter
Es gibt ein paar Dinge, die die Lebenszufriedenheit im Alter sehr beeinflussen und begünstigen. Dazu zählt:
Aktivität und Bewegung
In aktuellen Studien wurde festgestellt, dass Über-90-Jährige eine erstaunliche Lebenszufriedenheit haben, auch wenn sie natürlich viele gesundheitliche Beschwerden und Einschränkungen haben. Dennoch haben diese „munteren Alten“, wie die Forscherinnen und Forscher sie genannt haben, eine optimistische und lebensfrohe Einstellung. Was alle eint: Sie gehen mindestens eine halbe Stunde am Tag einer körperlichen Bewegung nach. Aktivität bis ins hohe Alter ist also ein Schlüssel zum Glück, denn wie heißt es so treffend in einem Sprichwort: Wer rastet, der rostet.
Soziale Beziehungen
Freundschaften pflegen und soziale Kontakte halten: Auch das nennen 90 Prozent der Älteren einen weiteren wichtigen Faktor zum Glück: Das Risiko im Alter zu vereinsamen ist für schwule Männer laut Datenlage besonders hoch, weshalb gerade hier der Freundeskreis gehegt und gepflegt werden muss. Aber es gibt inzwischen auch viele Angebote, dazu gehört zum Beispiel „Altern unterm Regenbogen“ in Düsseldorf, die sich um Menschen im LGBTIQ-Spektrum ab 55 kümmert.
Ernährung & Co.
Eine ausgewogene Ernährung, genug zu trinken und bei Alkohol und Zigaretten auf den Grundsatz achten: Alles nur in Maßen. Das ist das Grundrezept und die Basis für ein zufriedenes Alltagsleben. Im Prinzip unterscheiden sich die Anforderungen an die richtige Ernährung im Alter dabei nicht sehr von denen in der Jugend: Denn es sollte stets eine abwechslungsreiche und ausgewogene sein. Das bedeutet, im Speiseplan sollte Vollkorngetreide, viel Gemüse und Obst, täglich frische Milchprodukte sowie gelegentlich Fisch integriert werden. Tabu sind fett- und zuckerreiche Lebensmittel, die schließlich weder für Kinder, junge Erwachsene noch für Senioren empfehlenswert und daher möglichst gemieden werden sollten.
Einstellung und Erfahrung
Wichtig ist für das Glücksempfinden im Alter auch die eigene Einstellung zu den bisherigen Erfahrungen im Leben. Meist wird jetzt die Lebenssituation neu interpretiert, man passt sich an passt sich an und wird bescheidener. Dominieren in den ersten Lebensjahren Wünsche nach Kontrolle und Einfluss, haben ältere Menschen gelernt, sich den Umständen anzupassen. Das Alter bringt dann in der Regel eine größere Gelassenheit mit sich und diese trägt die Chance zum Glücklichsein in sich.
Gene und Glück
Internationalen Studien zufolge wird die Veranlagung zum Glücklichsein zu etwa 50 Prozent tatsächlich von unseren Genen bestimmt: Wer also „das Glück hat“ das Langform des Gens SLC6A4 zu besitzen, sieht darüber hinaus im Leben eher das Positive, weil er mehr vom Hormon Serotonin abbekommt. Die Lebensumstände machen dann etwa nur noch ca. 10 Prozent unseres Glücksempfindens aus. Und die restlichen 40 Prozent hängen dann von uns selbst ab, also zum Beispiel der Einstellung und davon, wie sehr wir bereit sind, unser Glück selbst in die Hand zu nehmen, unseren Alltag abwechslungsreich und sinnvoll zu gestalten und uns im Zufriedensein zu üben. Und das ist tatsächlich möglich – auch und gerade im Alter.