Weder dick noch schwul Daniel Franzese kritisiert Brendan Fraser und „The Whale“
In den 1990ern wurde Brendan Fraser mit „Die Mumie“ ein gefragter Star. Dennoch war es lange ruhig um ihn. Jetzt meldete er sich mit dem von der Kritik hoch gelobten Film „The Whale“ von Regisseur Darren Aronofsky zurück. In dem Drama versucht Fraser als 270 Kilo schwerer schwuler Einsiedler Charlie, den Kontakt zu seiner Tochter wiederherzustellen.
Internationale Anerkennung
„The Whale“ wird international gefeiert: Bei den internationalen Filmfestspielen in Venedig und beim internationalen Film Festival in Toronto wurde Fraser für seine Rolle mit Lob und Preisen überschüttet. Die Premiere in Venedig endete in minutenlangem, tosendem Applaus. Schon jetzt gilt Fraser als einer der heißesten Kandidaten für Oscar-Verleihung im kommenden Februar.
Keine ideale Besetzung
Frasers 44-jähriger Schauspielkollege Daniel Franzese („Girls Club – Vorsicht bissig!“) ist jedoch kein Fan. Nicht etwa, weil ihn dessen Leistung nicht überzeugte. Nein, er ist enttäuscht darüber, dass er nicht selbst die Chance bekommen hatte, eine Rolle zu spielen, für die er als schwuler, stark übergewichtiger Mann geradezu prädestiniert war. Stattdessen wurde ein heterosexueller und nicht annähernd so übergewichtiger Schauspieler engagiert.
Daniel Franzeses verlorene Chance
„Ich liebe Brendan Fraser, also bin ich sehr zwiegespalten“, so Franzese gegenüber People. „Ich habe mich sehr für ihn gefreut, als er in Venedig so bescheiden aufgestanden ist und diesen Moment haben durfte. Er ist ein reizender Mann. Und es ist großartig. Aber warum? Warum musste er einen Fettanzug tragen, um einen 270 Kilo schweren, schwulen Mann zu spielen? Um endlich die Gelegenheit zu haben, in einem prestigeträchtigen Film mitzuwirken, der vielleicht für einen Preis nominiert wird und in dem Geschichten über Menschen erzählt werden, die wie wir aussehen? Das ist der Traum. Wenn sie also immer wieder jemanden wie Brendan Fraser engagieren, bleibt mir und den anderen dicken, schwulen Kerlen nur zu sagen: ‚Was zum Teufel?‘ Das ertragen wir nicht!“ Franzese hätte liebend gerne selbst für die Rolle vorgesprochen.
Konstruktive Kritik
Fraser musste wohl tatsächlich einen Fettanzug tragen. Doch auch Franzese wäre wahrscheinlich nicht ohne ausgekommen. Doch um den Fettanzug ging es ihm gewiss weniger als um die mentale Einstellung: Einen Schwulen zu spielen und einer zu sein, sind eben grundverschiedene Dinge: „Ich meine, wer weiß mehr darüber, wie es ist, ein fettleibiger, schwuler Mann zu sein, als ein fettleibiger, schwuler Mann? Aber ich schätze, man kann ruhig einen Fettanzug tragen und tun, was man tun muss, um einen Oscar zu bekommen. Wir werden derweil dasitzen und warten.“ Dass er von einer solchen Rolle nur träumen kann, erklärt Franzese so: „Das größte Problem, das wir aktuell in unserer Branche haben, ist, dass Leute wie ich und meine Kollegen ihre Filme nicht wirklich im Ausland verkauft bekommen, wenn wir tatsächlich queer sind, weil die Welt homophob ist.“
Film verhöhne Dicke als „Mitleidsobjekte“
Einen anderen Kritikpunkt hatte die US-amerikanische Filmkritikerin Katie Rife. Sie riet auf Twitter über- wie untergewichtigen Menschen stark davon ab, sich den Film anzuschauen: „Ich kann dicken Menschen nicht guten Gewissens empfehlen, ‚The Whale‘ zu schauen. Ich kann es auch nicht für dünne Menschen empfehlen.“ Sie selbst kämpfe mit Bulimie und Essstörungen und habe es als verletzend empfunden, dass der Film das Vorurteil verstärkt, dass Übergewichtige ihr Leid selbst zu verantworten hätten. So werde die Hauptfigur „mehr als eine Stunde lang“ verbal attackiert und ginge nicht freiwillig ins Krankenhaus, obwohl ihr Überleben davon abhängt – daran sehe man, dass keine übergewichtige Person an der Produktion beteiligt war.