Direkt zum Inhalt
Freiheit für Aktivistin im Iran
Rubrik

Freiheit für Aktivistin! Prozess gegen lesbische Aktivistinnen gegen indes unbeirrt weiter

ms - 14.03.2023 - 11:05 Uhr

Auf internationalen Druck hin hat die iranische Regierung jetzt die lesbische LGBTI*-Aktivistin Elham Choubdar gegen eine Kaution in Höhe von umgerechnet rund 22.000 Euro aus dem Gefängnis von Urmia entlassen. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, erklärte dazu via Twitter: „Das sind ermutigende Neuigkeiten. Die internationale Solidarität darf jetzt nicht nachlassen!“ Die ebenso mitinhaftierte lesbische Aktivistin Sareh Sedighi Hamedani ist noch immer inhaftiert – sie kann die geforderte Kaution in Höhe von umgerechnet rund 44.000 Euro derzeit nicht bezahlen.

Todesurteil wegen „Förderung“ von Homosexualität

Beide Frauen waren binnen eines Monats im vergangenen Jahr verhaftet und wegen „Förderung von Homosexualität“ sowie „Verderbtheit“ und „Korruption auf Erden“ angeklagt worden. Die beiden lesbischen Frauen hatten sich online auf Social Media für mehr Rechte von Homosexuellen und queeren Menschen eingesetzt und die menschenunwürdigen Umstände im Iran kritisiert. Das Revolutionsgericht von Urmia hatte deswegen schlussendlich beide Frauen im September 2022 zum Tode verurteilt, rund um Neujahr allerdings erst das eine und schlussendlich auch das zweite Todesurteil wieder aufgehoben, wie die Menschenrechtsorganisation 6Rang berichtet.

Schauprozess geht wahrscheinlich weiter

Die Berliner Organisation 6Rang hatte zusammen mit der LGBTI*-Gruppe All-Out zuvor rund 130.000 Unterschriften in einer Petition für ein neues Gerichtsverfahren beziehungsweise die Freilassung der zwei Frauen gesammelt, rund 55 Bürgerrechts- und LGBTI*-Organisationen hatten sich dem Aufruf angeschlossen. Auch mehrere Politiker in Deutschland hatten Patenschaften für inhaftierte und zum Tode verurteilte Iraner übernommen. Der Prozess gegen die beiden lesbischen Aktivistinnen ist indes aber noch nicht vom Tisch, wie 6Rang-Gründerin Shadi Amin betont – die Akten für ein Wiederaufnahmeverfahren befinden sich derzeit beim Gericht in Urmia: „Es ist uns allen klar, dass es sich nicht um einen ordnungsgemäßen Prozess handelt, sondern um die Wiederholung eines Schauspiels, das vielen von uns, die in der erstickenden Atmosphäre der Islamischen Republik aufgewachsen sind, vertraut ist!“

Hoffnung auf ein Ende des Mullah-Regimes

Seit September letzten Jahres geht die iranische Regierung mit aller Härte und Grausamkeit gegen Demonstranten vor, die sich gegen das menschenverachtende Mullah-Regime auflehnen. Begonnen hatten die Proteste, nachdem die 22-jährige Jina Mahsa Amini Mitte September 2022 im Polizeigewahrsam verstorben war. Ihr Vergehen: Sie hatte ihre Kopfbedeckung nicht korrekt getragen.

In den letzten Monaten haben sich den Demonstrationen auch immer mehr LGBTI*-Menschen angeschlossen – gerade auch Homosexuelle werden im Iran seit mehreren Jahrzehnten gejagt, inhaftiert und hingerichtet. Amnesty International geht von allein rund 6.000 hingerichteten schwulen Männern in den letzten Jahrzehnten aus. Erst im Januar dieses Jahres war es zu einer erneuten Hinrichtungswelle im Iran gekommen. Die Hoffnung wächst im Land, dass Hand in Hand mit protestierenden Frauen und anderen marginalisierten Gruppen das Regime gestürzt werden kann.

Auch Interessant

Sparkurs Berlin

Diversität besonders betroffen?

Berlin muss sparen - überproportional betroffen seien nun aber von den Einsparungen Diversitäts-Projekte, kritisieren Berliner Kulturanbieter.
Eklat beim Klimagipfel

Keine Frauenrechte wegen Homophobie

Eklat beim Klimagipfel: Der Vatikan verbündete sich offenbar mit homophoben Staaten, damit homosexuelle Frauen nicht geschützt werden.
Differenzen bei der Akzeptanz

Schweizer und die LGBTI*-Community

Mehr Zuspruch für Homo- und Bisexuelle, eher Ablehnung bei Trans- und nicht-binären Menschen - so die Ergebnisse einer neue Befragung der Schweizer.
Augen zu bei US-Hassverbrechen

Warum werden Theaterstücke zensiert?

Zensur an US-Schulen: Immer öfter wird offenbar versucht, das Theaterstück über den Mord an dem schwulen Studenten Matthew Shepard zu verhindern.
E-Zigaretten bei LGB

Trend bei Schwulen und Bisexuellen

Homo- und Bisexuelle in den USA greifen überdurchschnittlich oft zur E-Zigarette, warnen jetzt US-Experten. Die Frage ist, warum?
Rotstift bei Lambda Berlin

Queere Organisation schlägt Alarm

Das Jugendnetzwerk Lambda in Berlin schlägt Alarm: Die geplanten Kürzungen der Stadt bedrohen demnach die Existenz des Vereins für LGBTI*-Jugendliche.
Skandalfall P. Diddy

Neue Vergewaltigungsvorwürfe

Der Skandal um US-Rapper P.Diddy weitet sich aus, immer mehr Männer und Frauen berichten von äußerst brutalen Vergewaltigungen.