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Revolution in England
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Revolution in England Britische Abgeordnete fordert schnelles Umdenken

ms - 17.01.2023 - 13:00 Uhr

Die Vorsitzende des britischen Unterhauses und konservative Abgeordnete aus Portsmouth, Penny Mordaunt, hat jetzt mit eindringlichen Worten die Bischöfe der Kirche von England in mehreren persönlichen Gesprächen sowie in einem öffentlichen Brief dazu aufgefordert, die gleichgeschlechtliche Ehe endlich zu unterstützen. Die derzeitige Haltung der Kirche verursache nur noch "Schmerz und Trauma" bei homosexuellen Menschen.

Briten wollen die kirchliche Homo-Ehe

Hintergrund ist ein Treffen der Bischöfe heute Nachmittag, bei dem es um kircheninterne Aspekte wie die Planung der Generalsynode im Februar geht. Mordaunt will mit ihrem Schreiben den Druck auf die Kirchenoberen erhöhen, damit diese endlich nicht nur den gesetzlichen Vorgaben Großbritanniens, sondern auch der mehrheitlichen Meinung der Briten Ausdruck verleihen. Zuvor hatten zuletzt mehrfach Homosexuelle in den Medien die Kirche von England verurteilt und erklärt, dass die bis heute andauernde Weigerung bezüglich der Homo-Ehe nichts weniger als eine institutionelle Homophobie sei.

Kirche von England wird zum Schlusslicht im Königreich

"Ich hoffe, dass Sie eine Reform unterstützen werden, die es Gemeinden und Geistlichen erlaubt, Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare durchzuführen oder zumindest autorisierte Segnungen zu ermöglichen. Es ist nun schon einige Zeit her, dass das Parlament Gesetze für zivile Partnerschaften und dann für die gleichgeschlechtliche Ehe erlassen hat. Seitdem haben sowohl die Episkopalkirche in Schottland als auch die Kirche von Schottland zugestimmt, gleichgeschlechtliche Ehen zuzulassen, und die Kirche von Wales plant, dies bald zu tun. Ich befürchte, dass die Angelegenheit, wenn sie nicht auf der Generalsynode im nächsten Monat gelöst wird, weiter schwelen und den positiven Beitrag der Kirche von England zu unserer Gesellschaft beeinträchtigen wird. Es ist auch wichtig, den Schmerz und das Trauma anzuerkennen, das dies bei vielen LGBT+ Menschen verursacht, die das Gefühl haben, in unserer Gesellschaft als Bürger zweiter Klasse behandelt zu werden“, so Mordaunt in einem Brief an die Bischöfe.

Breiter Rückenwind von allen Parteien

Rückenwind bekommt Mordaunt von Ben Bradshaw, einem Abgeordneten der Labour-Partei sowie ehemaligen Kabinettsminister. Er erklärte nach dem öffentlichen Schreiben von Mordaunt, dass der Brief die Meinung der Abgeordneten aller Parteien widerspiegeln würde: „Es ist unhaltbar, dass die Staatskirche nicht nur mit der Gesellschaft, der sie dienen will, sondern auch mit ihren Schwesterkirchen in Schottland und Wales nicht im Einklang steht!“ Die britischen Medien werten das geschlossene Auftreten gegen die Kirche als nichts weniger als eine politische Revolution.  

Wie und ob die Bischöfe reagieren werden, ist indes noch offen – momentan ist ein Kompromiss im Gespräch, sodass es Geistlichen künftig möglich sein könnte, eigenständig nach “ihrem Gewissen“ zu entscheiden, ob sie in ihrer jeweiligen Gemeinde homosexuelle Paare segnen wollen oder nicht. Ebenso gut möglich ist aber aktuell, dass die Kirche von England auf ihrer strikten Abneigung gegenüber Schwulen und Lesben beharrt.

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