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Festnahme von LGBTIQ+-Aktivist

Festnahme von LGBTIQ+-Aktivist Vorfall in New Jersey sorgt landesweit für Schlagzeilen

ms - 18.12.2025 - 10:00 Uhr
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Gegen den Geschäftsführer der LGBTIQ+-Organisation Garden State Equality aus New Jersey, Christian Fuscarino, sind jetzt mehrere Anklagen wegen Gefährdung des Kindeswohls, Missbrauch und Körperverletzung erhoben worden. Das geht aus Gerichtsunterlagen des Monmouth County hervor. Der Vorfall soll sich Anfang November in Fuscarinos Wohnhaus in Neptune City ereignet haben.

Ermittlungen wegen körperlicher Misshandlung

Dem 35-Jährigen wird vorgeworfen, als Betreuungsperson das Wohl eines Kindes gefährdet sowie zwei Fälle von Körperverletzung begangen zu haben. Laut einer eidesstattlichen Erklärung soll Fuscarino das betreffende Kind Anfang November gegen 20 Uhr abends aus dem Bett gezogen, ihm mehrfach mit der offenen Hand ins Gesicht geschlagen und es wiederholt gegen eine Wand gestoßen haben. Die Ermittler sprechen von heftigen Ohrfeigen und Stößen. Der Vorfall wurde offenbar von einem häuslichen Sicherheitssystem aufgezeichnet. In der Erklärung heißt es: „Fuscarino scheint anzuhalten und mit dem Kind zu sprechen, bevor er das Kind erneut – von unten – ins Gesicht schlägt.“

Das Kind wurde anschließend von einer Betreuungsperson in das Monmouth County Child Advocacy Center in Freehold gebracht, eine Einrichtung zur Untersuchung von Vorwürfen wegen Kindesmissbrauchs. Dort sei ein forensisches Interview geführt worden, bei dem es „keine Angaben zu körperlicher Misshandlung“ gegeben habe, heißt es in den Unterlagen. Eine weitere im Haushalt lebende Person habe jedoch gegenüber den Ermittlern bestätigt, „dass sie gesehen habe, wie Fuscarino das Opfer schlug“. Ermittler der staatlichen Abteilung für Kinderschutz und dauerhafte Betreuung stellten das Videomaterial sicher und informierten daraufhin die Staatsanwaltschaft des Monmouth County.

„Schwieriger persönlicher Moment“

Fuscarino habe gegenüber einem Betreuungsmitarbeiter überdies erklärt, es habe „eine Episode mit körperlichem Kontakt“ zwischen ihm und dem Kind gegeben, ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Ermittler der Polizei von Neptune City nahmen Fuscarino daraufhin fest. Der Fall wurde anschließend an die Staatsanwaltschaft übergeben. Fuscarino lehnt bis heute eine Stellungnahme ab. 

Sein Anwalt Mitchell Ansell sprach von einem „schwierigen persönlichen familiären Moment“. „Leider ist dieser private Moment nun öffentlich geworden“, erklärte Ansell. In einer weiteren Stellungnahme sagte er: „Für alle, die besorgt sind: Bitte wissen Sie, dass alle in Sicherheit sind und kein körperlicher Schaden entstanden ist.“ Zudem betonte er: „Im Einklang mit den Werten, die er in jede Sache eingebracht hat, für die er sich jemals eingesetzt hat, konzentriert sich Christian darauf, das Richtige zu tun und ein besserer Mensch zu werden.“

Queere Organisation distanziert sich 

Garden State Equality teilte mit, Fuscarino sei unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe beurlaubt worden und ein kommissarischer Geschäftsführer sei derweil bereits eingesetzt worden. Fuscarino ist seit 2016 Geschäftsführer von Garden State Equality, der größten LGBTIQ+-Organisation in New Jersey mit Sitz in Asbury Park. In seiner Biografie heißt es, er verfüge über „20 Jahre Erfahrung in der LGBTIQ+-Interessenvertretung“ und habe sich unter anderem für den Schutz von trans* Rechten, die Bekämpfung von Hassgewalt sowie Reformen im Gesundheits- und Bildungsbereich eingesetzt. 

In einem 2018 veröffentlichten Interview sagte Fuscarino: „Frühere Generationen haben zu viel geopfert, als dass meine Generation noch kämpfen müsste. Ich wollte ein Leben als Vorbild führen.“ Drei ehemalige Führungskräfte von Garden State Equality – Steven Goldstein, Troy Stevenson und Andy Bowen – fordern in einem offenen Brief die sofortige Entlassung von Fuscarino. LGBTIQ+-Aktivist Jay Lassiter nannte die Geschichte einen Rückschlag für die Bewegung und kritisierte den Versuch, die Schwere der Anschuldigungen als „private Familienangelegenheit“ zu minimieren.

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