Todesfalle Saudi-Arabien Letzte Chance für Schwule: Flucht in die USA
Die Stiftung Alwan versucht derzeit zusammen mit der internationalen LGBTI*-Organisation All Out, homosexuelle Männer aus Saudi-Arabien zu retten. Die Lage gerade für Schwule verschlimmere sich zusehends immer weiter, es drohen lange Haftstrafen bis hin zur Todesstrafe.
Folter und Hinrichtungen
Die extreme Form der Verfolgung und Gewalt seien dabei Schwule auch in Katar sowie den Vereinigten Arabischen Emiraten ausgesetzt. Regelmäßig kommt es laut der Stiftung so auch zu körperlicher Züchtigung, Folter und öffentlichen Hinrichtungen von schwulen Männern. In Saudi-Arabien wurden allein im letzten Jahr 172 Menschen hingerichtet, so die offiziellen Angaben. Saudi-Arabien steht damit hinter dem Iran an zweiter Stelle der Länder mit den weltweit meisten Hinrichtungen.
„Homosexuelle Personen sind ständigen Schikanen und Gewalt ausgesetzt, und ihnen werden häufig grundlegende Rechte wie Bildung, Wohnraum und Beschäftigung verweigert. Schwule in der Region können den Behörden oder sogar ihren eigenen Familien oft nicht trauen. Das bedeutet, dass die Flucht ihre einzige Möglichkeit für ein besseres Leben ist“, so die Organisation, die aktiv Hilfe anbietet und die Fälle von Menschenrechtsverletzungen zudem dokumentiert.
Flucht als letzte Chance
Immer wieder ist dabei die Rede von „unvorstellbarer Gewalt“, denen die homosexuellen Opfer ausgesetzt sind, auch durch die eigenen Familien. Für viele von ihnen ist die Alwan-Stiftung derzeit der letzte Rettungsanker. Mit rechtlicher und finanzieller Unterstützung hilft das Team bei Asylanträgen im Ausland, es fungiert außerdem als Rechtsbeistand und bietet eine vorübergehende Unterkunft und Lebensmittel an. Die Mehrzahl der jungen schwulen Männer, die so das Land verlassen können, flüchten in die USA, um dort neu anzufangen.
Die Lage verschlimmere sich dabei immer weiter. Tariq Aziz berichtete so der Stiftung: „Ich wurde wegen des bloßen Verdachts, schwul zu sein, inhaftiert. Nachdem ich kurzzeitig wieder entlassen wurde, war mir klar, ich musste fliehen, wenn ich überleben wollte. Aber allein ist die Flucht aus dem Land fast nicht möglich.“ Aziz schaffte es in die USA, wo er heute selbst für die spendenbasierte Stiftung tätig ist: „Ich weiß aus erster Hand, wie schrecklich es ist, an einem Ort zu leben, an dem die eigene Existenz verleugnet und kriminalisiert wird. Ich habe mich verpflichtet, anderen zu helfen, die Sicherheit und Freiheit zu finden, die ich jetzt habe.“
Internationale Kritik
Saudi-Arabien machte in den letzten Monaten immer wieder durch seine dramatische Menschenrechtslage Schlagzeilen, zuletzt wurde ein TV-Produzent wegen einer Netflix-Serie zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er angeblich „Werbung für Homosexualität“ gemacht habe. Im Jahr 2034 soll im Land die Fußballweltmeisterschaft ausgetragen werden, zahlreiche Menschenrechts- und LGBTI*-Organisationen kritisierten bereits mehrfach die Vergabepraxis der FIFA scharf – bisher ohne jeden Erfolg.