Trump hetzt gegen LGBTI* Wie können und sollten wir als LGBTI*-Community damit umgehen?
Kommentar
Endlich! Endlich ist es soweit – Donald Trump meldet sich erneut zu Wort und poltert ganz überraschend einmal mehr gegen die LGBTI*-Community, auch wenn er sicher bald erneut abermals kurz darauf beteuern wird, dass er ein “big buddy“ von allen Gays ist. Das mag Freunde der Realität irritieren, aber was interessiert sich Donald schon für diese hässliche Realität? Man möchte ihm fast augenblicklich zustimmen, angesichts der Weltenlage.
Komplettverbote für queere Kinder
Nun also brachte sich der Ex-Präsident, der gerne 2024 noch einmal ins White House einziehen will – wahrscheinlich weil man dort mit einem Fingerschnippen so viele Burger bekommt, wie man will –, erneut in Stellung und erklärte, dass er die geschlechtsangleichende Betreuung von Minderjährigen von der reinen Therapie bis hin zur Medikamentenvergabe landesweit verbieten lassen wird, wenn er – wir ahnen es, liebe US-Wähler – wenn er im kommenden Jahr erneut Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird. Das mag seine treusten Wähler indes überraschen, denn für sie ist er doch noch immer Präsident. Doch auch diese Widersprüche sind nur etwas für Kleingeister, die die spirituelle Freiheit von Fake News noch immer nicht verstanden haben.
Der Jäger in uns
Besorgt sind seine Follower allerdings, weil Donald noch immer nicht auf die inzwischen wieder freigeschalteten Kanäle von Twitter, Facebook und Instagram zurückgekehrt ist, um dort seine alternative Welt der absoluten Freiheit zu erklären – er schreibt nach wie vor nur auf seiner eigenen Plattform Truth Social, die so recht bis heute keine Begeisterung unter der Mehrheit seiner Fans finden mag. Vielleicht macht es auch einfach keinen Spaß, wenn alle auf einem Social-Media-Kanal sowieso der gleichen Meinung sind. Wen soll man da bitte medial als Sau durchs digitale Dorf jagen? Steckt doch in vielen seiner republikanischen Anhänger bis heute noch der steinzeitliche Jäger, der stets auf der Suche nach einem fetten Mammut oder eben einem liberalen Gedanken ist, die es zu töten und in die dunkle Höhle zu schleifen gilt.
Drakonische Strafen für alle Gegner
Und so spielt Trump einmal mehr auf der Klaviatur der Vorurteile – und das ganz frei, ohne Notenblatt. Donald kann eben alles, nicht wahr? Er schwadroniert von der wahren Bedeutung von Müttern und Vätern, sieht Kindesmissbrauch einmal mehr allüberall und spricht von der Verstümmelung unserer Jugend. Wer in seiner angedachten zweiten Amtszeit dann dagegen verstoße, dem drohen beispielsweise als Lehrer oder Mediziner künftig drakonische Strafen, so Trump.
Begründete Ängste? Und wie reagieren wir?
So lustig das anfangs alles klingen mag, das große Problem seiner politischen Gegner ist, dass nicht alles, was Trump sagt, grundsätzlich falsch ist – viele US-Amerikaner haben beispielsweise große Angst davor, welche Langzeitnebenwirkungen medikamentöse Therapien bei Minderjährigen haben könnten. Millionen Menschen haben Probleme damit, dass Prinzip der biologischen Zweigeschlechtlichkeit aufzulösen. Immer mehr Eltern formieren sich in den USA zu Gruppen, die nicht wollen, dass sich bereits Kindergartenkinder mit allen Details rund um die sexuelle Orientierung oder einer Geschlechtsidentität befassen müssen und es auch weniger lustig finden, wenn fast nackte Drag-Queens Tänze vor Kleinkindern aufführen, für die ihre Väter in einem Stripclub viel Geld zahlen müssen.
Manche dieser Ängste sind unbegründet, andere vielleicht überzogen – doch begegnet man ihnen nicht, in dem man unisono erklärt: Alle, die so denken, sind queer-feindlich und rechtsradikal. Genau diese Tonart schlagen aber immer mehr US-Demokraten und die meisten queeren Aktivisten in den USA an. Damit aber gewinnt man keine Debatten, man erzeugt keine Einsicht, man schafft keinen Raum dafür, sich vielleicht auch selbst zu hinterfragen – damit erreicht man nur eines: Man bereitet in perfekter Weise den Boden vor, auf dem Donald Trump 2024 ein zweites Mal ins Weiße Haus einziehen wird. Und dann können wir uns alle wieder überrascht fragen: Wie konnte das denn zum Teufel passieren?