Sex bei der queeren Gen-Z Weniger Sex, kein ONS, dafür mehr Politik und KI-Romantik
Die Sexualität der jüngsten erwachsenen Generation sorgt für Aufmerksamkeit wie selten zuvor. Was bewegt die Generation Z – jene jungen Menschen zwischen etwa 13 und 28 Jahren – im Umgang mit Beziehungen, Intimität und Identität? Politische Debatten, digitale Lebenswelten und gesellschaftliche Umbrüche zeigen: Die Gen-Z gestaltet Sexualität anders als die Generationen vor ihr. Rund 22 Prozent von ihnen definiert sich in Deutschland als LGBTIQ+, in den USA sind es inzwischen sogar 24 Prozent.
Digitale Aufklärung als Teenager
Kaum eine Generation ist mit derart leicht zugänglichem Wissen über Sex aufgewachsen. Das Internet dient als Ort sexueller Bildung und Gemeinschaft – aber auch als Quelle problematischer Inhalte. Zuletzt berichteten 54 Prozent der US-Teenager, sie hätten ihre erste Begegnung mit Online-Pornografie bereits im Alter von 13 Jahren oder früher gehabt. Trotz dieser Offenheit erleben Jugendliche und junge Erwachsene nicht unbedingt mehr Sexualität – im Gegenteil. Laut CDC Youth Risk Behavior Survey befinden sie sich mitten in einer „Sex-Rezession“. Nur 32 Prozent der High-School-Schüler gaben an, schon einmal Sex gehabt zu haben. Zehn Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 47 Prozent.
Kein Sex, aber mehr Politik
Besonders deutlich zeigt sich der Wandel bei jungen Männern. Eine Studie des Kinsey Institute ergab: Ein Viertel der 18- bis 24-jährigen Gen-Z-Erwachsenen hatte noch nie Sex mit einem Partner oder einer Partnerin. Unter Männern ist es sogar jeder Dritte, unter Frauen jede Fünfte. Zugleich sind Männer dieser Altersgruppe deutlich häufiger Single: 63 Prozent der Männer unter 30 leben ohne Partner oder Partnerin, gegenüber 34 Prozent der Frauen.
Kaum ein Bereich beeinflusst junge Beziehungen dabei so stark wie Politik. In der US-Wahl 2024 entschieden sich 56 Prozent der Gen-Z-Männer für Donald Trump, während 58 Prozent der Gen-Z-Frauen Kamala Harris unterstützten. Der Graben zwischen männlichen und weiblichen Wahlberechtigten prägt auch die Dating-Kultur: Laut NPR/PBS/Marist finden es fast 60 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wichtig, dass ihre Partner ihre politische Position teilen – höher als in allen älteren Altersgruppen.
Angst vor Sex
Die konservative Wende in den USA hat reale Auswirkungen auf intime Entscheidungen. Nach dem Fall von Roe v. Wade im Jahr 2022 – dem Recht auf Abtreibung – gaben fast 20 Prozent der Gen-Z-Frauen an, Angst vor Sex zu haben. Auch queere junge Menschen erleben verstärkten gesellschaftlichen Druck: 2025 sagten mehr als ein Drittel aller LGBTIQ+-Erwachsenen, sie fühlten sich beim Dating nicht mehr sicher, ihre Identität offen zu leben. In der Gen-Z traf dies sogar auf 44 Prozent der jungen queeren Personen zwischen 18 und 24 Jahren zu.
Keine One-Night-Stands
Trotz wachsender Akzeptanz alternativer Lebensformen streben viele Gen-Zler nach Stabilität. Eine Datenerhebung unter Nutzern der Dating-App Feeld zeigte auf: 32 Prozent der Gen-Z-Erwachsenen bevorzugen Monogamie – deutlich mehr als bei Babyboomern (12 %). Auch bei Sexpraktiken zeigt sich Zurückhaltung. 48 Prozent der Gen-Z-Erwachsenen betrachten Sex beim ersten Date als Ausschlusskriterium für eine mögliche Beziehung. One-Night-Stands gehören überdies fast der Vergangenheit an: 2004 sagten noch 78 Prozent der Millennials, sie seien im Freundeskreis üblich. Zwanzig Jahre später gaben dies nur noch 23 Prozent der Gen-Z an.
Dating im Zeitalter der KI
Während Dating-Apps zunehmend ermüden, entstehen neue Formen digitaler Intimität. Einer Match-Studie von 2025 zufolge berichten 72 Prozent der Gen-Z-Singles, dass Menschen heute passiver beim ersten Schritt sind. Gleichzeitig wendet sich ein Teil der Generation alternativen Wegen zu: 33 Prozent von ihnen hatte bereits Interaktionen mit einem romantischen KI-Partner. Fast die Hälfte der Gen-Z-Singles nutzt KI, um Rat beim Dating zu erhalten – mehr als doppelt so viele wie Singles insgesamt (26 %).