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Neuer Streit in Großbritannien
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Neuer Streit in Großbritannien Frauenministerin Badenoch will Trans-Behandlungen bei Kindern in ein Verbot von Konversionstherapien einbinden

ms - 12.12.2023 - 11:00 Uhr

Die britische Ministerin für Frauen und Gleichberechtigung, Kemi Badenoch, sorgt in diesen Tagen erneut für hitzige Diskussionen in Teilen der LGBTI*-Community im Vereinigten Königreich. Deutlich stellte sie sich jetzt gegen geschlechtsverändernde medizinische Behandlungen bei Kindern und Jugendlichen – diese Anwendungen könnten als eine „neue Form von Konversionstherapie“ betrachtet werden.

Umdenken bei Behandlungen von Jugendlichen

In mehreren Ländern wie beispielsweise in Norwegen aber auch in Deutschland im Zuge des geplanten Selbstbestimmungsgesetzes und der Überlegung, sogenannte geschlechtsangleichende Operationen zur Kassenleistung zu machen, wird seit vielen Monaten heftig über medizinische Behandlungen bei Kindern und Jugendlichen gestritten, die über eine rein therapeutische Behandlung hinausgehen.

Immer wieder ist auch bereits die Vergabe von Pubertätsblockern in der Kritik; Langzeitstudien dazu fehlen, doch die bisherigen Untersuchungen sprechen von massiven lebenslangen gesundheitlichen Schäden wie beispielsweise einem dauerhaften Knochenschwund oder einer verminderten Gehirnleistung. Auch in Deutschland wird derzeit über eine generelle Neubewertung von Pubertätsblockern seitens der Ärzteschaft nachgedacht.

Großbritannien vollzieht dabei immer mehr eine 180-Grad-Wende bei diesem Thema, spätestens nachdem die Londoner Tavistock-Klinik nach einer Klagewelle von Eltern und betroffenen Kindern ihre Abteilung für Trans-Jugendliche schließen musste. Tausendfach sollen hier vorschnell Diagnosen gestellt und Medikamente vergeben worden sein.

Verbot von Konversionstherapien – aber wie konkret?

An anderer Stelle fordert die britische LGBTI*-Community seit über fünf Jahren das Verbot von Konversionstherapien im Land, also jenen unseriösen Heilungsangeboten vornehmlich für Homosexuelle. Immer wieder kam es hier zu Verzögerungen seitens der Regierung. Im Zentrum der Probleme stand dabei die Frage, ob auch Trans-Personen rechtlich vor Konversionstherapien geschützt werden sollen – bis heute scheint die Befürchtung nicht ausgeräumt zu sein, dass in diesem Fall sich auch bereits Ärzte, die die Selbstdiagnose Trans eines Minderjährigen in Frage stellen oder psychologisch abklären lassen wollen, strafbar machen könnten.  

Neubewertung der Familienministerin

Ministerin Badenoch geht nun offenbar einen Schritt weiter und erklärte, die von queeren Aktivisten geforderten Trans-Behandlungen an Kindern und Jugendlichen selbst seien bereits höchstwahrscheinlich eine neue Form von Konversionstherapien – und müssten demzufolge bei  einem gesetzlichen Verbot ebenso mit einbezogen werden.

Badenoch erklärte, dass die Gesetzgebung Probleme mit der geschlechtsbestätigenden Pflege angehen müsse, die nach Ansicht von medizinischen Fachkräften nicht der richtige Ansatz für junge Menschen ist, die ihre Geschlechtsidentität in Frage stellen. „Ärzte haben inzwischen Angst davor, einem Kind einen ehrlichen klinischen Rat zu geben, denn wenn sie das neue Geschlecht eines Kindes nicht automatisch bejahen und medizinisch versorgen, werden sie als transphob abgestempelt. Deshalb muss jeder Gesetzesentwurf, den wir machen, viele dieser Probleme ansprechen!“

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