Direkt zum Inhalt
Appell an die Slowakei

Appell an die Slowakei Anti-LGBTIQ+-Gesetzpaket kurz vor Verabschiedung

ms - 16.06.2025 - 15:00 Uhr
Loading audio player...

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico will mit einem neuen Gesetzespaket Homosexuelle und queere Menschen im Land auf breiter Front angreifen – von der Verankerung der Ehe als exklusiv heterosexuelles Bündnis über ein Verbot von Adoptionsrechten für Schwule und Lesben bis hin zur Aberkennung des Existenzrechts für queere Personen. Die Regierung ist derzeit kurz davor, die neuen Richtlinien final zu beschließen, bei einer ersten Lesung erreichte das Vorhaben bereits eine Mehrheit. Mit einem eindringlichen Appell richten sich jetzt mehrere Vertreter des Europarates an Fico und die Regierung. 

Angriff auf Menschenrechte

In den kommenden Tagen wird der Nationalrat der Slowakischen Republik in zweiter Lesung über die von der Regierung vorgelegten Verfassungsänderungen beraten, die zuletzt noch einmal verschärft worden sind. Allen voran meldete sich deswegen jetzt der Menschenrechtskommissar des Europarates, Michael O'Flaherty, zu Wort, er spricht von „schwerwiegenden Menschenrechtsbedenken“ und betonte überdies: „Die Parlamentarier sollten keine Änderungen an der slowakischen Verfassung annehmen, die den allgemeinen Menschenrechtsschutz untergraben oder die Menschenrechte bestimmter gesellschaftlicher Gruppen schwächen.“

Die Slowakei will die queerfeindlichen Gesetze mit der Begründung umsetzen, dass solche Aspekte unter die selbstbestimmte Souveränität des Landes fallen würden, da sie die „nationale Identität“ sowie „grundlegende kulturell-ethische Fragen“ betreffen würden. „Ich befürchte, dass dieser Vorschlag im Widerspruch zu dem Grundsatz steht, dass das innerstaatliche Recht eines Staates, einschließlich des Verfassungsrechts, nicht zur Rechtfertigung einer Handlung oder Unterlassung herangezogen werden kann, die gegen das Völkerrecht verstößt. Dies schließt die Verpflichtung aus der Europäischen Menschenrechtskonvention ein“, so O'Flaherty weiter. 

Ähnlich kritisch blickt der EU-Menschenrechtskommissar auf die Pläne, die Sexualerziehung an Schulen massiv einzuschränken und dem Willen der römisch-katholischen Kirche anzupassen, die bis heute im Land eine große Macht innehat. „Ich appelliere an die Parlamentarier, die Rechtsstaatlichkeit und die Menschenrechte aller Menschen in diesem Land zu wahren.“

Verpflichtung zu EU-Rechten 

Mit ähnlichen Worten äußerte sich nun auch Béatrice Fresko-Rolfo die Generalberichterstatterin für die Rechte von LGBTIQ+-Personen bei der PACE, der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. „Ich bin zutiefst besorgt über den Inhalt einiger dieser Änderungen in Bezug auf den Schutz der Rechte von LGBTIQ+-Personen. Ich fordere das slowakische Parlament auf, die vorgeschlagenen Verfassungsänderungen abzulehnen, die darauf abzielen, die Adoption durch gleichgeschlechtliche Paare zu verbieten, den Zugang von Kindern zu inklusiver Sexualerziehung einzuschränken, die rechtliche Anerkennung des Geschlechts unmöglich zu machen und die Souveränität der slowakischen Verfassung über europäisches Recht und internationale Verträge zu behaupten.“ 

Dabei mahnt Fresko-Rolfo die slowakische Regierung auch an: „Durch die Ablehnung dieser Änderungsanträge kann das Parlament sein Engagement für die Achtung der Menschenrechte aller Menschen und seiner völkerrechtlichen Verpflichtungen zum Ausdruck bringen. Die Slowakei ist aufgrund ihrer internationalen Vereinbarungen verpflichtet, die Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte und des EU-Gerichtshofs zu respektieren. Ich zähle darauf, dass das slowakische Parlament gegen die vorgeschlagenen Änderungen mobil macht, die darauf abzielen, den Schutz der Rechte von LGBTIQ+-Personen zu schwächen.“

Anzeige
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Opfer mit Böller angegriffen

Verdächtige 16 und 18 Jahre alt

Vor zwei Monaten kam es im Hamburger Stadtpark zu einem schwulenfeindlichen Angriff. Zwei Brüder wurden nun als Hauptverdächtige festgenommen.
Bilanz ESC 2025

Mehrwert für die Schweiz

Die Schweiz zieht ein positives Fazit über den ESC 2025 in Basel: Die Kassen klingelten und das Image hat sich deutlich verbessert.
Schwules Paar überfahren

Homophober Angriff in London

Mordprozess in London: Am Weihnachtsabend 2024 raste ein 30-Jähriger in eine Menschenmenge, darunter ein schwules Paar. Ein Mann starb dabei.
Lügen vor Millionenpublikum

Anti-LGBTIQ+-Rhetorik von rechts

In der „Tucker Carlson Show“ mit dem rechten Aktivisten Milo Yiannopoulos entlud sich wieder einmal eine Welle LGBTIQ+-feindlicher Rhetorik.
Lynchversuch an Universität

Student in Uganda angegriffen

Eine Gruppe homophober Studenten versuchte an der größten Universität in Uganda einen Kommilitonen zu ermorden. Jetzt hat der Fall erste Konsequenzen.
Neue Vorwürfe in England

Homophobie unter Polizisten

Erneut steht die britische Polizei in der Kritik: Verschleppte sie die Aufklärung von Raubüberfällen auf Schwule aufgrund von Homophobie?
Italiens neue Zensur

Verbotspläne schreiten voran

"Gott, Vaterland und Familie“: Nur Sexualkunde und LGBTIQ+ soll es an vielen Schulen Italiens bald nicht mehr geben, beschlossen die Parlamentarier.
Jugend unter Druck

Psychische Probleme stark vertreten

Viele queere Jugendliche haben Zukunftsängste, neuerdings auch mit Blick auf die Spaltung der Gesellschaft. Details offenbart eine neue Studie.