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(v.l.n.r.) Jürgen Piger, Judith Schmitz, Arnd Juschkat, Natalie Hagen, Andreas Stiene // © vvg

Vorgestellt Andreas Stiene und der CTC

vvg - 12.12.2017 - 09:00 Uhr

Wie würdest du den Come Together Cup erklären?
Der CTC hat viel mit meiner Vergangenheit zu tun. Als ehemaliger Kriminalkommisar und Landesligaspieler in Essen hatte ich Anfang der 90er in Köln mein echtes Coming Out. Ich konnte bis dahin, mein Schwulsein, den Beruf und das Fußballspielen nicht so wirklich unter einen Hut bringen. In Köln las ich dann Ende ’92 eine Anzeige: „Schwule Fußballer gesucht!“. Ich war selber voller Vorurteile und dachte, die wollen doch bestimmt nur „gemeinsam duschen“, aber nicht Fußball spielen, bin aber doch mal hin und so kam ich ins „Cream Team Cologne“, dass dann bei den Gay Games 1994 in New York das Männerturnier gewann. Kurz danach gab es das schon oft erwähnte Freundschaftsspiel gegen die Polizeiauswahl Köln, welches Unentschieden ausging und was die Polizei schon wurmte, weil sie (ausgerechnet) gegen Schwule Kicker nicht gewonnen hatten. Das Spiel war mein Schlüsselerlebnis, daraus entstand meine Idee bei einem Turnier gegen jede Form von Vorurteilen und Klischees im Fußball anzugehen. Mit dem damaligen Polizeipräsidenten Jürgen Roters fand ich gleich den perfekten Unterstützer und CTC-Schirmherren.

Mitte Sept. hat der CTC  eine außerordentliche Mitgliederversammlung abgehalten, was ist passiert?
Dazu gibt es eine Pressemitteilung, in der man es genauer nachlesen kann.

Was ich sagen kann: den CTC in Köln, als das verbindende Benefiz-Freizeitfußball-Fest wird es weiterhin geben. Veränderungen hin zu einer professionelleren Organisationsform werden einige dosierte Veränderungen in der Veranstaltungsstruktur mit sich bringen. Für jede bisherige Helferin und jeden bisherigen Helfer wird es natürlich auch künftig gut zu tun geben beim 24. CTC 2018. 

Der CTC weitet sich auch außerhalb von Köln aus?
Wir, das sind Sebastian Lange von local10 und ich, haben in diesem Jahr den „1. CTC auf Schalke“ ausgerichtet und waren  beeindruckt, wie offen unser verbindendes Turnierkonzept von den Institutionen der Stadt Gelsenkirchen, aber auch z.B. von der S04 - Stiftung „Schalke hilft!“ angenommen wurde. Dort gab es gleich von Beginn an drei gemeinschaftlich ausgewählte benefizbegünstige Vereine, u.a. der Arche Noah – Förderverein, sowie der ansässige Schalker Amateurfußballverein und noch ein soziales Projekt auf der Schalker Meile. Das Prinzip der bunten Vielfalt wollen wir von Köln aus in andere fußballverrückte Städte übertragen. Dank der gesellschaftlichen Entwicklung gilt dort: Alle Beteiligten stehen sich dort gleich von Anfang an absolut auf Augenhöhe gegenüber. Völlig egal welcher Minderheit oder sonstigen gesellschaftlichen Gruppe man angehört – als einzige ausgenommen sind jegliche extremen Gruppierungen.

In Köln ist der CTC ein schwul-lesbisches Spektakel, wie sieht das im Ruhrpott aus?
In Köln ist meine Idee des CTC aus einem Freundschaftsspiel zwischen dem schwulen „Cream Team-Cologne“ und der Fußball-Mannschaft der Polizeiauswahl Köln erwachsen. Hier war und ist sehr stark die Community an der Gestaltung, Durchführung und den Benefizerlösen beteiligt, was auch künftig weitgehend so bleiben soll. In Gelsenkirchen haben wir andere Strukturen und Projekte, die wir als Kooppartner einbezogen haben. Wobei hier aber mit „Andersrum auf Schalke“ und den „RegenbogenKnappen“ z.B. gleich zwei schwul-lesbische S04 - Fanclubs aktiv mit dabei waren und das Gelsenkirchener „Jugendzentrum together“ kickte im Frauenturnier sehr erfolgreich mit. Aber natürlich ist die Publikumsstruktur dort eine andere. Ebenso werden wir bei den 2-3 weiteren zusätzlich geplanten CTCs im nächsten Jahr in anderen Städten wieder daran gehen, Partnerschaften mit gemeinnützigen Vereinen und der jeweiligen Stadt aufzubauen. Und neben unseren weiterhin aktiven Kontaktaufnahmen zur örtlichen Community, trägt sicher auch die überregionale Bekanntheit des Kölner CTC mit dazu bei, dass schwule und lesbische Fußballteams bei den Turnieren mit kicken werden.

Warum hast du das Sportereignis vor 3 Jahres abgegeben, wenn es jetzt „back to the roots“ zu dir zurückfindet?
Beruflich und privat wurde es nach 20 Jahren für mich damals gerade immer schwieriger den CTC, wie bis dahin geschehen, komplett neben meinem Vollzeit-Job zu organisieren. Aus anfangs 10 Männerteams 1995 waren bis 2014 schon 60 Fußballteams beim parallelen Männer- / Frauenturnier geworden. Aber in den letzten drei Jahren ist so viel geschehen, was mir zu einer ganz neuen Orientierung rund um den CTC verhalf. Ich habe nun seit Anfang 2017 die Möglichkeit, mich komplett nur noch um diese Herzensangelegenheit zu kümmern. Zuerst war das nur für den CTC - Roll Out in andere Städte gedacht. Daraus ist aber jetzt, nachdem wir auch schon sehr umfangreich und logistisch-technisch leitend beim 23. CTC 2017 mitgearbeitet haben, künftig nochmal einiges mehr an wunderbaren Herausforderungen geworden.

Spielst du denn auch noch aktiv selber mit?
Ich habe bis 2007 immer noch im Cream-Team mitgespielt, soweit es eben ging und nicht zu wichtige Dinge in der Organisation anstanden. Seit 2008 bin ich nur noch beim sogenannten Promi-Spasspiel mit dabei.

Dabei bist du jetzt als Besitzer eines Doppelherzes doch fit, oder?
Ich freue mich wirklich sehr, dass ich überraschenderweise von der Mitgliederversammlung und vom Vorstand ein tolles Dankeschön erhalten habe: Das Ehren - Come-Together-HERZ für die gute Zusammenarbeit in den letzten drei Jahren. Damit zeigten mir natürlich auch die beiden bisher benefizbegünstigten Vereine anyway e.V. und Aidshilfe Köln e.V., wie sie inhaltlich voll und ganz hinter der verbindenden CTC-Idee stehen. Ich habe jedenfalls mit so einem wundervollen Ehrenpreis echt nicht gerechnet. Das hat mich unglaublich gefreut - da pochte mir dann mein Herz aber so richtig.

Dieses Interview hat SCHWULISSIMO mit Andreas Stiene im November 2017 geführt.

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