Nach Skandal um Egidien-Kirche Praunheim-Ausstellung „Jesus liebt“ ab heute in der Nürnberger Galerie
Mit der Ausstellung „Jesus liebt“ des bekannten schwulen Künstlers und Filmemachers Rosa von Praunheim wollte die evangelische Kulturkirche St. Egidien im Nürnberger Stadtteil Sebald ihre Weltoffenheit demonstrieren. Doch schon wenige Tage nach der Eröffnung wurde die Ausstellung aufgrund zahlreicher Beschwerden vorläufig geschlossen. Jetzt ist sie zurück in Nürnberg – allerdings nicht in der Kirche.
Neueröffnung in der Galerie
Nach der Schließung der Schau in der Egidien-Kirche bekam der CSD-Förderverein in Nürnberg laut der Berliner Zeitung zahlreiche alternative Angebote aus der Kunstszene. Heute nun eröffnet die Praunheim-Ausstellung nun in der Kreisgalerie. Ab Anfang Oktober sollen die Bilder dann auch in der Münchener Kunstbehandlung und ab Anfang Dezember in der Hamburger Kunstkantine gezeigt werden.
Was Rosa von Praunheim dazu sagt
Den Künstler selbst freut es vor allem, dass es eine Reaktion auf seine Werke gab: „Ist doch schön, wenn Leute sich aufregen“, sagte er gegenüber dem Merkur. Denn das führe zu regen Diskussionen, und das sei wichtig: „Wir sind ja in einer Zeit, die wieder ins konservative, reaktionäre, rechte Lager schlittert und müssen aufpassen, dass die Schwulen nicht wieder eins auf den Deckel kriegen.“ Dass der Pfarrer der Egidien-Kirche ihn überhaupt eingeladen habe, sei „mutig“ von ihm gewesen.
Sex in der Kirche?
Obwohl die Schließung der Ausstellung seitens der Kirche für viel Kritik sorgte, entschied sich der Kirchenvorstand nach reiflicher Diskussion dazu, sie nicht wieder zu eröffnen. In einem Gastkommentar des Sonntagsblatts verteidigte Pfarrer Steve Kennedy Henkel von der Sankt Lukas Kirche in München die Schließung: Das Problem, so sagt er, sei nicht die Darstellung queerer Liebe gewesen, sondern die sexuelle Natur der Werke: „Ich gehe fest davon aus, dass auch heterosexuelle Darstellungen von Hardcore Gruppen-, Anal- und Oralsex, mittendrin Jesus, das alles unter dem Dach einer Kirche, für einiges an Widerspruch gesorgt hätten.“ Solche Bilder wären in den sozialen Medien sofort gesperrt worden, egal ob queer oder nicht.
Leider bliebe im öffentlichen Diskurs nun vielfach nur die Verknüpfung von LGBTI*-Inhalten und Sex hängen. Das sei sowieso schon ein hartnäckiges Vorurteil, dessen Anhänger sich jetzt auch noch bestätigt sähen. Laut Henkel solle die Kirche eher darauf aus sein, „zum gegenseitigen Verstehen zu verlocken“ und „Menschen helfen, hinter ihren Feindbildern andere Menschen zu erkennen“.