Bye, Bye, Tina! Rocksängerin und Gay-Ikone Tina Turner stirbt mit 83 Jahren.
Die weltberühmte Rocksängerin Tina Turner ist gestern Abend im Alter von 83 Jahren gestorben – und neben vielen Fans und Weggefährten trauert auch die Gay-Community um die Powerfrau, die bereits zu Lebzeiten eine Legende geworden war. Gerade in schwierigen Lebensphasen zeigte sie vor allem vielen schwulen Männern, dass es sich lohnt, immer wieder aufzustehen, den Mut zusammenzunehmen und sich erneut ins Leben zu werfen.
Ein schwules Leben mit Tina
Mit ihr fragten wir uns immer wieder gerade in unseren jungen Lebensjahren „What´s Love got to do with it“, schmachteten der verflossenen Liebe nach mit „I don´t wanna lose you“, richteten uns wieder auf und erklärten stolz und mutig unseren anderen schwulen Freunden: „We don´t need another Hero“! Den Jungs, die dann in unser Leben traten, sagten wir gleich: „Better be good to me“, denn immerhin stärkte Tina unser Selbstbewusstsein, wenn sie uns mit kräftiger Stimme erklärte: „Simply the Best“! Hatten das die Jungs, die unsere Herzen erobern wollten, endlich verstanden, wurden wir auch gerne einmal zum „Privat Dancer“ für sie.
Sexyness pur bis zur letzten Stunde
Tina sorgte auch dafür, dass James Bond alias Pierce Brosnan erst so richtig Sexyness bekam, als sie den Titelsong zu „Goldeneye“ schmetterte. Wer sonst hätte aus dem irischen Schauspieler einen Hingucker machen können, wenn nicht eine Frau mit Löwenmähne, Netzstrümpfe, High Heels und dem stets kürzesten Lederrock der Welt. Diese Erotik, dieses Knistern, hat sie sich bis zur letzten Stunde bewahrt – ein tiefes Raunen ihrer Stimme oder ein befreites Lachen reichten aus.
Mit viel zu jungen 83 Jahren ist sie nun von uns gegangen und von Mick Jagger bis zum Weißen Haus sind sich alle einig, es mit einem wirklich „großen Verlust“ zu tun zu haben. Elton John erklärte via Instagram: „Wir haben eine der aufregendsten und elektrischsten Performerinnen der Welt verloren.“ Auf dem beigefügten Bild sieht man die beiden in inniger Umarmung.
Mutmacher Tina in Zeiten der AIDS-Krise
Gerade ihr unbändiger Lebensmut und diese Kraft, die sie auch die Misshandlungen ihres einstmaligen Ehemannes Ike Turner überwinden ließen, machten vielen schwulen Männern seit den 1980er Jahren Hoffnung; eine Zeit, geprägt von der weltweiten AIDS-Krise, homophoben Gesetzgebungen und teilweise systematischer Verfolgung sowie der allgemein anerkannten Ächtung von Schwulen. Das Wort „Gleichberechtigung“ klang damals noch wie ein unerfüllbarer feuchter Traum. Sie war in dieser Zeit eines der wenigen Leuchtfeuer und ihre kometenhafte Karriere inklusive mehrerer Grammy-Awards und 180 Millionen verkaufter Tonträger beflügelte auch uns in so mancher durchtanzter Nacht.
Immer wieder setzte sie sich auch für die Rechte der Gay-Community ein und trat beispielsweise auch bei den ersten Gay Games 1982 in San Francisco auf – zu einer Zeit, als es alles andere als hipp, cool oder förderlich fürs Image war, mit schwulen Männern auch nur gesehen zu werden. Mit 83 Jahren ist sie nun nach Darmkrebs und Nierenproblemen in ihrer Wahlheimat nahe Zürich gestorben. Angst habe sie nicht vor dem Tod, erklärte die bekennende Buddhistin vor fünf Jahren noch: „Ich bin bereit, wenn die Tür sich öffnet.“ Nur wir sind vielleicht noch immer nicht so ganz bereit, sie gehen zu lassen, denn sie war wirklich die Beste! Danke, Tina!