Ich habe geträumt, ich bin Guido Maria Kretschmer und Frank hat sich getrennt
Nur noch mal für diejenigen, die nicht wissen, wer Guido Maria Kretschmer ist. Es ist dies der unglaublich sympathisch wirkende Klamotten-Guru, der wöchentlich von Flensburg bis Wien die Shopping Queen kürt und mit Frank Mutters seit 30 Jahren liiert ist. 2012 eingetragene Partnerschaft, 2018 Hochzeit in Keitum auf Sylt mit 200 Gästen und Diner im "Sansibar" bei Steinbutt auf Champagnerkraut, Rote-Beete-Carpaccio und dem ganz großen Dessertwahnsinn. Der aktuelle Status dieser zu beneidenden Liebesbeziehung ist natürlich nicht die Trennung, sondern die wohl nie endende Liebe in beiderseitigem Einvernehmen.
Auf der subjektiven Ebene würden die Beteiligten es wohl so ausdrücken:
Guido Maria Kretschmer: "Ein Leben ohne dich ist unmöglich und sinnlos. Ich liebe dich. Du bist das Beste, was mir bisher im Leben passiert ist und je passieren wird. Ach, ach, ach. *seufz*"
Frank Mutters: "Es gibt uns und es wird uns immer geben. Seit es uns gibt, ist mein Los rigoros groß.
Das ist die Sachlage. Und gestern träumte ich, ich bin Guido Maria Kretschmer und Frank hat sich von mir getrennt. Und so ging der Traum:
Ich saß an meinem Schreibtisch. Frank war gerade gegangen. Für immer. In diesem Moment stellte sich mir die Endgültigkeit klar vor mein geistiges Auge. Frank war weg. Ich hatte den Eindruck, als weinten alle Gegenstände. Selbst die allerletzte Büroklammer in der dunkelsten Ecke des Büromaterialschranks weinte. Nur ich nicht. Ich wollte weinen. Ja, durchaus. Aber ich konnte nicht. Ich nahm meinen Milchmädchenrechner aus der Schublade und tippte ein wenig vor mich hin. Am Ende kam ich auf eine Summe von 7353.315 und als ich den Milchmädchenrechner umdrehte stand da zu lesen: SIE.ESEL.
Ich versuchte mir einzureden, dass sich nichts ändern wird. Freilich, meinem Leben wird es in Zukunft an einem gehörigen Maß der täglichen Dosis verliebten Austausches mangeln. Und ich musste vor mir selbst zugeben, dass dies mein Leben wesentlich farbloser machen würde. Ich hatte zu konstatieren, dass mein Leben sicher war, aber farblos. Ich war ein anerkannter Modedesigner, erfolgreicher Moderator, hatte ein Haus in Hamburg-Blankenese, einfach das pure Glück. Natürlich liebte ich das alles auch. Doch die neue Konstellation war nicht dazu geeignet, dass ich mich noch glücklich nennen konnte. Wahres Glück habe ich erst mit Frank kennengelernt. Es war die schönste Zeit meines Lebens. Aber was sollte ich jetzt machen? Ich kann jetzt nicht mehr rücksichtslos glücklich sein. Noch dazu in Corona-Zeiten. Glück im Spiel, Pech in der Liebe? Wollen doch mal sehen, was dran ist an dem Spruch. Ich klappte den Laptop auf und tippte bei Google ein: neue online Roulette Anbieter. Ich würde die gesamte Gage meines letzten Kinofilms in einem nigelnagelneuen Online Casino beim Roulette auf Rot setzen. Ha, das Glück ist eine Hure. Rien ne va plus. Plötzlich kam Detlev Buck in den Raum und fragte mich "Hast du dir eigentlich einmal überlegt, wie furchtbar es für Frank ist?", und ging wieder. Natürlich hatte ich mir das nicht überlegt. Ich kann Leid so schlecht ertragen. Ich hatte genug mit mir zu tun. Ich leide doch auch.
Ach, ich weiß doch auch nicht. Bin ich zu schwach? Ist er zu stark? Ist die Zahl 29 beim Roulette eigentlich rot? Wird der Film, in dem ich mitspiele, ein Kassenschlager? Vermutlich nicht. Ich werde weiterhin brav alle Kontakte meiden. Angela Merkel wird mich fragen, ob ich sie nicht heiraten möchte. Es wird nur flüchtige Eheküsse auf die Wange geben und einmal im Jahr werden wir uns im Urlaub in Südtirol zum Sex hinreißen lassen. Nach Corona werde ich mich in die Arbeit stürzen. Das ist das, was ich kann. Ich bin ein Experte auf meinem Gebiet. Es gibt mir Befriedigung. Glück ist nichts für mich. Die Zeit mit Frank war wirklich wunderschön. Aber ich weiß nicht, wie man das konserviert. Und selbst wenn ich es wüsste, fehlte mir der Mut dazu. Ich werde ein unglückliches Leben führen. Es wird der Tag kommen, an dem ich es bereuen werde, meine Angst nicht überwunden zu haben. Davor graut mir. Oh Gott. Und jetzt weinte ich. Die Tränen flossen nur so dahin. Ich weinte Rotz und Wasser.
In diesem Moment wachte ich auf und war total erleichtert. Es war nur ein Traum. Puuh, Glück gehabt. Mein Gott, was für ein Albtraum. Ich hatte doch alles in der Hand. Ich war meines eigenen Glückes Schmied. Gleich heute würde ich eine Flasche Champagner kaufen und mich mit Frank versöhnen. Ob er mich mit offenen Armen empfangen wird? Ich bekam schon wieder Angst. Aber es führte kein Weg daran vorbei. Ich liebe diesen Mann. Er ist so klug. So außergewöhnlich. Wir sind wie füreinander geschaffen. Ja.
Ich ging pfeifend ins Bad und setzte mich auf die Toilette. Und genau in dem Moment, als es plätscherte, fiel mir ein: Scheiße, ich bin ja gar nicht Guido Maria Kretschmer.