Hassverbrechen in Bern Opfer sind zumeist schwule Männer und Frauen
Hassverbrechen gegenüber LGBTI*-Menschen sind auch in der Schweiz ähnlich wie in Deutschland nach wie vor ein großes Thema – zuletzt stiegen die Fallzahlen binnen eines Jahres um rund 50 Prozent an, Woche für Woche kommt es dabei zu neuen Angriffen, Epizentren sind vor allem Städte wie Zürich oder auch Bern. Mit der Kampagne „Bern schaut hin“ will die Stadt seit April 2023 dagegen vorgehen – nun hat sie ein erstes Fazit gezogen.
Die Opfer: Frauen und schwule Männer
Über das Meldetool haben sich binnen eines Jahres bis zum April 2024 insgesamt 750 Menschen anonym gemeldet, um über Belästigungen und Angriffe zu berichten. Nebst Frauen sind vor allem LGBTI*-Personen die bevorzugten Opfer der zumeist unbekannten Täter, so die jüngsten Ergebnisse, die jetzt vorgestellt worden sind. Vor allem schwule Männer werden aufgrund ihrer sexuellen Orientierung besonders gerne attackiert. Jede zehnte Belästigung war zudem auch rassistisch motiviert.
Aufruf zur Zivilcourage
Ziel sei es dabei vor allem, gerade auch die Bevölkerung für Homophobie, LGBTI*-Feindlichkeit und Sexismus besser zu sensibilisieren und im besten Fall zu Zivilcourage zu motivieren. Begleitend dazu wurde im Mai dieses Jahres die Plakatkampagne „Geht auch dich etwas an“ gestartet. Der Tool möchte so auch weiterhin überdies die Chance bieten, niederschwellig Übergriffe sichtbar zu machen.
Die Täter sind zumeist junge Männer, wie die Stadt Bern weiter mitteilte. Nur ein Bruchteil der Opfer habe sich dabei überhaupt an die Polizei oder eine Beratungsstelle gewendet, wie auch in Deutschland bleibt der allergrößte Teil der Übergriffe im Dunkeln. Eine Studie der Europäischen Grundwerteagentur geht von fast 90 Prozent der Fälle aus, die nie publik werden.
Die Stadt Bern erklärte zu den Gründen, warum Opfer sich gar nicht erst melden: „Während einige annehmen, dass der Vorfall nicht unter das Strafgesetz fällt, befürchten andere eine weitere Diskriminierung.“ In Zürich gibt es mit „Zürich schaut hin“ ein deckungsgleiches Projekt, auch hier waren die Zahlen mit 890 Meldefällen in nur einem Jahr besonders hoch.