Direkt zum Inhalt
Kardinal Woelki

Kardinal Woelki Was wusste Woelki über die Missbrauchsfälle in Köln?

ms - 10.05.2023 - 13:00 Uhr
Loading audio player...

Die Kölner Staatsanwaltschaft hat jetzt die Ermittlungen gegen den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki noch einmal ausgeweitet – dabei geht es jetzt auch um den Verdacht des Meineids. Woelki könnte demnach vor Gericht gelogen haben, als es um Informationen rund um einen Priester gegangen ist, der sich sexuell an Minderjährigen vergangen haben soll.  

Lügen und Meineid in mehreren Fällen?

Der Kardinal scheint sich dabei immer mehr in Unwahrheiten zu verstricken – es läuft bereits aktuell ein Ermittlungsverfahren wegen des Vorwurfs der falschen eidesstattlichen Versicherung in zwei Fällen gegen ihn, nun kommt ein dritter Tatvorwurf hinzu, wie der Kölner Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn gegenüber dem WDR bestätigte. Grundlage dafür ist die Strafanzeige einer nicht näher benannten Privatperson. Im Kern geht es dabei um die Frage, was der Kardinal über die Missbrauchsvorfälle eines Priesters tatsächlich gewusst hat, den er selbst beförderte. Woelki streitet ab, von dem Inhalt eines Schreibens aus dem Jahr 2018 gewusst zu haben, in dem die Anschuldigungen aufgezählt werden.

Wissenslücken bei Woelki

Das Schreiben hat Woelki mit den Worten „In Christus verbunden“ selbst unterschrieben, bevor der Brief nach Rom an den damaligen Chef der Glaubenskongregation Kardinal Luis Ladaria weitergeschickt worden war. In dem Schreiben stehen Formulierungen wie „Ich fasse zusammen“ oder „Ich bitte um Weisung“ – trotzdem erklärte Woelki mehrfach, dass er über den konkreten Inhalt des Schreibens keine Ahnung gehabt habe. Er könne sich gar nicht mehr daran erinnern, ob er es überhaupt gelesen habe.

Kritik an Woelki wird immer lauter

Die Kritik an Woelki wird seit Monaten immer lauter – zum einen aufgrund seiner Einstellung zu den Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln selbst, zum anderen aber auch wegen seiner strikten Weigerung, die Kirche in Deutschland reformieren zu wollen. Während der Großteil der deutschen Bischöfe Reformen wie die Segnung von Homosexuellen inzwischen begrüßt, lehnt Woelki dies bis heute strikt ab. Die Organisation „Maria 2.0“ kritisierte jetzt auch das jüngste Verhalten von Woelki und forderte, dass der Kardinal seine Amtsgeschäfte ruhen lässt, solange die Ermittlungen gegen ihn anlaufen. Das Erzbistum selbst erklärte dazu, man wolle erst das Ergebnis des Gerichtsverfahrens abwarten.  

Oberstaatsanwaltschaft Willuhn erklärte gegenüber der Tagesschau weiter, dass jetzt weitere Zeugen vernommen werden müssen, um den „sehr, sehr schweren Vorwurf“ des Meineids aufzuklären. Sollte Woelki verurteilt werden, drohen ihm je nach Auslegung der Richter eine Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und fünf Jahren.

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Premiere in Italien

Der erste queere Weinberg

In Italien wird der erste queere Weinberg gefeiert, ein Projekt von Frauen und LGBTIQ+-Menschen. Mancher Winzer blickt noch immer abschätzig darauf.
Alarmierender FBI-Bericht

Hasskriminalität gegen LGBTIQ+

Die Hassgewalt gegen die Community in den USA nimmt nicht ab, so der neuste FBI-Bericht. Queere Vereine sprechen von einer „nationalen Notlage“.
Dating-Masche in Nordbayern

Fünf Tatverdächtige vor Gericht

Und wieder eine Raubüberfallserie nach der Dating-Masche: In Aschaffenburg stehen fünf junge Männer vor Gericht, die Schwule ausgeraubt haben sollen.
Eklat in der Türkei

LGBTIQ+-Aktivist verhaftet

Nach Kritik an der Politik von Präsident Erdogan ist der Jugenddelegierte des Europarates Enes Hocaoğulları am Flughafen in Ankara verhaftet worden.
Hospiz für LGBTIQ+-Menschen

Angebot mit Vorbildfunktion

Im Südwesten Englands entsteht das erste Hospiz für LGBTIQ+-Menschen. Die Einrichtung hat jahrelange Erfahrung bei der Versorgung von HIV-Patienten.
Coming Out ganz nebenbei

Nationalspielerin Laura Freigang

Acht Sekunden in einem TikTok-Video reichten Fußball-Nationalspielerin Laura Freigang aus für ein federleichtes wunderbares Coming-Out.
Massive Welle der Gewalt

Hasskriminalität in Argentinien

Seit Anfang 2025 sind die Angriffe gegen LGBTIQ+-Menschen in Argentinien um 70 % angestiegen, 17 Personen starben. Die Regierung trage eine Mitschuld.
HIV-Aktivist tot aufgefunden

Riccardo Pulvini starb in London

Der 33-jährige HIV-Aktivist Riccardo Pulvini wurde tot in seiner Londoner Wohnung aufgefunden. Er war das Gesicht einer weltweiten AIDS-Kampagne.
Prozessauftakt in Berlin

Vergewaltigung bei der Bundeswehr?

Zwei ehemalige Bundeswehr-Elite-Soldaten stehen aktuell in Berlin vor Gericht, sie sollen einen Kameraden misshandelt und vergewaltigt haben.