Direkt zum Inhalt
Historische Mitschuld

Historische Mitschuld Zentralkomitee der Katholiken fordert Aufarbeitung der Homoverfolgung der Kirche

ms - 30.05.2024 - 14:00 Uhr
Loading audio player...

Während heute beim Katholikentag in Erfurt das Fronleichnams-Fest im Mittelpunkt steht, erklärte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) kurz zuvor, dass die „historische Mitschuld“ der römisch-katholischen Kirche bei der Verfolgung und Diskriminierung von Homosexuellen in Deutschland aufgearbeitet werden müsse. Schwule und Lesben, die von der Kirche ausgegrenzt, ihre Anstellung verloren oder aus Ehrenämtern entfernt wurden, sollen, auch posthum, rehabilitiert werden.

Öffentliche Rehabilitierung gefordert

Das ZdK möchte dabei als Clearingstelle fungieren, an die sich Betroffene, Angehörige und Freunde von Betroffenen wenden können. Auf dieser Basis sollen die Bischöfe aller Diözesen nach Maßgabe der Betroffenen diese Personen dann offiziell und öffentlich rehabilitieren. 

„Das ZdK kann die Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Es kann aber dazu beitragen, dass Erinnerung lebendig bleibt und in die Zukunft wirkt. Deshalb wird das ZdK eine wissenschaftlich-historische Aufarbeitung der Mitschuld der Kirche bei der Kriminalisierung queerer Identitäten initiieren.“ 

Späte Auseinandersetzung mit §175

Unter der Federführung der Kommission für Zeitgeschichte in Bonn soll dabei eine unabhängige wissenschaftliche Studie zur historischen Erforschung der Beteiligung der katholischen Kirche an der Aufrechterhaltung des berüchtigten Strafrechtsparagraphen 175 angestrebt werden – 123 Jahre lang verbot der Paragraph in unterschiedlich scharfer Ausprägung sexuelle Handlungen zwischen Männern. Erst 1994 wurde der §175 ganz abgeschafft. 30 Jahre danach müsse nun auch die Kirche in Deutschland dies endlich würdigen, so das ZdK. 

Ein Katholikentag auch für LGBTI*

Der gestern gestartete Katholikentag in Erfurt lädt noch bis einschließlich Sonntag zu insgesamt rund 500 Veranstaltungen ein, etwa 20.000 Besucher werden erwartet – als roter Faden ziehen sich dabei die Themen Demokratie und Vielfalt durch, so das ZdK weiter. Im Angebot sind auch mehrere LGBTI*-Veranstaltungen, Gesprächsrunden und Infostände sowie am Freitagabend zudem ein LGBTI*-Gottesdienst in der Erfurter St. Josef-Kirche mit dem Titel „Unter dem Regenbogen – Frieden ist mehr“. 

Das ZdK versteht sich als Dachverband der katholischen Laien, die Organisation hat sich in den letzten Jahren mehrfach für LGBTI*-Rechte eingesetzt. Das Oberhaupt der Kirche, Papst Franziskus, indes, diskreditierte erst vor wenigen Tagen Homosexuelle als „Schwuchteln“. Nach einem großen medialen negativen Echo hatte der Sprecher des Pontifex, Matteo Bruni, erklärt, Franziskus habe nicht die Absicht gehabt, jemanden zu beleidigen oder sich homophob auszudrücken. 

ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE
ANZEIGE

Auch Interessant

Große Trauer in Italien

Schwules Promipaar verunglückt

Das schwule italienische Star-Designerpaar Paglino und Grossi stirbt bei Frontalzusammenstoß auf der Autobahn durch einen 82-jährigen Geisterfahrer.
Statement gegen Hassgewalt

Hamburger Polizei zur Pride Week

Zur aktuellen Pride Week setzt die Hamburger Polizei ein klares Zeichen gegen Hassgewalt - unterstützt von RTL-Star-Choreograf Jorge González.
Bye Bye George

Haftantritt von George Santos

Schwuler Politstar der Republikaner, dann die Verurteilung wegen Betrug, Fälschung, Identitätsdiebstahl. Ab dieser Woche sitzt George Santos in Haft.
Mord aus Habgier

Prozess um Grindr-Date

In Schleswig-Holstein steht ein 21-Jähriger vor Gericht, weil er geplant bei einem Sexdate einen 56-Jährigen mit einem Küchenmesser emordet haben soll
PrEP für alle

England geht neue Wege

Die PrEP ist für „Risikogruppen“ wie sexpositive schwule Männer gedacht - bisher! Großbritannien will die PrEP für alle leichter zugänglich machen.
CSD-Wochenende mit Rekorden

Stuttgart und Berlin feiern Pride

Hunderttausende Menschen feierten am Wochenende in mehreren Städten den Pride. In Stuttgart blieb es friedlich, in Berlin kam es zu Gewalt.
Neue Richtlinien beim Dating

Großbritannien verschärft Regeln

Wer ab heute in Großbritannien eine schwule Dating-App öffnen will, braucht eine Altersverifikation - auch als Tourist. Ein Vorbild für Deutschland?
Ende der Antidiskriminierung

Queere Petition als letzte Rettung?

Die EU hat das geplante Antidiskriminierungsgesetz ad acta gelegt, Kritiker befürchten massive Einschnitte, queere Vereine fordern nun ein Umdenken.
Ermittlung gegen Bürgermeister

Vorgehen nach Budapest Pride

Ungarn macht ernst: Budapests Bürgermeister Gergely Karacsony muss kommende Woche zum Polizeiverhör erscheinen, weil er den CSD möglich machte.