Direkt zum Inhalt
Freispruch!
Rubrik

Freispruch! Tränen der Erleichterung nach Urteilsspruch in London bei Kevin Spacey

ms - 27.07.2023 - 07:45 Uhr

Der schwule Hollywood-Schauspieler und zweifache Oscarpreisträger Kevin Spacey („American Beauty“, „Die üblichen Verdächtigen“) wurde gestern an seinem 64sten Geburtstag auch im finalen Prozess in London am Southwark Crown Court in allen Anklagepunkten freigesprochen – zuvor hatten sich die Ankläger offenbar immer wieder in Widersprüche verwickelt.

Demütig und dankbar

Nachdem die zwölf Geschworenen das Urteil gesprochen hatten, seufzte Spacey laut auf und brach danach in Tränen aus. Dankbar nickte er der Jury zu, bevor er den Gerichtsaal verließ. Auch in seinem kurzen Statement vor der Presse zeigte sich der Charaktermime tief bewegt: „Ich kann mir vorstellen, dass viele von Ihnen verstehen können, dass ich nach dem heutigen Tag viel verarbeiten muss. Aber ich möchte sagen, dass ich der Jury enorm dankbar dafür bin, dass sie sich die Zeit genommen hat, alle Beweise und Fakten genau zu prüfen, bevor sie eine Entscheidung getroffen hat. Und ich bin demütig über den Ausgang heute.“

Einvernehmlicher Sex

Spacey wurde damit in allen Prozessen rund um angeblichen sexuellen Missbrauch an Männern freigesprochen. In London hatten zuletzt vier Männer behauptet, Spacey sei während seiner Zeit als Direktor des Old Vic Theaters in London zwischen 2001 und 2013 zwölf Mal übergriffig geworden. Spacey gab zwei Begebenheiten zwar grundsätzlich zu, darunter einmal Sex mit einem der Männer sowie „romantische Berührungen“ mit einem zweiten, erklärte aber, dass diese Begebenheiten in beidseitigem Einvernehmen stattgefunden hatten. Einer der Männer habe sich sogar bei ihm gemeldet und soll Geld von ihm erpresst haben – Spacey selbst habe das abgelehnt.

Cancel Culture ohne Beweise

Die ersten Vorwürfe gegen Spacey kamen 2017 auf und beendeten binnen kürzester Zeit seine internationale Karriere, noch bevor er selbst auch nur ein einziges Mal zu der Sache gehört worden war. Er wurde aus einem bereits fertigen Film rausgeschnitten und durch den Kollegen Christopher Plummer ersetzt, Netflix warf ihn trotz seiner Hauptrolle mit sofortiger Wirkung aus der bis dahin sehr erfolgreichen Serie „House of Cards“, während die Produzenten ihn auf 30 Millionen US-Dollar Schadenersatz verklagten.

Im Oktober 2022 war Spacey zuletzt vor einem New Yorker Gericht ebenso freigesprochen worden, nachdem ihn der Schauspieler Anthony Rapp beschuldigte hatte, ihn in den 1980er-Jahren belästigt zu haben – Rapp hatte sich auch im Prozess immer wieder in Widersprüche verwickelt und gab in einem Fall zu, direkt gelogen zu haben.

Schwuler Sex ist kein Verbrechen

Spaceys Anwalt Patrick Gibbs hatte jetzt in London erklärt, es sei kein Verbrechen, Sex zu mögen oder Gelegenheitssex zu haben, selbst wenn man eine berühmte Person sei. Zudem sei es kein Verbrechen, Sex mit jemandem des gleichen Geschlechts zu haben, so Gibbs weiter, denn „wir schreiben das Jahr 2023 und nicht das Jahr 1823“. Im Prozess in London hatten per Videoschaltung auch Popstar Elton John und sein Ehemann für Spacey ausgesagt. Spacey selbst hat zuletzt mehrfach betont, er hoffe im Falle eines Freispruchs dann wieder an seine Schauspielkarriere anknüpfen zu können.

Auch Interessant

Dramatische Lage in Myanmar

Schikane gegen die Community

Das Auswärtige Amt hat seine Reisewarnung gegen Myanmar bekräftigt - die Lage für LGBTIQ+-Menschen verschlimmert sich immer weiter.
Showdown im Bundestag

Offener Brief gegen Asylgesetz

Hunderte Künstler protestierten in einem Offenen Brief gegen ein für heute geplantes neues Asylgesetz der Union, darunter auch LGBTIQ+-Vertreter.
Kampf gegen Menschenrechte

Neues Gesetzvorhaben in Namibia

Kein Ende in Sicht: Namibias Regierung stellt sich erneut gegen die liberalen Obersten Richter des Landes und gegen LGBTIQ+ Rechte.
Fluchtwelle in den USA

Angst bei LGBTIQ+ Jugendlichen

Aus Angst vor Hass und Anfeindung verließen 2024 rund 266.000 queere Jugendliche in den USA ihren Heimat-Bundestaat.
Strafanzeige gegen AfD

Linke queer geht gegen AfD vor

Die Linke queer hat Strafanzeige gegen die AfD in der Stadt Falkensee gestellt. Streitpunkt sind Regenbogenfahnen an öffentlichen Gebäuden.
Queere Gesundheitsversorgung

Neue Wege in Thailand

Nach der Einführung der Homo-Ehe geht Thailands Regierung erneut auf die Community zu und schafft Verbesserungen im Gesundheitsbereich.
Strafanzeige gegen Milei

Rede mit juristischen Folgen

Strafanzeige gegen Argentiniens Staatspräsident Javier Milei: In einer Rede setzte er Homosexualität mit Pädophilie gleich.
AfD-Verbot

Debatte im Bundestag

Der LSVD+ begrüßt die Debatte um ein mögliches Verbot der AfD und betont die queerfeindliche Haltung der Partei.
Community in Großbritannien

Die Community wächst stark

In Großbritannien definieren sich mehr Menschen als jemals zuvor als lesbisch, schwul oder bi, besonders stark vertreten sind bisexuelle Personen.