TikTok am Ende?! Spioniert der chinesische Konzern Politiker und auch LGBTI*-Aktivisten aus?
Für LGBTI*-Kreative mauserte sich die Video-Plattform TikTok binnen kurzer Zeit zu einem der unangefochtenen Lieblinge im digitalen Anbieterdschungel – hunderttausende Homosexuelle und queere Menschen berichten dort seitdem über ernste Themen vom Coming-Out bis zum Mobbing, geben Tipps für die Alltagsbewältigung als LGBTI*-Person oder sorgen mit lustigen Clips rund um die verrückte bunte queere Welt für Unterhaltung.
All das trotz der Tatsache, dass der chinesische Konzern offenbar bis heute viele Accounts und Videos zensiert, sobald sie mit der Community in Verbindung gebracht werden. Zu den „verbotenen“ Wörtern gehörten noch im vergangenen Jahr Begriffe wie Gay, Homo, homophob, homosexuell, LGBTQ, LGBTQI, queer und schwul. Von der Zensur selbst bekommen die User dabei in den meisten Fällen erst einmal nichts mit.
Geheime Spionage bei Millionen Smartphones?
TikTok gelobte mehrfach Besserung, dabei kam es allerdings immer wieder zu ähnlich gelagerten Vorkommnissen. Ein zweiter Aspekt sollte gerade LGBTI*-Menschen zu denken geben: Der App-Anbieter steht im konkreten Verdacht, alle gespeicherten Daten, Bilder und Videos, die auf den Smartphones der User zu finden sind, auszuspionieren. Zudem kann TikTok unbemerkt jederzeit auch auf die Mikrofone oder Kameras von Telefonen zugreifen und Gespräche der Verbraucher in Echtzeit sehen und hören. Gerade auch für LGBTI*-Aktivisten beispielsweise eine besondere Gefahr.
Die USA überlegen deswegen jetzt ganz offiziell, ob sie dem Unternehmen unter der Kontrolle der chinesischen Staatsführung verbieten, in den Vereinigten Staaten von Amerika verfügbar zu sein. Die Forderung seitens der USA ist eindeutig: Der chinesische Eigentümer, der Mutterkonzern ByteDance, müsse seine Anteile an TikTok zeitnah veräußern und sich komplett von dem App-Anbieter abspalten.
Subtile Meinungsbildung bei LGBTI*-Rechten?
Die USA befürchten, dass aufgrund de Nähe des Unternehmens zur chinesischen Regierung diese nicht nur Nutzerdaten weiter abgreifen könnte, sondern auch immer mehr dazu beitragen kann, die öffentliche Meinung in anderen Ländern zu manipulieren. So wären auch subtil politische oder gesellschaftliche Beeinflussungen möglich, beispielsweise, wenn es um die Rechte von LGBTI*-Menschen geht. Ähnliche Bedenken äußerte erst in dieser Woche auch das Europäische Parlament und verbietet deswegen ab Montag nächster Woche den App-Anbieter auf allen Diensthandys von EU-Abgeordneten und Mitarbeitern. Bis Mittwoch müssen dann auch alle Mitarbeiter der EU-Kommission die Video-Plattform löschen.
TikTok und China reagieren mit Verärgerung
TikTok indes selbst hat die Vorwürfe und Verbotsankündigungen allesamt zurückgewiesen. Die chinesische Regierung reagierte mit Unverständnis und Verärgerung und erklärte, man wolle nur „Stimmung machen gegen China“. Ob ein Verbot in den USA tatsächlich durchführbar ist, ist fraglich und an erhebliche rechtliche Hürden geknüpft. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump scheiterte mit dem Versuch an den US-Gerichten.