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Gesundheit und Nachhaltigkeit

Gesundheit und Nachhaltigkeit Wie Bio, Klima und menschliches Wohlbefinden zusammenhängen

Gastartikel - 06.09.2025 - 14:00 Uhr
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Klimaschutz, ökologische Landwirtschaft und eine gesundheitsfördernde Lebensweise werden häufig getrennt betrachtet. Tatsächlich sind sie jedoch untrennbar miteinander verbunden: Die globale Erwärmung bedroht die Gesundheit durch Hitzewellen, zunehmende Extremwetter und wachsende Seuchenrisiken.

Und längst sind die Folgen des Klimawandels sichtbar. Durch Menschen verursachte Treibhausgasemissionen haben die Erde bereits um mehr als 1,5 °C erwärmt und den Meeresspiegel um mehr als 20 cm steigen lassen. Laut Prognosen könnten bis 2100 1,5 bis 5,5 °C Erwärmung und ein Anstieg des Meeresspiegels um 0,5 bis 1,3 m erreicht werden. Extremereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Stürme nehmen zu, ebenso die Ausbreitung von Krankheiten und die Gefahr von Ernährungsunsicherheit. Die Hitze ist ein „stiller Killer“: Bei der europäischen Hitzewelle 2003 starben etwa 70 000 Menschen.

Pestizide, Umwelt und menschliche Gesundheit

Während die Klimakrise weltweit Themen wie Energie und Verkehr dominiert, spielt auch die Landwirtschaft eine zentrale Rolle. Moderne Landwirtschaftssysteme basieren vielerorts auf einem hohen Einsatz chemischer Pestizide. Ein Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) verdeutlicht die Risiken: In einer groß angelegten Biomonitoring‑Studie über fünf europäische Länder wurden bei 84 % der Teilnehmenden mindestens zwei Pestizide im Körper nachgewiesen, wobei die Belastungen bei Kindern höher waren als bei Erwachsenen. Pestizide gelangen nicht nur über Lebensmittel, sondern auch über städtische Grünflächen, Bahndämme oder Spielplätze in unsere Umwelt. Die Stoffe können Herz‑ und Nervensystem schädigen und stehen im Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen.

Auch die Ökosysteme werden belastet: Pestizide töten nicht nur Schädlinge, sondern auch nützliche Insekten und Bodenorganismen. Die EEA warnt davor, dass Pestizidresistenzen zu einem Teufelskreis führen und noch mehr Chemikalien zum Einsatz kommen. Deshalb hat die Europäische Union im Rahmen des „Farm‑to‑Fork“‑Programms ehrgeizige Ziele formuliert: Bis 2030 sollen der Einsatz und das Risiko chemischer Pestizide um 50 % reduziert werden, gefährliche Substanzen ebenfalls halbiert werden und 25 % der landwirtschaftlichen Fläche nach ökologischen Kriterien bewirtschaftet werden. Diese Ziele gehen Hand in Hand mit dem Klimaschutz, denn die Reduktion chemischer Inputs senkt energieintensive Produktionsschritte und verbessert die Biodiversität.

Die Stärken der ökologischen Landwirtschaft

Ökologische Anbauweisen sind ein Schlüssel, um diese Ziele zu erreichen. Anders als im konventionellen System sind chemisch‑synthetische Pestizide im Biolandbau verboten; erlaubt sind biologische oder mineralische Präparate. Studien zeigen, dass diese Methoden nicht nur Umwelt und Tierwelt schützen, sondern auch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Bodenaufbau und Humusmanagement sind zentrale Prinzipien. Metaanalysen aus mehreren tausend Höfen belegen, dass ökologischer Anbau zu höheren Vorräten an stabilem organischem Kohlenstoff im Boden führt. Dieser Effekt wird durch den Verzicht auf chemische Düngemittel und durch vielfältige Fruchtfolgen erzielt.

Ein Bericht der Umweltorganisation NRDC hebt hervor, dass durch weltweite Einführung agroökologischer Praktiken, darunter vielfältige Kulturen, Kompostierung und Mischkulturen, die Böden so viel Kohlenstoff aufnehmen könnten, dass sie die Emissionen des gesamten Landwirtschaftssektors zwischen 2020 und 2100 überkompensieren. Zudem stärken ökologische Systeme die Klimaresilienz: Durch Humusaufbau und den Einsatz natürlicher Dünger können Böden Wasser 15–20 % besser speichern. Langjährige Versuche zeigen, dass Bio‑Erträge in Dürrejahren um bis zu 40 % höher sein können als auf konventionellen Flächen. Diese Stabilität ist besonders wichtig angesichts zunehmender Wetterextreme.

Ernährungswende: pflanzenbasiert und nachhaltig

Die Art, wie wir uns ernähren, beeinflusst sowohl die Umwelt als auch unsere Gesundheit. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben berechnet, dass eine Umstellung auf pflanzenbasierte Ernährung, also mehr Gemüse, Obst, Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und weniger tierische Produkte, die genutzten Flächen um 76 % reduzieren kann. Gleichzeitig sinken die ernährungsbedingten Treibhausgas‑Emissionen um 49 % und die Eutrophierung der Gewässer um 49 %. Auch der Wasserverbrauch geht deutlich zurück. Darüber hinaus profitieren Menschen gesundheitlich: hohe Aufnahme von pflanzlichen Nahrungsmitteln reduziert das Risiko für Adipositas, Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen, Typ‑2‑Diabetes und bestimmte Krebsarten. Studien zeigen, dass eine Ernährung mit Fisch, Nüssen, ungesättigten Ölen und wenig rotem Fleisch die Sterblichkeit und das Risiko chronischer Erkrankungen senken kann.

Eine pflanzenbetonte Ernährung bedeutet nicht zwangsläufig vollständigen Verzicht auf Tierprodukte, sondern eine Verschiebung der Proportionen. Saisonales Bio‑Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte senken den CO₂‑Fußabdruck, liefern Ballaststoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe und machen satt. 

Aktive Mobilität: Bewegung für Gesundheit und Klima

Der Verkehrssektor ist in Deutschland der einzige Bereich, in dem die Emissionen in den vergangenen Jahren kaum gesunken sind. Radfahren und Zu‑Fuß‑Gehen bieten daher eine einfache Möglichkeit, CO₂ zu reduzieren und bringen vielfältige gesundheitliche Vorteile. Laut einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO sterben in der europäischen Region jährlich eine Million Menschen an den Folgen körperlicher Inaktivität. Gleichzeitig verursacht Luftverschmutzung mehr als 500 000 Todesfälle pro Jahr. Aktive Mobilität kann diese Zahlen senken: Bereits 30 Minuten Gehen oder 20 Minuten Radfahren an den meisten Tagen senken das Sterblichkeitsrisiko um mindestens 10 %. Wer zur Arbeit radelt, reduziert das Risiko für Herz‑Kreislauf‑Erkrankungen um etwa 10 %, für Typ‑2‑Diabetes um 30 % und die krebsbedingte Sterblichkeit um 30 %.

Der Wechsel vom Auto auf das Rad kann Emissionen spürbar senken. Etwa 40 % der verkehrsbedingten CO₂‑Emissionen stammen von Fahrten, die sich leicht durch Radfahren oder Gehen ersetzen lassen. Damit das gelingt, braucht es sichere Wege und eine auf aktive Mobilität ausgelegte Stadtplanung. Regierungen müssen Radwege ausbauen, Unternehmen sollten sichere Abstellplätze und Duschen bereitstellen. Doch auch jede und jeder Einzelne kann dazu beitragen: Wer den Weg zum Bäcker oder zur Arbeit zu Fuß oder per Rad zurücklegt, verbessert Fitness und senkt Stress. So gehen Klimaschutz und Prävention Hand in Hand.

Waldbaden und die Kraft der Natur

Naturerlebnisse tun gut. Die japanische Praxis des Shinrin‑yoku, hierzulande als Waldbaden bekannt, wird wissenschaftlich untersucht. Eine Übersichtsarbeit fasst die Ergebnisse von Studien seit 2004 zusammen: Waldbaden erhöht die Aktivität der natürlichen Killerzellen, senkt den Blutdruck und reduziert Stresshormone. Teilnehmende berichten von besserem Schlaf, mehr Energie und weniger Angst sowie Depression. Schon kurze Aufenthalte im Wald wirken positiv und helfen, dem technischen Alltagsstress zu entfliehen. In Japan ist Waldbaden Teil eines nationalen Gesundheitsprogramms, und auch in Europa findet die Praxis zunehmend Anklang.

LGBTIQ+ von Bedeutung. Viele queere Menschen erleben marginalisierte Lebensrealitäten. Ändern sich elementare Dinge, wird das Klima unberechenbar, nehmen Verteilungskämpfe zu, dann treffen diese oft benachteiligte Personengruppen besonders hart und verstärkt bestehende Ungleichheiten. Eine nachhaltige, allumfassendes Klimapolitik ist also auch Politik für uns. Nur eine inklusive Politik, die ökologische Nachhaltigkeit mit sozialer Gerechtigkeit verbindet, kann allen Menschen gesunde Lebensbedingungen ermöglichen. Wir haben selbst viel in der Hand. Das müssen wir formen.

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