Lasst euch registrieren! Rund zwei Millionen LGBTI*-Amerikaner sind nicht als Wähler registriert
Die LGBTI*-Organisation GLAAD hat jetzt mit eindringlichen Worten die LGBTI*-Community in Amerika dazu aufgerufen, sich als Wähler registrieren zu lassen – nur so können sie bei der Wahl im kommenden Jahr mitentscheiden, in welche Richtung sich das Land weiterentwickeln wird. Bis heute haben sich rund zwei Millionen LGBTI*-Amerikaner nicht registrieren lassen.
Massive Angriffe auf die US-Community
Die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr könnte durchaus als Richtungswahl gerade für die LGBTI*-Community verstanden werden, denn seit Monaten wird im US-Kulturkampf vor allem gegen Homosexuelle, queere Menschen und ihre Rechte gefeuert. In immer mehr Bundesstaaten werden Gesetze erlassen, die die rechtliche Gleichberechtigung von LGBTI*-Menschen direkt angreifen – ein besonderes Negativbeispiel dürfte dabei Florida sein, wo Ärzte inzwischen Homosexuelle als Patienten ablehnen dürfen, wenn deren Sexualität nicht mit den Glaubensrichtlinien des Mediziners vereinbar sind.
Anderenorts werden bereits alle Bücher mit LGBTI*-Inhalten aus den Bibliotheken verband, über 900 unterschiedliche Titel waren es allein im ersten halben Schuljahr 2023. Dazu kommen inzwischen mehrere hundert Gesetzesvorhaben, die sich überdies direkt gegen LGBTI*-Menschen richten, während die Richter am Supreme Court mit der Idee spielen, das grundsätzliche Recht auf die gleichgeschlechtliche Ehe kippen zu wollen. Bereits in diesem Jahr haben sie bestimmt, dass Dienstleister aus religiösen Gründen sich weigern können, Homosexuelle als Kunden zu akzeptieren.
LGBTI*-Community auch politisch mächtiger denn je
LGBTI*-Amerikaner sind dabei auf dem besten Weg, eine der am schnellsten wachsenden Wählergruppen des Landes zu werden, da der Anteil der erwachsenen US-Bevölkerung, die LGBTI* sind, stetig weiterwächst. Umfragen und Analysen der Wahlbeteiligung bei den Wahlen 2020 zeigten bereits auf, dass LGBTI*-Wähler eine entscheidende Rolle beim Sieg von Joe Biden als Präsidentschaftskandidat gespielt hatten.
„In einem Jahr mit beispiellosen Angriffen gegen LGBTI*-Personen müssen wir daran denken, dass die Angriffe von einer kleinen Gruppe lautstarker Extremisten ausgehen, während unsere Selbstvertretung funktioniert und unsere Stimme mächtig sein kann. In unserem ständigen Streben nach Gleichberechtigung und Gerechtigkeit haben LGBTI*-Amerikaner unglaubliche Fortschritte gemacht, und wir zeigen uns in immer größerer Zahl in jeder Hinsicht, auch an den Wahlurnen. Fast 21 Prozent der Generation Z sind LGBTI*, und es wird erwartet, dass bis 2030 fast jeder siebte Wähler LGBTI* sein wird. Unsere wachsende Sichtbarkeit und Freiheit, wir selbst sein zu dürfen, wird zu Recht gefeiert, schadet niemandem und inspiriert das Wachstum jeder LGBTI*-Person und unserer Gemeinschaften“, so GLAAD-Präsidentin Sarah Kate Ellis.
Hasserfüllte Rhetorik verschleiert die Realität
Dennoch seien die Herausforderungen, vor denen die Community derzeit stehe, sehr real und gefährlich. Ellis weiter: „LGBTI*-Amerikaner sehen sich mit zunehmenden Drohungen und tödlicher Gewalt gegen uns und unsere Verbündeten sowie mit Diskriminierung und hasserfüllter Rhetorik seitens gewählter Beamter konfrontiert, darunter eine rekordverdächtige Anzahl schädlicher Gesetzesentwürfe in den bundesstaatlichen Gesetzgebungen in diesem Jahr, die auf LGBTI*-Personen und -Jugendliche, ihre Gesundheitsversorgung, Bücher und sogar Gespräche in Schulen abzielen. In den sozialen Medien werden Lügen über LGBTI*-Personen und unsere Verbündeten verbreitet, die zu realen Gewalttaten anstiften (…) Die laute, hasserfüllte Rhetorik soll die Tatsache verschleiern, dass die Öffentlichkeit auf der Seite der LGBTI*-Rechte steht. Eine rekordverdächtige Mehrheit der Amerikaner befürwortet die Rechte der gleichgeschlechtlichen Ehe - aber das würde man nie erfahren, wenn man nur Fox News einschaltet oder die Ansichten von LGBTI*-feindlichen Politikern liest.“
Wann kommt das Gleichstellungsgesetz?
Dabei betont Ellis auch, wie wichtig es ist, gerade jetzt auch klare Kante zu zeigen, wenn die obersten Richter Clarence Thomas und Samuel Alito sich offen gegen Rechte von Homosexuellen stellen. „Auf lokaler Ebene müssen Gesetze zum Schutz von LGBTI*-Personen verabschiedet werden, und auf nationaler Ebene würde das Gleichstellungsgesetz das Bürgerrechtsgesetz ändern, um landesweit einen umfassenden Schutz auf Bundesebene auf der Grundlage der sexuellen Ausrichtung und der Geschlechtsidentität zu gewährleisten, auch in den Bereichen Wohnen, Bildung, öffentliche Unterkünfte und Zugang zu Krediten. Obwohl das Gleichstellungsgesetz bereits zweimal das US-Repräsentantenhaus passiert hat, wird es weiterhin von einem gespaltenen Kongress blockiert.“
Die Hoffnung ruht auf der Generation Z
Hoffnung setzt die Präsidentin dabei vor allem auf die jungen Amerikaner: „Die Generation Z ist die Generation, die am eifrigsten für wirtschaftliche und ökologische Gerechtigkeit, für LGBTI*-Rechte und Abtreibungsrechte, für die Gesundheitsversorgung, für ein Ende der Waffengewalt-Epidemie und für das Recht auf Bildung kämpft, und viele von ihnen werden 2023 und 2024 zum ersten Mal die Gelegenheit haben, zu wählen. Sprecht alle mit euren Familien, Freunden und Gemeinden über die Themen, über die Freiheiten, die auf dem Spiel stehen und die bei dieser Wahl für uns alle zur Wahl stehen. Wir brauchen unsere Nachbarn, Mitarbeiter und Klassenkameraden, um für Politiker zu stimmen, die die Tatsache unterstützen, dass LGBTI*-Personen existieren, willkommen und geliebt sind und in allen Lebensbereichen dazugehören. Wir haben bewiesen, dass wir die Wahlen mit unserer unglaublichen Macht beeinflussen können. Lasst uns diese nutzen, um eine hellere, integrativere Zukunft für uns alle zu gestalten.“