Hinterhalt in Aserbaidschan Schwule werden von der Polizei in die Falle gelockt, inhaftiert und erpresst
Die Polizei jagt mit einem perfiden Trick derzeit verstärkt schwule Männer in Aserbaidschan, wie die queere Organisation ILGA Europe jetzt eindringlich warnt. Tappen die Homosexuellen in die Falle, wird von ihnen Schweigegeld erpresst.
Hinterhältige Betrugsmasche
Das betrügerische Vorgehen wird so offenbar in den letzten Wochen immer häufiger angewandt: Wenn Polizisten an die Telefonnummer von vermeintlich schwulen Männern herankommen, beispielsweise durch die Inhaftierung eines Betroffenen und Beschlagnahmung seines Handys, rufen sie anschließend jene Personen an und erklären ihnen, sie seien Vertreter von Unternehmen: „Ein Paket ist für Sie angekommen“ oder „Sie haben ein Geschenk oder ein kostenloses Produkt gewonnen“ sind die gängigen Lügen.
Geben die Schwulen daraufhin ihre genaue Adresse bekannt, schnappt die Falle zu. Kurz darauf erscheint dann die Polizei vor Ort, inhaftiert die Männer kurzzeitig und erpresst schlussendlich Schweigegeld von den Opfern, wenn diese nicht geoutet werden wollen. Darüber hinaus werden alle Kontakte auf den Handys sowie auf Social Media erneut gesammelt – und das perfide Spiel geht von vorne los.
Angriff auf Menschenrechte
„Diese gezielten Betrugstaktiken gegen die LGBTIQ+-Community stellen eine schwere Verletzung der Menschenrechte dar“, betont die ILGA Europe. Die Angst geht im Land dabei offenbar derzeit verstärkt um, wie auch die Menschenrechts-Organisation Minority Azerbaijan weiter betont. Sie spricht von Dutzenden Männern, die so bisher allein in den letzten Tagen hinters Licht geführt worden sind.
Zusammen mit der ILGA spricht sich der Verein für verstärkte Sicherheitsvorkehrungen und einer generellen Vorsicht bei eingehenden Anrufen aus. Niemals sollte überdies die private Adresse weitergegeben werden. Ist der Fall X doch eingetreten, raten die Verbände dazu, nur in Begleitung eines Anwalts zur Polizei zu gehen. Offenbar hat es die Polizei dabei derzeit verstärkt auf schwule Männer abgesehen, wohl auch, weil diese oftmals ein ungeoutetes Leben im Geheimen haben.
Gefährliche Lage für LGBTIQ+
Immer wieder versuchen die staatlichen Behörden so, gezielt Homosexuelle wie aber auch Bisexuelle und queere Personen in den letzten Jahren zu attackieren, auch wenn Homosexualität offiziell seit dem Jahr 2000 legal ist. Trotzdem kommt ein Outing in der Öffentlichkeit einer kompletten sozialen Ächtung gleich – Betroffene verlieren ihre Jobs, ihre Wohnung und ihr soziales Umfeld.
Im Extremfall kommt es auch vermehrt zu Ehrenmorden und Lynchjustiz, gerade männliche Homosexualität wird im Land bis heute als schändlich und unmännlich angesehen. Strafrechtlich verfolgt werden die Morde an schwulen Männern zumeist gar nicht. Die meisten queeren Menschen verstecken sich daher in der Hauptstadt Baku, um in der Masse besser untertauchen zu können.
„In der Vergangenheit hat die LGBTIQ+-Gemeinschaft berichtet, dass die Polizei Dating-Apps nutzt, um queere Personen in die Falle zu locken. Die steigende Zahl solcher Betrugsfälle jetzt ist äußerst besorgniserregend und stellt ein noch größeres Risiko für die Sicherheit von LGBTIQ+ Personen dar“, so die ILGA weiter. In den letzten zehn Jahren belegte Aserbaidschan den letzten Platz unter 49 Ländern im ILGA-Regenbogenindex für den Schutz der Rechte von LGBTIQ+.