Wiedereröffnung nach Attentat Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Ein Zeichen von Mut und Hoffnung – so bewertet die US-Presse die Wiedereröffnung des Gay-Clubs Q in Colorado Springs, dem einzigen seiner Art in der Region. Im November letzten Jahres waren bei einem Amoklauf eines nicht-binären Attentäters fünf Menschen erschossen und über zwanzig weitere Gäste teilweise schwer verletzt worden. Der Besitzer des Clubs will jetzt im Herbst dieses Jahres den Treffpunkt der LGBTI*-Community wiedereröffnen und damit auch bewusst ein klares Statement setzen.
Ein Safe Space für die Community
Matthew Haynes, der Gründungseigentümer des Club Q, erklärte dazu jetzt: „Vor 20 Jahren kämpfte ich in einer deutlich anderen Zeit als heute in unserem Land dafür, dass unsere Community einen sicheren Ort bekommt, an dem sie sich versammeln und austauschen kann. Seit zwei Jahrzehnten halten wir die Türen offen und bieten allen Menschen, unabhängig von ihrer geschlechtlichen Identität oder der Frage, wen sie lieben, einen Platz an, wo sie sich zugehörig fühlen können. Allen, die mich gebeten haben, den Club wieder zu öffnen, versichere ich, dass wir sehr hart daran arbeiten, unser Zuhause wiederherzustellen. Wir freuen uns darauf, wieder als eine Community zusammenzukommen!“
Wir lassen uns nicht unterkriegen!
Nebst deutlich verbesserten Sicherheitsmaßnahmen in Abstimmung mit den Bundesbehörden wurde das gesamte Innere des Clubs auch entkernt und umgestaltet. Haynes betont dabei, dass der neu gestaltete Club auch eine "ständige Gedenkstätte" für die fünf Opfer der Massenschießerei enthalten wird: Kelly Loving, Daniel Aston, Derrick Rump, Ashley Paugh und Raymond Green Vance. Dem Team sei dabei auch wichtig, ein starkes Zeichen sowohl an die Community aber auch in die ganze Welt hinauszusenden, frei nach dem Motto: Wir lassen uns nicht unterkriegen! Der Club wird außerdem zwei Überlebende der Schießerei als neue Mitarbeiter einstellen.
Wo sind wir noch sicher?
Die US-Presse spricht von einer mutigen Entscheidung, auch deswegen, weil die meisten Clubs nach einem Amoklauf oftmals für immer geschlossen werden. Für Colorado Springs hätte das allerdings bedeutet, dass die einzige Begegnungsstätte für LGBTI*-Menschen in einem größeren Umkreis dauerhaft verschwinden würde. Bereits kurz nach dem Amoklauf hatten mehrere Schwule und Lesben in Interviews gefragt: „Wo sollen wir denn jetzt hin? Wo sind wir denn überhaupt noch sicher?“
Anders wird beispielsweise in Florida verfahren, wo es 2016 zum bisher größten Amoklauf in der LGBTI*-Community gekommen war: 49 Gäste des Gay-Clubs Pulse waren dabei von einem islamistischen Schützen erschossen worden. Derzeit befindet sich dort eine vorläufige Gedenkstätte, der Nachtclub wird hier nicht wieder eröffnet. Die onePULSE Foundation plant indes ein 45 Millionen US-Dollar teures National Pulse Memorial und Museum.
Prozess gegen Attentäter
Der Prozess gegen den nicht-binären mutmaßlichen Attentäter Anderson Lee Aldrich (22) läuft noch. Aldrich ist in mehr als 300 Fällen angeklagt, darunter Mord ersten Grades sowie in 86 Fällen auch versuchter Mord. Die Staatsanwaltschaft geht von einem Hassverbrechen gegen die LGBTI*-Community aus. Aldrichs familiärer Hintergrund fiel immer wieder durch stark homophobe Aussagen auf. Sein Vater erklärte gegenüber der Presse, nachdem er von dem Amoklauf seines Sohnes in einem Gay-Club erfahren hatte, dass das Wichtigste für ihn sei, dass sein Sohn nicht schwul ist. Aldrich hätte vermutlich noch weitere Menschen im Club erschossen, war aber nach kürzester Zeit von einem ehemaligen US-Soldaten überwältigt worden, der zufällig als Gast im Club gewesen war.