Bedenken in Finnland Führende Expertin spricht von “Geschlechtsverwirrung“ unter Jugendlichen
Das Thema Selbstbestimmung bei Jugendlichen sorgt offenbar nach und nach in allen Ländern für Diskussionen, die diesbezüglich ein Gesetz planen oder auf den Weg bringen wollen. England stoppte eben erst ein solches Vorhaben in Schottland, das finnische Parlament beschloss erst vor wenigen Tagen Anfang Februar ein neues Selbstbestimmungsgesetz, das im Januar 2024 in Kraft treten soll. Kritik kommt jetzt von der führenden finnischen Expertin für pädiatrische Geschlechtsmedizin und sorgt in den größten Zeitungen des Landes für hitzige Diskussionen.
Vier von fünf “Trans-Kindern“ sind nicht transsexuell?
Grundsätzlich gibt es für Minderjährige in Finnland auch künftig nicht die Möglichkeit, eine Personenstandsänderung durchführen zu lassen – das bleibt auch weiterhin nur volljährigen Personen vorbehalten. Sehr wohl aber entfallen bisherige verpflichtende psychologische Gutachten auch bei Jugendlichen, wenn es um die Frage geht, ob tatsächlich eine Geschlechtsdysphorie als Ursache für eine Transsexualität vorliegt. Finnlands führende Expertin für Kinderheilkunde und Geschlechtsmedizin, Dr. Riittakerttu Kaltiala, arbeitet als leitende Psychiaterin an der Universität Tampere, der größten pädiatrischen Gender-Klinik Finnlands.
Sie erklärte jetzt gegenüber finnischen Medien, dass es zwar "wichtig ist, das Kind so zu akzeptieren, wie es ist", dass aber ebenso anerkannt werden müsse, dass es üblich ist, dass sich Kinder irgendwann in ihrem Leben stark mit dem anderen Geschlecht identifizieren – vier von fünf Kindern, die sich zwischenzeitlich als trans definieren, würden dabei aber im Laufe der Pubertät von dieser Einstellung wieder abweichen beziehungsweise daraus herauswachsen. "Deshalb ist es ratsam, die Situation genau zu beobachten, das Kind zu beruhigen und die Ängste der Familie und mögliche damit verbundene Probleme zu behandeln", so Kaltiala. Falsch seien dagegen chemische oder gar chirurgische erste Schritte hin zu einer Geschlechtsumwandlung bei Minderjährigen.
Trans-Aktivisten fordern Behandlungen von Kindern
Dr. Kaltiala meldete sich auch deswegen jetzt so explizit zu Wort, da trotz dem jetzt beschlossenen Gesetzesvorhaben des finnischen Parlaments die landesweite Trans-Aktivistengruppe Seta nach wie vor versuche und auch dafür vehement eintrete, einen juristischen, wie auch erste Schritte eines medizinischen Geschlechtswechsels doch bereits Minderjährigen zu ermöglichen. Die Expertin rät indes dringend davon ab, die Altersgrenze herabzusetzen. Weiter erklärte Kaltiala, dass es vollkommen normal sei, dass junge Menschen mit "verschiedenen Identitäten" experimentieren und "anfällig für Suggestionen" seien. Die Identitätskonstruktion in der Adoleszenz entwickele sich gerade erst, ohne dass ein endgültiges Ergebnis bereits feststehe.
Trans-Fälle unter Kindern haben sich verzehnfacht
Eine Geschlechtsanpassung bei Jugendlichen sei daher keine einfache Formalität, sondern ein „starker psychologischer und sozialer Eingriff, der die Entwicklung eines jungen Menschen lenkt.“ Ähnlich wie auch in Ländern wie Deutschland, Großbritannien oder den USA verzeichnet die Expertin auch in Finnland einen massiven Anstieg der Fälle von Jugendlichen mit "Geschlechtsidentitätsproblemen". Die Zahl habe sich seit 2015 verzehnfacht, zudem habe sich das Profil der Patientengruppe verändert. Früher waren die meisten Patienten kleine Jungen, die mit geschlechtsspezifischen Problemen zu kämpfen hatten, doch heute seien die meisten biologische Mädchen im Teenageralter. Außerdem haben drei von vier ihrer Patienten auch mit erheblichen psychischen Problemen zu kämpfen.
“Unverantwortliche“ Aussagen bezüglich Suizidgedanken
Trans-Organisationen wie auch jene in Finnland setzen sich trotzdem für eine frühzeitige Medikalisierung ein, um das Selbstmordrisiko unter Trans-Jugendlichen zu minimieren. Kaltiala nennt die Vorstellung, dass Hormonbehandlungen und die gesetzliche Geschlechtsanerkennung für Minderjährige aufgrund des erhöhten Selbstmordrisikos dringend erforderlich sind, "gezielte Desinformation" und "unverantwortlich". Selbstmordgedanken bei jungen Menschen mit "Geschlechtsidentitätsproblemen" hängen mit gleichzeitigen psychiatrischen Störungen zusammen, nicht nur mit dem "nicht bestätigten" Geschlecht, so Kaltiala: "Geistig gesunde junge Menschen, die ihr Geschlecht auf eine Weise erleben, die von ihrem biologischen Körper abweicht, sind nicht automatisch suizidgefährdet!“
Dabei bezieht sich Kaltiala auch auf zwei große Studien aus Schweden und Finnland, die feststellten, dass die Selbstmordrate bei Erwachsenen, die sich einer geschlechtsangleichenden Behandlung unterzogen hatten, deutlich anstiegen sei und sich die psychische Gesundheit vieler Minderjähriger, die hormonell behandelt wurden, ebenso verschlechtert habe. "Daher ist es nicht gerechtfertigt, den Eltern junger Menschen mit Transgender-Erfahrungen zu sagen, dass der junge Mensch ohne korrigierende Behandlung suizidgefährdet ist und dass dieser Gefahr mit einer geschlechtsangleichenden Behandlung begegnet werden kann", so Kaltiala.
Mehrere Länder äußern starke Bedenken
Unterstützt wird die Expertin auch von der pädiatrischen Gesellschaft Finnlands, die in einer offiziellen Stellungnahme an den Sozial- und Gesundheitsausschuss erklärte, dass eine Geschlechtsanpassung nicht auf Minderjährige ausgedehnt werden sollte. Der Fachausschuss verweist dabei auch auf ähnliche Erkenntnisse und starke Bedenken seitens diverser staatlicher Fachstellen aus den USA, Schweden, Großbritannien, Italien, Australien und Spanien. In Deutschland plant die Ampel-Koalition, einen Personenstandwechsel ab 14 Jahren zu erlauben – Kritiker befürchten, dass damit auch erste Schritte hin zu einer hormonellen Behandlung zur Geschlechtsanpassung erleichtert werden könnten. Befürworter halten dem entgegen, dass es sich hierbei nur um einen juristischen Geschlechtswechsel in den offiziellen Dokumenten handeln werde.