Stimme prägt neues Selbstbild Cheyenne Jackson überwindet innere Homofeindlichkeit
Mit ganz großer Stimme: Cheyenne Jackson macht Schluss mit Selbstzweifeln.
Wenn die "schwule Stimme" dich überrascht
Kaum jemand lässt aktuell die gerüchtehungrigen Boulevardredaktionen so aufhorchen wie Cheyenne Jackson. Der charismatische Broadway-Star und durch 28 Episoden von „American Horror Story“ bekannte Schauspieler, lässt die Masken fallen – nicht nur auf der Bühne, sondern auch zu seinem inneren Ich. In seiner humorvoll-ironischen Videoreihe „Mirror, She Wrote“, die während der Vorbereitung zu seinem neuen Bühnenhit „Oh Mary!“ entstand, sprach er überraschend offen über das Phänomen der sogenannten „schwulen Stimme“ – und die bewegende Befreiung von der eigenen, jahrzehntelang trainierten inneren Homofeindlichkeit.
Selbstakzeptanz mit Broadway-Glamour
Cheyenne, längst ein Liebling der queeren Community, zeigte bei seiner Rückschau auf erste Videomitschnitte seines jungen Ichs erschrockene Verwunderung, wie sehr er „nach schwul klingt“. Doch statt sich darüber weiterhin zu grämen, nimmt er heute das Etikett gelassen an und lacht mit sich selbst: „Klar bin ich schwul. Was soll daran falsch sein?“ So konstatiert er, jede und jeder innerhalb der queeren Community könne irgendwo im Spektrum der charakteristischen „schwulen Stimme“ verortet werden.
Jahrelang rang der Star mit übermäßigem Bemühen, besonders „männlich“ zu wirken – bis hin zu verstellter Stimme in Interviews. „Es hat sehr lange gebraucht, bis ich mich mit dieser Seite meines Wesens anfreunden konnte“, gesteht Jackson, „und mittlerweile liebe ich alles, was ein wenig femininer ist – ganz besonders bei Männern.“ Einer dieser Männer: sein Ehemann Jason Landau, dem oftmals bereits nach dem ersten Wort das Coming-out gewissermaßen „mittönt“. Cheyenne kontert das süffisant: Was seinen Mann für ihn so anziehend macht, sei dessen völlige Unbekümmertheit.
„Ich habe jahrelang viel Angst davor gehabt, schwul zu wirken. Damals fühlte ich mich wie ein Gewinner, wenn Leute nicht bemerkten, dass ich schwul bin – das ist heute ganz anders: Meine innere Homofeindlichkeit ist Geschichte.“– Cheyenne Jackson in seiner Videoreihe „Mirror, She Wrote“
Mit seiner Offenheit bringt Jackson frischen Wind in eine Debatte, die zu selten in aller Öffentlichkeit geführt wird. Obwohl Akzeptanz in Teilen der Medienlandschaft, etwa dank Erfolgsserien wie „American Horror Story“ oder „Call Me Kat“, sichtbar wächst, berichten Organisationen wie der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD+), dass viele queere Menschen noch immer tagtäglich Sprachverhalten und Auftreten „anpassen“, um Klischees zu entgehen oder Diskriminierung zu vermeiden. Neueste Umfragen zeigen: Gerade jüngere trans* Personen und Schwule fürchten Reaktionen aus dem eigenen Umfeld – ein Thema, das in den sozialen Medien seit Jacksons Statement offen diskutiert wird.
Fachleute aus der Diversitätsforschung betonen inzwischen regelmäßig, dass die individualisierte Wahrnehmung von Stimme und Verhalten eine wichtige Säule des Selbstwertes ist. Sichtbare Vorbilder wie Jackson können dazu beitragen, starre Rollenerwartungen endlich hinter sich zu lassen. Mit dem offenen Bekenntnis, das innere Selbstversteckspiel überwunden zu haben, inspiriert Cheyenne nicht nur Fans, sondern setzt auch einen klaren Trend: Authentizität ist das neue Must-have – und die schrille, sanfte oder tiefe Stimme spielt dabei keine Rolle mehr. Immer mehr prominente Persönlichkeiten sprechen ohne Scham über „codierte“ Formen von Männlichkeit und Weiblichkeit, auch im deutschsprachigen Raum.
Ganz nebenbei bleibt Cheyenne Jackson weiter im Rampenlicht – nach „Borderlands“ und „Stellar People“ verspricht der 50-jährige Entertainer auch für die nächsten Jahre aus dem Klatschzirkus nicht wegzudenken. Bleibt abzuwarten, ob sich nun weitere Stars trauen, ihre vermeintlich „untelegene“ Stimme voll und ganz zu feiern. Wer also hat den Mut, dem Diktat der Konformität Adieu zu sagen?