Zensur bei Netflix? Künftig staatliche Aufsicht über Inhalte für Kinder
Nachdem in dieser Woche die beliebte schwule Serie „Boots“ nach nur einer Staffel von Netflix überraschenderweise eingestellt wurde, mehrten sich die Vorwürfe, der Streamingdienst sei vor dem US-Verteidigungsministerium eingeknickt, das die Geschichte um schwule Soldaten im US-Militär der 1990er Jahre scharf als „woken Müll“ kritisiert hatte. Alles nur Verschwörungstheorien? Passend dazu fordern jetzt eine mächtige konservative Gruppe in den USA, dass die US-Regierung künftig die Inhalte für Kinder bei Netflix genauer untersuchen müsse.
Druck auf US-Regierung
Die landesweite, streng konservative Organisation Concerned Women for America (CWA) fordert eine dauerhafte Untersuchung durch die US-Behörden, besonders mit Blick auf LGBTIQ+. Nach ihrem Bericht sollen rund 41 Prozent der Kindersendungen auf Netflix queere Inhalte enthalten. Die Gruppe nutzt dabei auch die geplante Übernahme von Warner Bros. Discovery als Druckmittel, um ihre Forderungen durchzusetzen.
Konkret kritisieren sie, dass 41 Prozent der Sendungen mit der Altersfreigabe TV-G sowie TV-Y7 queere Botschaften transportieren. TV-G richtet sich an alle Altersgruppen, TV-Y7 an Kinder ab sieben Jahren. Mit der Fusion würde Netflix zur dominierenden Streamingplattform, was laut den Kritikern Familien dazu „zwingen“ könnte, das Angebot zu nutzen, da auch populäre Inhalte wie Harry Potter dann nur noch dort verfügbar wären. CWA-Vorsitzende Penny Nance betonte überdies, dass sowohl Eltern als auch Regulierungsbehörden über die zunehmende Präsenz von LGBTIQ+-Themen in Kindersendungen nachdenken sollten. Sie fordert zudem die Einrichtung eines unabhängigen Gremiums, das die Interessen der Eltern bei der Entscheidung über die Fusion vertreten soll.
Netflix betont LGBTIQ+ und Elternrechte
Die geplante Übernahme von Warner Bros. Discovery durch Netflix hat einen Wert von fast 83 Milliarden US-Dollar. Ex-Präsident Donald Trump erklärte, dass neben der Kartellbehörde auch er in die Entscheidung einbezogen werden sollte. Zudem hat Paramount ein konkurrierendes Übernahmeangebot vorgelegt. Teilweise wird Trumps Interesse darauf zurückgeführt, dass zu Warner Bros. Discovery auch der Nachrichtensender CNN gehört, der die Regierung immer wieder kritisiert. Netflix selbst betonte, dass das Unternehmen LGBTIQ+-Themen unterstützt, aber gleichzeitig Eltern umfassende Möglichkeiten bietet, den Zugang zu bestimmten Inhalten zu steuern.
Die Concerned Women for America (CWA) ist eine konservative US-Organisation, die 1979 gegründet wurde. Sie setzt sich für traditionelle Familienwerte, Religionsfreiheit und eine Pro-Life-Politik ein und engagiert sich aktiv in der Politik, etwa durch Lobbyarbeit und Kampagnen zu Bildung, Medieninhalten und Gesetzesvorhaben. Die Gruppe kritisiert regelmäßig Maßnahmen, die LGBTIQ+-Rechte stärken, und versucht, politischen Einfluss im Sinne konservativer Werte auszuüben.